Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Luun. Mergun fragte ich in seinem Innern, ob er wohl je hinter das Geheimnis des grauen Mannes kommen würde. Weisheit und Macht schlummerten in Luun, aber er zog es vor, im Hintergrund zu bleiben.
Weshalb? Mergun ließ sich müde auf sein weiches Lager fallen und sah dem Spiel des Lichtes zu, welches durch die Fenster in den Raum fiel.
*
Wieder verging einige Zeit. Mergun kam sie nicht sehr lang vor, denn er war das Warten und das Nichtstun inzwischen gewöhnt. Er fing wieder an zu schreiben. Nach seiner GESCHICHTE EINES
GOTTES schrieb er nun ein Buch über Nav und seine Welt. Er brauchte nicht so lange, wie bei seinen ersten Buch, um es fertig zu stellen: nur knapp dreißig Jahre.
Noch mehr Zeit verging, und dann kehrte Luun eines Tages zurück. „Ich hatte Euch nicht so schnell zurückerwartet“, gestand ihm Mergun.
Luuns Gesicht war ernst; Merguns Lächeln blieb unerwidert.
„Was ist mit Euch, Luun?“
„Mit mir ist nichts, aber mit Euch...“
„Was?“
„Ein Ereignis steht Euch bevor und es ist meine Aufgabe, Euch darauf vorzubereiten.“
Merguns Züge wurden merklich düsterer. Wovon mochte der graue Mann sprechen?
„Was ist das für ein Ereignis, das mir bevorsteht?“ Luun sah Mergun eine Weile nachdenklich an. Seine grauen Augen bohrten sich in die des Gottes, so dass dieser das Gefühl bekam, sein Gegenüber blicke ihm direkt in die Seele.
„Ihr werdet diesen Tempel verlassen“, erklärte Luun schließlich.
„Aber.... die Leute hier brauchen mich!“
„Ihr seid der Gott der Menschen von Balan und sie brauchen Euch, das ist richtig. Aber sie brauchen Euch nicht länger hier - in ihrer unmittelbaren Nähe.“
„Wie...?“
„Wenn Ihr bleibt, so sterbt Ihr, Mergun.“
„Ich bin ein Gott und als solcher unsterblich.“
„Die Unsterblichkeit hat ihre Grenzen und ihren Preis. Sie währt nur so lange, wie die Sterblichen an Euch glauben. Ich spreche die Wahrheit, Mergun. Ihr dürft hier nicht länger verweilen, wenn Ihr überleben wollt!“
„Aber...“
Ratlosigkeit erfasste Mergun. Er sank in einen großen, uralten Sessel. „Wohin soll die Reise denn gehen, Freund Luun?“
„Kriin, der Götterbote, wird Dich demnächst mit seinen Himmelswagen aufsuchen und zum Berg der Götter bringen.“
„Ich soll auf den Berg der Götter?“ Merguns Stirn legte sich in tiefe Falten. „Ich hasse die Götter! Ich verabscheue sie, sie ekeln mich an! Schließlich habe ich einst gegen zwei von ihnen gekämpft!“
„Vergesst nie, dass Ihr selbst ein Gott seid, Mergun. Auch Ihr gehört zu den Göttern, selbst wenn Ihr Euch in mancher Hinsicht noch als Sterblicher fühlt.“
Mergun zuckte mit den Schultern.
„Nun denn, es wäre zumindest eine Abwechslung.“
„Das auf jeden Fall.“
„Aber mir ist nicht wohl bei den Gedanken. Ich habe Angst davor, zu werden wie Ahyr und Taykor.“
„Der Berg Uytrirran, auf dem die Götter wohnen, wird Euch, so denke ich, gefallen.“
„Wir werden sehen.“
Sie sprachen dann noch über andere, belanglosere Dinge und schließlich entschwand Luun wieder. Mergun saß in seinen Sessel und dachte über das nach, was der graue Mann ihm gesagt hatte. Der Berg der Götter, genannt Uytrirran...
Der Gedanke, diesen legendären Berg zu besteigen, faszinierte ihn plötzlich.
Hatte er es nicht schon einmal vorgehabt? Damals, als er noch ein freier Wanderer gewesen war, auf der Suche nach einen Land, das auf keiner Karte verzeichnet war...
*
Wieder verging einige Zeit, doch waren es diesmal nur wenige Wochen. In einer mondlosen Nacht trat eine seltsame Gestalt an Merguns Lagerstatt und rüttelte ihn wach. Mergun fuhr erschrocken herum und blickte in zwei ausdruckslose Augen. Die Kleidung der Gestalt schien aus aller Herren Länder zusammengewürfelt zu sein.
„Wer seid Ihr und was wollt ihr?“, fuhr Mergun den Fremden an.
„Ich bin Kriin, der Bote der Götter.“
Mergun nickte. „Ich denke, ich weiß, weshalb Ihr mich aufsucht.
Man hat mich auf Euer Kommen vorbereitet.“
Mergun sah Kriin finster an und erhob sich von seinen Lager.
Im Moment wusste er nicht recht, ob er froh oder erzürnt über Kriins Ankunft sein sollte. Es war ein Abenteuer, den Uytrirran zu besteigen und Mergun hatte das Gefühl, ein Abenteuer nötig zu haben.
„Vor dem Tempel steht mein Himmelswagen, Mergun. Wenn Ihr bereit seid, so können wir uns jetzt auf den Weg machen.“
„Ich bin bereit.“ Er nahm sein Schwert von der Wand und hängte sich einen
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