Elfen-Jagd
von Grund auf gute Nachbarn, auch die Dämonen. Und tatsächlich hatten sich die Dämonen ja auch einigermaßen gut aufgeführt, bis Fiant damit begonnen hatte, sich für Tandy zu interessieren.
Crombie, ihr Vater, hätte sie allerdings verstanden. Crombie war nicht nur ein Mensch, er war auch ein Krieger. Er verstand die Männer nur zu gut. Aber er hatte nur selten Urlaub, und sie hatte keine Möglichkeit, ihm ihre Lage zu schildern, also konnte sie von ihm im Augenblick auch keine Hilfe erwarten.
Als sie über ihren Vater nachdachte, erkannte Tandy plötzlich, daß Juwel es sich gar nicht leisten konnte, ihren Glauben an Leute zu verlieren, denn dann müßte sie auch Crombies Treue in Frage stellen. Das würde ihr Leben nur ins Chaos stürzen.
Mit ihrer Mutter konnte Tandy also nicht darüber reden. Das war nur mit ihrem Vater möglich, und zwar unter vier Augen. Das wiederum bedeutete, daß sie ihn aufsuchen mußte, da er nicht rechtzeitig nach Hause kommen konnte, um sich um den Dämon zu kümmern. Es hieß zwar, daß kein Mann es mit einem Dämon aufnehmen konnte, aber Crombie war mehr als ein Mann: Er war ihr Vater. Sie mußte unbedingt zu ihm.
Das aber war ein Problem für sich. Tandy war noch nie auf Schloß Roogna gewesen, ja, sie hatte noch nicht einmal die Erdoberfläche Xanths besucht. Wenn sie die Höhlen jemals verlassen sollte, würde sie sich auf der Stelle verirren. Sie hatte Angst davor, es auch nur zu versuchen. Wie sollte sie sich ganz allein zur Arbeitsstelle ihres Vaters durchschlagen? Darauf wußte sie keine überzeugende Antwort.
In der darauffolgenden Nacht ließ der Dämon sie in Frieden. Statt dessen kamen die Nachtmähren: Sobald Tandy eingeschlafen war, kamen sie hereingetrabt, bäumten sich über ihrem Bett auf, ließen mit angelegten Ohren die Hufe blitzen und schnaubten durch die Nüstern die angsterregenden Dämpfe aus, welche die üblen Träume waren, die sie mitbrachten. Tandy wachte aus gutem Grund entsetzt auf – da waren sie auch schon verschwunden, nur um wiederzukehren, sobald sie wieder eingeschlafen war.
Schließlich schleuderte sie in ihrer Verzweiflung einen Koller nach einer der Mähren. Der Koller traf das Wesen an der Flanke. Die Mähre wieherte schmerzerfüllt und erschreckt auf, ihr Hinterteil sackte zusammen, und ihre Gefährten flohen entsetzt.
Sofort tat es Tandy schrecklich leid, wie eigentlich meistens nach einem Wutkoller. Sie wußte, daß das dunkle Pferd ja nur seine Pflicht tat und keine Strafe verdient hatte. Tandy wachte vollends auf, Tränen in den Augen und entschlossen, dem Tier zu helfen – doch es war natürlich bereits verschwunden. Es war so gut wie unmöglich, eine Nachtmähre zu fassen zu kriegen, solange man wach war.
Sie begutachtete die Stelle, wo die Mähre gestanden hatte. Der Boden war etwas aufgewühlt und wies einige Blutstropfen auf. Tandy hoffte inständig, daß die Mähre sicher nach Hause gekommen war.
Es würde noch einige Nächte dauern, bis sie wieder einsatzbereit für ihren Traumdienst war. Es war entsetzlich, ein solch unschuldiges Wesen derart schlimm zu bestrafen, und Tandy beschloß, es nicht wieder zu tun.
Beim nächsten Mal hielt sie im Schlaf Ausschau nach der Mähre, die sie verwundet hatte. Doch die Mähren ließen sich Zeit, ganz so, als hätten sie Angst vor ihr, was ja wohl auch kein Wunder war. Schließlich kamen sie aber doch, denn sie hatten ihren Auftrag auch dann zu erfüllen, wenn er mit Gefahr verbunden war. Zaghaft näherten sie sich mit ihrer Last von Träumen, die diesmal von verletzten Pferden handelten. Jetzt ließen sie Tandy aber für ihre Untat büßen! Doch die verwundete Mähre erblickte sie nie, und das erhöhte ihr Schuldgefühl. Sie war überzeugt davon, daß diese Nachtmähre sie nun auf alle Zeiten furchtsam meiden würde. Vielleicht lag sie ja in einem Stall, oder wo immer solche Wesen tagsüber hin verschwanden, und litt. Wenn Tandy doch nur ihr Temperament etwas gezügelt hätte!
Die Aufgabe der Nachtmähren bestand darin, die unangenehmen Träume zu befördern, die die Menschen plangemäß haben sollten, ganz wie es Juwels Aufgabe war, die Edelsteine einzupflanzen, die bestimmungsgemäß von Menschen gefunden werden sollten. Da es häßliche Träume waren, konnten sie nicht auf die Hilfe der Beteiligten zählen. Die Leute neigten dazu, Nachtmähren zu meiden, denn sie hatten einen schlechten Ruf, und das erschwerte ihre Aufgabe natürlich.
Einige Tage darauf, als Tandy
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