Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
aufteilen", meinte er dann.
Gialbeth nickte heftig. "Ich werde mit Mergun gehen!", kündigte er an.
"Das soll mir recht sein. So werde ich mit Lakyr auf die Suche gehen!", erwiderte Edro. Gialbeth war froh, nicht mit Lakyr gehen zu müssen. Aus irgendeinem unbekannten Grund graute ihm vor dessen dämonischer Katze. Und so trennten sich die Gefährten dann und jede der beiden Gruppen ging ihre eigenen Wege. Als Edro und Lakyr gerade über den großen Marktplatz gingen, zeigte sich der König dem Volk. In einer Sänfte wurde Grusin II. durch die Menge getragen. Matt lächelnd wedelte der bleiche König mit der Hand und die Whanurier winkten zurück. Aber er konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er nur ein Schatten des großen Naco war, der Whanur einst vor den Brenen gerettet hatte! Es mochte nur noch eine Frage der Zeit sein,wann Grusin II. einer der vielen Hofintrigen zum Opfer fiel.
Bereits jetzt ging das Gerücht um, dass einige ehrgeizige Generäle dementsprechende Pläne gefasst hatten. Kenner der Situation gaben Grusin höchstens noch ein Jahr. Aber wenn es schlimm kam, dann konnte der Machtwechsel auch schon in den nächsten Tagen stattfinden. Irgendwo in einer der vielen Seitenstraßen verschwand die Sänfte mit dem bleichen König.
"Habt Ihr gesehen, wie bleich der König ist?", hörte Edro einen der Händler zu einem Ghormallier sagen.
"Ja, er sieht krank aus", stimmte der Angeredete zu.
"Man sagt, unser König Grusin sei verhext!" Der Ghormallier zuckte mit den Schultern.
"Egal, was mit ihm ist! Jedenfalls wird er die Herrschaft wohl nicht mehr lange ausüben können!" Edro und Lakyr ließen sich von der Menge treiben und trafen eine Vielzahl sonderbarer Leute. Viele von ihnen stammten aus fernen Ländern und waren schon viel in der Welt herumgekommen. Aber keiner von ihnen kannte ein Land mit dem Namen Elfénia. In einer dunklen Nebenstraße aber sollten sie einen Hinweis finden! Eine sonderbare Frau trat ihnen in den Weg.
Ihre blinden Augen starrten zuerst Edro und dann Lakyr stumm an.
"Ihr seid auf der Suche nach Elfénia, nicht wahr?", fragte sie mit blassen Lippen. Ihre weißen Haare wurden durch den frischen Wind, der sich seinen Weg zwischen den Häusern suchte, in Bewegung gehalten. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Ihr dreckiges, altes, ausgebleichtes Kleid hing ihr in Fetzen vom Leib. Sie war blind - und doch schien sie Edro und Lakyr genau wahrzunehmen. "Ja, Frau, wir suchen Elfénia", antwortete Edro auf ihre Frage. Die blinde Frau nickte leicht.
"Ich habe Euch gesucht, Edro aus Dakor! Und auch Euch habe ich gesucht, Lakyr von der zweiköpfigen Katze!"
"Ihr kennt uns?", war Lakyrs erstaunte Frage.
"Ja."
Sie wandte sich um.
"Folgt mir! Ich werde Euch zu jemandem führen, der Euch sagen kann, wie Ihr Elfénia erreichen könnt." Wortlos folgten sie der Frau, die sie in ein altes, halb verfallenes Haus führte. Auf einem Tisch saß ein in eine schwarze Kutte gehüllter Mann. Es war finster in diesem Raum und da er seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, konnten weder Lakyr noch Edro etwas vom Gesicht dieses Mannes (oder vielleicht war es auch eine Frau?) erkennen.
"Hier sind sie!", sagte die in Fetzen gekleidete, blinde Frau. Mit einer Handbewegung strich sie sich die weißen Haare aus dem Gesicht. Eine dunkle Stimme brummte im Schatten der Kapuze etwas Unverständliches.
"Ich bin Duran, der Weise aus Nomara!", stellte sich der Düstere vor. Er bewegte sich dabei in keiner Weise.
"Ich will Euch den Weg nach Elfénia zeigen! Wann werdet Ihr Whanur verlassen?"
"Wir haben keine festen Pläne", erklärte Edro.
"Gut. Aber wenn Ihr aufbrecht, so lasst es mich wissen!"
"Das werden wir."
"Ich werde euch dann nach Elfénia bringen."
"Ist es eine lange Reise?", erkundigte sich Lakyr, wobei er seine Katze kraulte.
"Das hängt jeweils von den Reisenden ab", erwiderte Duran rätselhaft. "Und jetzt geht! Und wenn Ihr aufbrecht und die Stadt verlasst, so kommt vorher hier her und nehmt mich mit!"
*
Mergun von der Wolfsinsel und Gialbeth dem Zwerg war es seltsamerweise sehr ähnlich ergangen.
"Bleibt stehen!", rief ihnen eine Frauenstimme zu, als sie eine der Nebenstraßen passierten.
"Was wollt Ihr von uns, Frau?", fragte Mergun die Frau etwas mürrisch. Sie war von unbestimmtem Alter. Schwarzes, wellendes Haar umrahmte ihr Angesicht. Aber sie war blind. Mit einem Stock ertastete sie sich den Weg, bis sie vor Mergun und dem Zwerg stand.
"Ich bin Dremia, die Wissende! Ihr
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