Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
für die Zukunft geplant?“ Mergun zuckte mit den Schultern.
„Ich werde durch die Räume meines Tempels schreiten, ich werde durch diesen Park spazieren und mich an seiner Schönheit erfreuen -
obwohl mich dies alles furchtbar langweilt.“ Luun sagte nichts, sondern ging stumm neben Mergun her. „Vielleicht bekomme ich eines Tages Geschmack daran, mit einen von zweiköpfigen Löwen gezogenen Wagen über die Erde zu fahren wie Ahyr es tat! Aber nein, das wäre nicht originell, nicht wahr? Ich werde mich von einen Wagen ziehen lassen, vor den dreiäugige Einhörner gespannt sind. Oder Pferde mit Katzenköpfen!“
„Was würde Euch dann noch von Ahyr oder Taykor unterscheiden?“
„Nichts, das ist wahr! Unter Umständen werde ich dereinst zu meinem Zeitvertreib Kriege und Schlachten ausfechten lassen!“ Mergun lachte zynisch. „Irgendwie beginne ich Ahyrs Wesen zu verstehen. Ich beginne zu begreifen, weshalb er so wurde, wie wir ihn kannten. Und es mag gut sein, dass aus mir dereinst etwas Ähnliches wird...“
„Ich will es nicht hoffen.“
„Ich ebenfalls nicht. Aber es scheint so, als hätten selbst die Götter ihr Geschick nicht in der Hand.“
„Ihr müsst noch vieles lernen, Mergun. Aber Ihr habt ja wahrlich genügend Zeit dazu.“ Luun bedachte den Gott mit einem seltsamen Blick, den Mergun nicht zu deuten wusste.
„Ich habe Euch aus einem ganz bestimmten Grund aufgesucht, mein Freund.“
„Ihr kamt nie grundlos zu mir.“
„Ja, und so ist es auch jetzt. Ich möchte Euch etwas zeigen, etwas, das Ihr unbedingt sehen müsst...“
„Was könnte das sein?“
„Eine andere Welt.“
„Eine andere Welt?“
„Ja.“
„Ich glaube nicht, dass es in jener anderen Welt, die Ihr mir zu zeigen beabsichtigt, noch irgendetwas Interessantes zu sehen gibt.
Vielleicht kenne ich sie sogar bereits...“
„Nein, in der Welt, die ich meine, seid Ihr gewiss noch nicht gewesen..
„Aber dann hat sie sicherlich starke Ähnlichkeit mit einer, in der ich schon gewesen bin, so dass ein Besuch nicht lohnen würde.“
„Seid versichert, Mergun, dass dies nicht der Fall ist.“ Der Graue lächelte.
„Ihr müsst sie sehen. Vielleicht werdet Ihr etwas lernen, wer weiß.“
„Also gut, Ihr habt gewonnen.“
„Ihr werdet mit mir diese Welt besuchen?“
„Ja.“
„Dann folgt mir.“
Etwas verwirrt folgte Mergun dem geheimnisvollen Luun. Sie durchquerten in Windeseile den wundersamen Garten dieser fremden Welt. Schließlich erreichten sie den Ausgang.
„Hier scheint der Garten zu Ende zu sein“, stellte Mergun sachlich fest.
„Seht Ihr die Ruinen dort?“ fragte Luun.
„Ich sehe sie.“
„Dort müssen wir hin!“
Sie gingen über eine ebene Graslandschaft, jenen verwitterten Ruinen entgegen. Es war seltsam, aber je näher sie diesen Relikten einer längst vergessenen Kultur kamen, desto jünger schienen sie. Und als sie sie erreicht hatten, war Mergun nicht einmal mehr sicher, ob es sich nicht um gerade erst verlassene Gebäude handelte...
Luun stieß eine Tür auf und Mergun blickte in völlige Finsternis.
„Treten wir in die Schwärze.“ Das war Luun. Mergun sah ihn einen Moment lang misstrauisch an, aber dann nickte er. Gemeinsam traten sie in die Finsternis und Mergun hatte plötzlich das Gefühl, zu schweben. Es war ein seltsamer, fremdartiger Zustand, außerhalb seines Begriffsvermögens.
Es wehte ein kräftiger Wind und riss an den Kleidern. Es war eisig und Mergun begann, sich zu fürchten. Um ihn herum herrschte ein dauerndes Chaos aus sich ständig verändernden Farben und Formen.
Nichts schien dauerhaft zu sein.
„Wo sind wir hier?“, rief Mergun.
„Wir sind in jener Welt, die ich Euch zeigen wollte“, kam Luuns Antwort.
„Welt? Das ist doch keine Welt! Das ist ein einziges Chaos!“
„Trotz der hier herrschenden Unordnung ist es eine Welt. Es gibt sogar Lebewesen, die hier ihr Dasein fristen.“
„Aber...“
Mergun fiel es schwer, Luun zu glauben.
„Hier habt Ihr nun eine Welt, die sich in ihrer Struktur wesentlich von der Eurigen unterscheidet. Es gibt hier keine festen Formen, kein oben und unten, keine Identität.“
Und Mergun fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen verschwand. Von einem Moment zum anderen war er einfach nicht mehr vorhanden. Mergun schrie, denn er glaubte zu fallen. Aber er fiel nicht. Er schwebte.
„Es gibt in dieser Welt auch nicht so etwas wie einen Boden, guter Freund“, vernahm Mergun Luuns väterliche Stimme. „Der
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