Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Man gab mir eine seltsam riechende, rötliche Flüssigkeit, deren Geschmack ganz einfach ekelhaft war.
Die einzige Wirkung dieser Medizin war jedoch, dass nun auch noch mein Magen durcheinander geriet und ich um eine Brechschale bitten musste.
Nach einigen etwas unappetitlichen Prozeduren, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte und die Lakyrs ohnehin ziemlich beschränkte Geduld noch weiter belasteten, eröffnete er mir, er wünschte, dass ich ihn auf dieser Reise begleitete.
„Das wird ein wichtiger, großer Tag werden“, verkündete er.
„Und da brauche ich einen Zeugen, der des Schreibens mächtig ist.
Wer sollte sonst die Ereignisse festhalten? Und wer würde mir glauben, wenn nur ich allein gehen würde?“
„Was, glaubt Ihr, werdet Ihr dort oben finden?“, fragte ich schwach.
Lakyr-a-Dergon lachte gut gelaunt.
„Was wohl? Nichts natürlich! Es gibt keine Götter. Und wenn es sie doch geben sollte – nun, dann werden wir ihnen ja zwangsläufig begegnen!“
Diese Argumentation entbehrte unbestrittenermaßen nicht einer gewissen Logik. Er lächelte ein wenig überheblich.
„Habt Ihr etwa Angst, werter Keregin? Das will ich doch nicht hoffen! Angst vor der Wahrheit ist nämlich nicht gerade die Eigenschaft, die einen Schreiber auszeichnen sollte.“
„Ihr wisst genau, dass ich keine Angst davor habe, auf dem Uytrirran vielleicht NICHTS anzutreffen. Es wäre mir wohler dabei, in der Gewissheit leben zu können, dass da keine höheren Wesen existieren, die uns nach ihrem Gutdünken, wie Schachfiguren, hin und her schieben und unsere Geschicke lenken. Aber deswegen auf einen Berg zu steigen …“
Lakyr fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, in die Haare und schüttelte dann ganz entschieden den Kopf.
„Ihr scheint nicht zu begreifen, worum es geht! Wenn wir den Uytrirran bestiegen und bewiesen haben, dass es die Götter nicht gibt, sondern, dass die Welt einzig und allein nach Naturgesetzen funktioniert – auch wenn wir sie nicht in ihrer Gesamtheit überschauen können, dann wäre das ein Symbol!
Natürlich wird das einen Großteil der Leute nicht davon abhalten können zu behaupten, es habe sich alles ganz anders verhalten, wir hätten unsere Geschichte frei erfunden, um uns wichtig zu tun und wo weiter und so fort. Aber in einigen wird unsere Tat einen Prozess des Nachdenkens in Gang setzen!“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich bin da weitaus weniger optimistisch als Ihr. Die Menschheit ist dumm, das verkennt Ihr!“
Wäre ich bei besserer Verfassung gewesen, so hätte ich sicherlich noch das eine oder andere zu diesem Thema zu sagen gehabt. Aber ich hatte Kopfschmerzen und mir war übel. Und das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für das Philosophieren. Und so fragte ich:
„Ich bitte um die Erlaubnis, mich jetzt zurückziehen zu dürfen. Es geht mir nicht gut.“
„Einen Augenblick noch!“, sagte Lakyr. „Zuvor müsst Ihr mir noch sagen, ob ich mit Eurer tatkräftigen Unterstützung rechnen kann.“
„Ihr könnt.“
*
Die Motive, die mich dazu bewogen, Lakyrs Plan zu unterstützen, waren mir in jenem Moment wohl selbst nicht ganz klar. Einerseits war die Antwort, die ich ihm gab, die schnellste Möglichkeit, wieder ins Bett zu kommen, hatte ich doch wenig Sinn, mir Lakyrs Ausführungen länger als unbedingt notwendig anzuhören. Andererseits kann ich aber nicht verschweigen, dass die Idee, den Uytrirran, den Berg der Götter, zu besteigen auf mich eine gewisse Faszination ausübte – wie wohl auf jeden, der sich seine gesunde Neugier nicht von Vorurteilen und Furcht hat austreiben lassen.
Nun, Lakyr-a-Dergon wäre nicht er selbst gewesen, hätte er die Sache nicht auf seine ganz persönliche Weise begonnen – so manchem wohlsituierten und der Familie Dergon an sich freundlich gesonnenen Bürger zum Ärgernis!
Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Kräfte des sonst so ziellos dahinlebenden, nur auf Genuss und kurzweiligen Spott aus seienden Lakyr jetzt auf einen Punkt hin konzentrierten und mit welcher Folgerichtigkeit er zu Werke ging.
Das Erste was er tat war, an allen öffentlichen Plätzen der Stadt einen Anschlag anbringen zu lassen, auf dem er seine Absicht kundtat.
Ich sah an dem Blitzen seiner Augen und dem zynischen Zug um seinen Mund, dass er sich vorstellte, wie die hohen Herrschaften an den Anschlägen vorbeikämen, sie verwundert anstarrten, ihre Vorleser rufen ließen und anschließend, nachdem sie des
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