Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Blick zu.
"Was ist es, was du mit uns zu regeln vor hast?", fragte Gialbeth dann. Eine unheilvolle Ahnung verschaffte sich in Merguns Innerem Platz. Er strich sich mit der Hand über die unrasierten Wangen.
"Ich kann euch nicht umsonst nach Elfénia bringen. Das werdet auch ihr beide wohl verstehen." Sie wirkte etwas verkrampft, aber dahinter verbarg sich kalte Berechnung und Geschäftssinn.
"Wie viel wollt Ihr haben, Dremia?", fragte Mergun vorsichtig.
"Hundert Goldstücke pro Kopf!" Erschrocken fuhr der Nordländer zusammen. Hundert Goldstücke! Das war mehr, als er bisher in seinem ganzen Leben schon verbraucht hatte! Es war ein Vermögen!
"Ihr verlangt viel, Lady", stellte er dann bekümmert fest.
"Ist die Erfüllung Eurer Träume nicht viel wert? Der Sinn des Lebens, wie Euresgleichen ihn nennt und wie man ihn angeblich in Elfénia finden kann - meintet ihr vielleicht, man bekäme dies alles umsonst? Ihr müsst selbst wissen, ob euch die Reise nach Elfénia wirklich hundert Goldstücke wert ist, ob es nicht auch andere Dinge gibt, für die es sich lohnt zu leben. Elfénia ist nicht die Welt!"
"Aber Elfénia ist die Erfüllung unserer Träume", erwiderte der Zwerg . Doch die wissende Dremie lachte ihn nur aus.
"Was sind schon Träume? Könnt Ihr von Träumen leben, ehrenwerter Zwerg Gialbeth? Ich kann es jedenfalls nicht und ich glaube, Ihr ebenfalls nicht." Gialbeth warf Mergun einen traurigen Blick zu. Der Nordländer schluckte.
"Hundert Goldstücke pro Kopf können wir nicht zahlen", stieß er schließlich hervor. Die wissende Dremia nickte.
"Es tut mir leid für euch! Aber die Erfüllung der Träume hat ihren Preis, und wer ihn nicht zahlt, kann ihrer nicht habhaft werden!"
Während Mergun und Gialbeth von dannen zogen, stieg Dremia von ihrem Esel herunter und scheuchte ihn wieder in seinen Stall.
"Der Erfolg! Er schien so nah zu sein!", rief der Zwerg verbittert aus und Mergun versuchte ihn zu beruhigen.
"Wer auf der Suche nach Elfénia ist, dünkt sich oft schon fast am Ziel und ist enttäuscht, wenn er sieht, wie weit er noch von jenem Lande entfernt ist. Aber am schlimmsten ist es, wenn man Elfénia bereits erreicht hat und dann erkennen muss, dass es nicht das Land ist, was man sucht!" Mit düsteren Gedanken ließen sich die beiden Freunde von ihren Pferden zum abgemachten Treffpunkt tragen.
*
Unterdessen waren Edro und Lakyr mit Duran dem Weisen zusammengetroffen. Wieder saß er in dem verfallenen Haus auf einem Tisch. Der Raum war unheimlich und finster. Irgendwo im Hintergrund stand die in Lumpen gekleidete, bleiche Frau.
"Wir sind fertig zum Aufbruch, Duran. Wenn Ihr es auch seid, so können wir losziehen", eröffnete Edro. Der in eine schwere Kutte gehüllte Weise nickte.
"Es soll mir recht sein", sagte er und sprang von seinem Tisch herunter. "Aber da ist noch etwas, was ich mit euch gerne besprochen hätte." Edro nickte.
"Worum geht es?"
"Um den Preis. Um den Preis, den ihr beide mir zahlt, wenn ich euch nach Elfénia bringe."
"Von einem Preis war bei unserem ersten Treffen nicht die Rede", erklärte Lakyr und seine zweiköpfige Katze stieß ein furchterregendes Fauchen aus. Aber der weise Duran ließ sich von alledem nicht beeindrucken.
"Ich weiß. Ich habe vergessen, es euch zu sagen. Aber dachtet ihr denn wirklich, ich würde euch umsonst in dieses Land bringen?" Edro und Lakyr schwiegen.
"Ich verlange nicht besonders viel, meine Herren. Ihr müsst mir 150 Goldstücke geben, dann bin ich zufrieden."
"150 Goldstücke! Das ist je fast so viel, wie ich in meinem ganzen Leben brauchen werde!", stieß Lakyr entsetzt hervor.
"Findet Ihr nicht auch, Herr Duran, dass Ihr etwas zu viel verlangt?", fragte Edro.
"In Elfénia wollt ihr die Erfüllung eurer Träume finden, nicht wahr? Und sind euch eure Träume nicht einmal 150 Goldstücke wert?
Überlegt euch, wie viel euch Elfénia wert ist!"
"Wir können so viel nicht zahlen - selbst wenn wir ein ganzes Leben 24 Stunden am Tag arbeiten würden!" Duran der Weise zuckte nur mit den Schultern.
"Schade", sagte er und setzte sich wieder auf den Tisch.
"Schade, dass euch beiden die Erfüllung eurer Träume nicht einmal 150 Goldstücke wert sind ist." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließen Edro und Lakyr das Haus. Draußen warteten ihre Pferde auf sie. Als die Freunde sich bei ihrem Treffpunkt trafen waren sie jeweils sehr erstaunt, dass auch die andere Gruppe allein kam.
"Die wissende Dremia verlangte hundert
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