Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
des feindlichen Schiffes größer.
"Hör auf! Hör auf!", rief Edro dem Schatten zu.
Aber das düstere Wesen schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Wie automatisch hieb und schlug es zu.
"Aufhören! Es ist genug!", brüllte Edro. Aber sein Schatten hörte nicht. Das Morden ging weiter.
Die anderen Schiffe aus Ishkor waren bereits auf und davon. Ihre Kapitäne hatten es mit der Angst zu tun bekommen, als sie das schreckliche Wüten des schwarzen Dämons gesehen hatten.
Plötzlich fasste Edro einen Entschluss.
Grimmig hielt er sein Schwert über dem Kopf. Er wirbelte es mit ungeheurer Gewalt herum und rannte über die schmale Enterbrücke.
Der Dakorier holte zu einem furchtbaren Schlag gegen den Schatten aus. Im letzten Moment bemerkte dieser Edros Absicht und drehte sich um. Es gelang ihm gerade noch den Schlag zu parieren.
Eine unheimliche Kälte durchzuckte Edros Arm, als sein Schwert das des Schatten berührte.
Es war ein schreckliches Schwert, geschmiedet aus der Finsternis selbst. Aber es war letztendlich doch nur der Schatten seines eigenen Schwertes!
"Ich dachte, Euch ist inzwischen klar geworden, werter Herr Edro, dass es sinnlos ist, mit mir zu kämpfen."
Edro antwortete nicht. Er kämpfte stattdessen wütend und verbissen weiter. Dicht folgten seine Schläge aufeinander und sie brachten den Schatten in arge Bedrängnis.
"Ihr könnt mich nicht besiegen, dass solltet Ihr inzwischen gelernt haben!"
"Ich weiß keinen anderen Weg, um Euch zu stoppen!"
Da lachte der Schatten. Es war ein Lachen grenzenlosen Hasses.
Es war sein Lachen.
Es war ein düsteres, humorloses Lachen. Und dann verschwand der Düstere plötzlich.
*
Edro wir zunächst wie gelähmt. Kein Menschenleben hatte er retten können: Die letzten überlebenden Piraten hatten sich aus Furcht ins Meer gestürzt.
Er steckte sein Schwert ein und verließ das Schiff aus Ishkor.
Zwei Matrosen entfernten die Enterbrücke.
Kapitän Jakad trat Edro kopfschüttelnd entgegen. "Ihr seid ein seltsamer Mann, Herr Edro. Warum habt Ihr den Düsteren angegriffen, wo er doch auf unserer Seite kämpfte?"
Edro blickte abwesend an Jakad vorbei.
"So, kämpfte er wirklich auf unserer Seite?", fragte Edro zynisch.
"Auf wessen sonst?"
"Auf seiner eigenen."
"Woher wollt Ihr das wissen?"
Edro lächelte. Aber es war ein gequältes Lächeln.
"Ich kenne ihn besser, als Ihr vielleicht denkt. Er gehört in gewissem Sinne zu mir. Er ist mein Schatten."
Edro blickte dem jetzt verlassenen, ziellos dahintreibenden Schiff nach.
Schnell wurde es kleiner und kleiner, bis es schließlich gänzlich am Horizont verschwand.
*
"Keiner ist mir entkommen, Edro!", sagte eine bekannte Stimme direkt hinter dem Dakorier.
Edro wandte sich blitzartig um und blickte in bodenlose Finsternis. Der Düstere stand vor ihm. Sein eigener Schatten.
"Ihr habt gemordet!", rief Edro empört aus. Aber der Düstere zuckte nur mit den Schultern.
"Habt Ihr noch nie einen Menschen getötet, Edro?", lachte er dann.
Edro schwieg. Er dachte an Kiria. Er musste an sie denken. Der Himmel war jetzt ein einziges wildes Chaos aus grauen Wolken.
Gespenstisch schimmerte etwas Sonnenlicht hindurch.
Jakad deutete zum Himmel. "Es sieht nicht gut aus. Vielleicht wird es Sturm geben", brummte er.
Es war auch merklich kälter geworden.
Nur Edro und der Düstere standen bei dem Kapitän. Jakads Züge waren finster, aber nicht verzweifelt.
"Könnt Ihr nicht auch etwas gegen das Wetter tun, Herr?", fragte der Kapitän dann den Düsteren.
Aber der Angeredete lachte nur. "Ich bin dazu da, zu hassen und zu töten und zu zerstören! Nicht aber dafür, die Zerstörung zu verhindern. Ein Sturm ist etwas herrliches, Kapitän."
Jakad schüttelte den Kopf. "Ich habe schon viele Dutzend Stürme mitgemacht, aber an keinem vermochte ich etwas Herrliches zu finden!" Nachdenklich zupfte er sich an seinem grauen Bart.
"Was wäre die Welt denn ohne das tötende Schwert und den zerstörenden Sturm?"
"Das Leben wäre sicherlich um vieles lebenswerter", versetzte Jakad.
Der Schatten lachte. "Das glaubt Ihr!"
"Es ist auch so!"
"Seht mich an! Ich bin aus Finsternis geschaffen. Geschaffen, um zu kämpfen, zu hassen, zu töten und zu zerstören. Ich habe Euch und den Euren das Leben gerettet! Bedenkt dies!"
"Dafür habt Ihr das vieler anderer genommen", meinte Edro.
"Es war notwendig."
"Es war notwendig? Es war teilweise sinnlos!", sagte Edro finster.
"Das sagt Ihr!"
"Ja, dass sage ich! Ihr kanntet
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