Elfen-Jagd
schon eine Spur besser. Der Körper des Dämons fühlte sich zwar so diffus wie Rauch an, aber wenigstens hatten Krachs Hände dabei ein Minimum an Halt, und wenn er vorsichtig zu Werke ging, konnte er den Rauch ein wenig lenken und vor sich her schieben. Leider blieben die Fäuste des Dämons dabei jedoch höchst stofflich, und nun hämmerten sie einen brutalen Teufelsmarsch auf Krachs Gesicht. Wieder begannen seine Nase und seine Augen zu schmerzen.
»Benutz deinen Verstand, Krach!« rief Tandy. Krach hielt den Dämon fest und ließ die Prügel über sich ergehen, während er seine natürliche Schlauschlinge an die Arbeit schickte. Was würde einen solchen Dämon ein für allemal erledigen? Es würde nicht genügen, Fiant jetzt zu vertreiben; er mußte vielmehr dafür sorgen, daß er Tandy auf alle Zeiten in Frieden ließ. Wenn Tandy einen Plan hatte, warum hatte sie ihm diesen dann nicht gleich mitgeteilt?
Weil der Dämon den dann ebenfalls mitbekommen und geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen hätte. Krach mußte auf jeden Fall mit Überraschungseffekten arbeiten.
Er blickte zu Tandy hinüber – und sah, daß sie auf dem Kürbis saß, den er auf dem Boden abgestellt hatte. Plötzlich begriff er!
Er schnappte mit seinen riesigen Ogerzähnen nach den Fäusten des Dämons. »O nein, du Monster, o nein!« rief Fiant. »So kriegst du mich nicht!« Und wirklich schlug er Krach auf die Zunge und ließ seine Faust dematerialisieren, als der zubiß.
Doch mittlerweile war Krach dabei, den Dämon unbemerkt zu dem Kürbis hinüberzutragen. Als er dort angekommen war, schob er ihn gegen das Guckloch, auf dem Tandy gesessen hatte. Gleich würde der Dämon hineinblicken. Doch er durfte den Kürbis nicht zu früh entdecken, sonst würde er ihn zertrümmern und den Plan zunichte machen.
Fiant, der es darauf angelegt hatte, Krachs Nase zu Brei zu schlagen, nahm den Kürbis erst wahr, als es auch schon zu spät war. »Nein!« schrie er noch auf und schloß die Augen, dann dematerialisierte er.
»O doch!« grunzte Krach und schob den Dämon mit dem Kopf zuerst in die Öffnung, was mit dem Dampf mühelos ging. Das erinnerte Krach an den Flaschengeist in dem Kürbis. »Du möchtest doch gerne irgendwo eindringen, und zwar mit Gewalt, nicht wahr? Komm, hier drin ist es recht schön!« Und Krach stopfte den Rest des Dämons hinein, Arme, Rumpf, Beine und Füße, bis alles verschwunden war.
»Na, da soll er erst mal wieder rauskommen!« rief Tandy jubelnd. »Ach, das geschieht ihm wirklich recht!«
Krach legte ein Ohr an das Guckloch. Er hörte ein fernes, zorniges Wiehern, wie von einem erschreckten Hengst, und dann einen verblüfften Schrei. Anscheinend konnte sich der Dämon in einer Welt, in der alles bereits unstofflich war, nicht mehr richtig materialisieren. Dann verlor sich das Hufgetrappel in der Ferne.
Krach lächelte. Tandy hatte recht: Es würde ein hübsches Weilchen dauern, bis sich der Dämon aus dieser Falle befreit hatte!
Er holte Tandys Seelenhälfte hervor und reichte sie ihr. Plötzlich spürte er, wie seine ganze Kraft zu ihm zurückkehrte und Tandy ebenfalls aufzuleuchten begann.
Sie hatten ihre beiden Seelenhälften zurückbekommen!
Krach begriff, was geschehen war: Die Nachtmähren hatten die beiden Hälften fairerweise gegen Fiant eingetauscht.
Krach erhob sich, den Blick von dem Guckloch abgewandt. Er blinzelte Tandy an, als er ihre etwas zerzauste, aber straffe Nacktheit erblickte. »Oger gesteht, das Kleid dir steht«, sagte er.
»Ach, dein Anblick ist auch nur was für entzündete Augen!« sagte Tandy im Krankenschwesterntonfall und wischte Krachs zerschundenes Gesicht ab. »Und eine zerschlagene Nase hast du auch! Aber weißt du was? Ich liebe dich sogar, wenn du wie ein Oger aussiehst!«
Da küßte er sie mit wunden Lippen, und es war ihm egal, welchen Anblick er bieten mochte. Liebe machte schließlich blind.
ENDE
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