Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
sich zu den anderen. „Nein, verbrannt hat dieses Buch einer von Euch - aus welchen Gründen auch immer. Weshalb sollte ausgerechnet ich an der Zerstörung von etwas Wertlosem interessiert sein? Und wenn dieses Buch einen Wert gehabt hätte, so hatte ich es mit Sicherheit nicht verbrannt, sondern gestohlen! Ich sage Euch, Ihr Götter: Regt Euch nicht weiter über diese Sache auf!“
„Nicht aufregen sollen wir uns?“, schnatterte Kebatene. „Dieses Buch symbolisiert unsere ganze Tradition! All das ist nun für immer verloren!“
Aber die anderen schlossen sich mehrheitlich (natürlich mit Ausnahme Arodnaps) ihrer Aufregung nicht an.
„Wir könnten die Angelegenheit zum Anlass nehmen, ein neues Buch zu schreiben!“, meinte Xilef. „Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht unbedingt so gewesen sein muss, dass einer von uns das Buch zerstörte. Vielleicht ist es auch ein Zeichen des Schicksals. Ein Omen, das unseren Untergang ankündigt...“
„Ihr seid nicht bei Trost, Xilef!“, rief Arodnap. „Langsam aber sicher scheint Ihr Euch selbst überlebt zu haben. Wie anders wäre es erklärlich, dass Ihr derartigen Unsinn daherredet!“ Dann galoppierte der blindwütige Kriegsgott mit seinem Einhorn durch das Burgtor davon, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen.
*
In der nächsten Zeit (es ist für einen Sterblichen schwer zu sagen, wie lange dies genau war, denn die Zeitmaßstäbe der Götter unterscheiden sich bekanntermaßen erheblich von denen der Menschen) herrschte eine gedrückte Stimmung unter den sonst so leichtlebigen Bewohnern der Nebelburg. Xilefs düstere Andeutungen, was die Zukunft anbetraf (über die sich mit Ausnahme des dafür zuständigen Gottes bisher wohl kaum jemand hier Gedanken gemacht hatte) beherrschte die Gedanken der Götter. Und so kam Laris Optimismus durchaus nicht von Herzen, als sie an Mergun gewandt sagte: „Ich glaube nicht an die Ahnungen Xilefs. Sie würden aller Erfahrung widersprechen, oder etwa nicht? Schließlich sind wir Götter unsterblich.“
„Ich habe zwei von ihnen getötet!“, erwiderte Mergun darauf.
Kriin, der Götterbote, brachte kurze Zeit später beunruhigende Nachrichten auf den Uytrirran. Kraganien drängte nach Süden, die Spannungen mit den Nachbarn Paramon konnten jederzeit zur Explosion gelangen, schon war es zu Übergriffen kraganischer Soldateska auf die Grenzstadt Tengabei gekommen.
Einer kraganischen Expansion aber konnten die südlichen Mächte nicht tatenlos zusehen: Schon wurden auch an der Nordgrenze des Landes Aran Truppen zusammen gezogen und eine Flotte war von Balan ausgelaufen, um Hilfstruppen im paramonischen Hafen Yopura an Land zu setzen.
„So wird auch Balan unweigerlich in diesen Krieg hineingezogen?“, fragte Mergun besorgt an Kriin gewandt.
Der Götterbote nickte. „Ja, Mergun. Balan ist bereits seit einiger Zeit das Zentrum einer mächtigen Seenation. Einen Durchbruch der Kraganier bis zur paramonischen Küste wäre eine Bedrohung seiner Interessen.“ Kriin legte Mergun eine Hand auf die Schulter. „Ich verstehe, dass Ihr an dieser Stadt hängt. Aber ich darf Euch versichern, dass kaum ein Bürger der Republik Balan in Paramon sein Leben lassen wird. Der Großteil der Armee, die sich auf den Weg machte besteht aus Söldnern, angeworben in Oolia, Gunland, Nirland und Deviatak. Sogar Gnormallier und Calaranesen sollen darunter sein.“
„Auch sie haben es nicht verdient, auf fremden Schlachtfeldern verheizt zu werden, in jenem Blut zu ertrinken, das dem Spieltrieb eines Gott entsprang!“
Mergun ballte vor Wut die Faust, während Sunev ihn zu beschwichtigen versuchte.
„Diese Männer werden gutes Geld für ihre der Republik Balan geleisteten Dienste bekommen, Mergun. Es war ihre freie Entscheidung, an diesem Krieg teilzunehmen. Was würde aus ihnen werden, würde Arodnap nicht hin und wieder für Gelegenheiten des Broterwerbs sorgen?“
„Das ist zynisch, Sunev!“
„Es ist die Wahrheit, auch wenn Idealisten wie Ihr, sie nicht gerne hört.“
„Auf welcher Seite kämpft Arodnap?“, fragte Mergun dann.
Sunev lachte. „Auf keiner. Er hält lediglich das Feuer am lodern, so lange es ihm Freude bereitet.“
„Tausende werden zur Freude eines Gottes ihr Leben aushauchen!“
Sunev zuckte mit den Schultern. „Sie danken es ihm, indem sie ihn verehren. Wisst Ihr, dass es in Sembien sogar eine nach ihm benannte Stadt - Arodnapia - gibt?“
Es war seltsam: äonenlang hatte Mergun
Weitere Kostenlose Bücher