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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Landen sich anzusiedeln, das war ihnen streng untersagt. Die Sippe der Arrhychir hatte vor einigen Jahrzehnten versucht, sich in der Nähe von Rôlsur anzusiedeln. Die Rôlsurer hatten die Arrhychir bis auf den letzten Mann niedergemacht.
    Ès ist nicht genug Platz für alle bei uns`, so argumentierten die Herren der Westländer.
    Gibram konnte für das Verhalten der Menschen des Westen Verständnis aufbringen. Vermutlich hätte er an ihrer Stelle ebenso gehandelt. Nein, es waren nicht die Leute des Westens, die Schuld daran waren, dass die Lanar (so nannte sich das Wüstenvolk selbst) auf dem schlechtesten Flecken Erde leben mussten, den es gab.
    Es war ein Gott gewesen, der dieses Land zu dem gemacht hatte, was es heute war: eine Wüste.
     
    Und wenn der Wind klagend über die Dünen heulte, dann war es Gibram so, als würde er der großen Zeit dieses Landes nachtrauern.
    Es war ein Sterbegesang für das einst so schöne Land der Lanar.
    Denn dieses Land starb. Immer noch wütete Krasks Fluch auf diesem so gepeinigten Flecken Erde. Eine Oase nach der anderen versiegte.
    Kwmsk, ihr jetziges Ziel, war eine der wenigen, die noch umherirrenden Nomaden, zu denen die Lanar geworden waren, kostbares Wasser spendeten. Aber auch Kwmsk würde irgendwann sterben und die wenigen anderen Oasen auch, die es jetzt noch gab.
    Und dann würden sich die Lanar einen anderen Lebensraum suchen müssen! Nach Westen konnten sie nicht, denn dort waren sie nicht erwünscht. Und an eine gewaltsame Landeroberung war gar nicht zu denken. Und in den Osten konnten sie auch nicht, denn die Menschen dort wollten sie nicht als ihre Nachbarn.
    Vielleicht würde das Volk der Lanar dann mit Schiffen über den großen Ozean segeln, um nach neuen, noch unbesiedelten Kontinenten zu suchen.
     
    Aber der Kontakt zwischen den Ländern des Ostens und denen des Westens würde abreißen, wenn die Quellen der letzten Oasen versiegten. Denn dann wäre niemand mehr im Stande, die Wüste zu durchqueren. Aber vielleicht war bis dahin noch etwas Zeit.
    Vielleicht war es aber auch möglich, die Zeit aufzuhalten! Wenn der von seinem Berg gestürzt wurde, der für das Unrecht verantwortlich war, das den Lanar angetan worden war!
    Vielleicht - nein, sogar ganz sicher! - würde sich dann der Fluch aufheben, der über diesem Land lag. Krask, der grausame Gott der Wüstenbewohner, musste sterben!
    Dieser Gedanke spukte in Gibrams Kopf herum und er vermochte es nicht, ihn zu verscheuchen.
    Während der langen Tage, die er sich von einem Kamel durch die Wüste tragen ließ, hatte er viel Zeit.
    Zeit, um nachzudenken.
    Gibram wusste, dass er ein Seher war, dass es ihm gegeben war, in die Zukunft zu schauen. Und er wusste es mit völliger, absoluter Sicherheit: Der Tod der Götter (oder jedenfalls einiger von ihnen) stand unmittelbar bevor!
    Übrigens: Den Grund für Krasks Fluch konnte kein Lanar mit Gewissheit angeben. Manche behaupteten, das Wüstenvolk habe in der frühen Vergangenheit einmal einen großen Frevel begangen und müsse nun immerfort dafür büßen. Andere wieder meinten zu wissen, dass Krask sie nur zu seinem Vergnügen quälte.
    Gibram war es völlig egal.
    Da durchschnitt ein Schrei die heiße Luft! Ein Kamel ging auf die Hinterhand und warf seinen Reiter zu Boden.
    Blitzschnell hatte Gibram nach einem Speer gegriffen, denn eine gespenstisch erscheinende Riesenechse war aus dem Sand hervorgeschnellt und hatte ein Kamel angefallen.
    Das Tier wehrte sich verzweifelt, aber sein Gegner war zu mächtig. Mörderische Klauen rissen es zu Boden.
    Da schleuderte Gibram seinen Speer.
    Gibram kannte diese Echsen. Bei den Lanar hießen sie Trewk-Oach. Auch diese Wesen waren eine Geißel Krasks. Sie schienen die einzigen Wesen zu sein, die in einer solchen Wüste leben konnten.
    Gibram hatte seinen Speer gut gezielt. Und das war auch nötig, wollte er seinen Speer nicht unnötig vergeuden. Die Trewk-Oach waren nämlich fast am ganzen Körper mit harten, für die Waffen der Menschen undurchdringbaren Panzerplatten bedeckt. Und zwischen den einzelnen Platten war immer nur geringfügig ungeschützte Haut.
    Aber dies war nicht die erste Wüstenechse, nach der Gibram seinen Speer schleuderte! Er hatte gut getroffen und das Untier ließ von dem halbtoten Kamel ab und heulte laut auf. Seine Augen blickten starr und hypnotisch zu Gibram.
    Gibram zügelte sein Tier. Gerade noch konnte er mit viel Geschick verhindern, dass es ebenfalls auf die Hinterhand stieg und ihn abwarf.

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