Eleonore - die Tochter des Highlanders (Ian McLaren - der Berserker)
wahrsten Sinne des Wortes vergaloppiert und waren in
der Nähe von Cobleland in einen Knick des Sterling River gekommen, der an
dieser Stelle insgesamt noch recht jung aussah, jedoch schon so tief war, dass
sie es nicht wagen konnten, ihn zu überqueren. Ian hatte sich den Verfolgten
schon so weit genähert, dass er sie mit einem Steinwurf hätte erreichen können,
als diese plötzlich kehrt machten und sich gegen ihre Verfolger in Stellung
brachten. Ihre Rücken hatten sie dem Fluss zugewandt, der ihnen den Weg
versperrte. Sie waren in eine Sackgasse geraten. Konnte es sein, dass sich
Buchanans Leute hier nicht auskannten? Ian McLaren mochte es nicht glauben, als
er die Hand hob, um seinen Leuten den Halt anzuzeigen. Nur wenige Fuß blieben
zwischen ihnen und den angeblichen Leuten Buchanans.
„Wo ist Jonathan Buchanan?“, fragte er die Männer gegenüber.
„Wo soll er sein, wenn nicht auf seinem Hauptsitz Buchanan
Castle?“, war die Antwort eines der Verfolgten. Wahrscheinlich war es der
Anführer.
„Hat er Euch nicht selbst angeführt, um uns zu überfallen?“
„Das hat er nicht nötig“, war die Antwort.
„So bist du der Anführer hier?“
„Seht Ihr jemand anderen weit und breit?“
„Aber Buchanan hat Euch befohlen, uns zu überfallen? Oder
seid Ihr gar Abtrünnige und arbeitet auf eigene Rechnung?“
„Wir sind niemandem abtrünnig und arbeiten loyal im Dienste
unseres Herrn.“
Weder Ian McLaren noch John Dougal war es bislang
aufgefallen, dass sich die beiden McGregors überaus zurückhielten bei diesem
Frage-Antwort-Spiel. Wie es ihnen auch nicht seltsam vorkam, dass sie zwischen
den angeblichen Buchanan-Leuten und den McGregor-Leuten standen.
„Nun gut“, fuhr Ian fort, „so wisst Ihr doch sicherlich, ob
und wo Buchanan meine Tochter und den jungen Dougal gefangen hält.“
„Das könnte sein.“
„Also, raus mit der Sprache. Wo sind sie?“
„Warum sollten wir es Euch verraten?“
„Weil wir Euch sonst an die Wand quetschen werden.“
„Aber nicht doch. So unbarmherzig könnt Ihr, der Berserker,
doch gar nicht sein.“ Merkwürdig erschien Ian die spöttische Bemerkung schon.
Woher nahm der Kerl die Frechheit, so mit ihm zu reden?
Da kamen plötzlich zwei Reiter über den Hügel, den sie
selbst kurz zuvor überschritten hatten. John hatte die beiden zuerst entdeckt,
stupste Ian an und wies mit dem Kopf nach hinten. Alle Köpfe richteten sich
dorthin. Als Ian im Begriff war, die beiden Reiter zu erkennen, tauchte das
Banner der Buchanans auf dem Hügel auf.
„Da sind Eleonore und Elroy, die von Buchanan gejagt
werden“, rief er erstaunt und ahnte nicht, dass es sich hierbei um ein
Missverständnis handelte. Beide winkten ihnen im Galopp zu. Nur wenige
Augenblicke, und sie waren kurz vor der hintersten Linie der McGregors, um an
diesen vorbei zu ihren Vätern zu gelangen. Rupert McGregor nickte seinem Sohn
zu. Der reagierte sofort.
„Haltet sie fest“, kommandierte dieser seinen Leuten. Für
diese war es ein Kinderspiel, die Herangestürmten in ihrem Galopp aufzuhalten.
Beide zogen ihre Schwerter, um sich zur Wehr zu setzen. Hatte der Berserker im
ersten Moment noch geglaubt, McGregors Leute wollten seine Tochter vor den
Verfolgern beschützen, die ebenso ihre Schwerter hoch erhoben hatten, so sah er
jetzt, dass dem nicht so war. Sowohl Eleonore als auch Elroy setzten sich gegen
die McGregors zur Wehr. Ian verstand nicht recht. Etwas konfus beobachtete er
die Szene und sah, wie die Buchanans – denn jetzt hatte er Jonathan unter den
Leuten erkannt – gegen die McGregors kämpften. Dann wurde der Kampf abrupt
abgebrochen.
„Haltet ein“, rief Rupert McGregor. „Die Kinder sind in
unserer Gewalt. Wenn Ihr nicht wollt, dass ihnen etwas geschieht, dann legt
Eure Waffen nieder.“ Er wandte sich direkt an Ian: „Befiehl es ihnen, McLaren.“
„Aber …“
„Nun mach schon, bevor ein Unglück geschieht.“
Ian tat, wie ihm geheißen. Die Klingen seiner Leute und die
der herangepreschten Buchanan-Männer verschwanden wieder in ihren Scheiden.
Verwundert schaute Ian auf die Buchanan-Leute in seinem Rücken, die sie selbst
verfolgt hatten. Hatten die ihn in eine Falle gelockt? Aber was redete dann
Rupert McGregor?
„Du hast es nicht anders gewollt, McLaren“, sprach dieser zu
ihm.
„Was hab ich nicht anders gewollt? Wovon redest du?“
„Du hast mir die Ehe deiner Tochter mit meinem Sohn
versprochen. Und daran möchte ich dich mit Nachdruck erinnern.
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