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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Voraussetzungen!“, ereiferte sich Wertzuio-a-Qwer, ein Mann, dessen Verbundenheit zum Xilef-Kult bekannt war. „Aber das menschliche Leben ist vorbestimmt“, fuhr er fort, „und auch die Strafe, die Euch unweigerlich erwarten wird, steht bereits fest! Macht Euch auf eine furchtbare Rache des Schicksals und der Götter gefasst!“ Lakyr ließ sich lediglich zu einer wegwerfenden, eindeutig Herablassung signalisierenden Handbewegung herab.
    „Sagt mir eins klar und deutlich heraus“, forderte Luason, der Bürgermeister. „Ist es, wie es überall zu lesen steht, Eure tatsächlich Absicht, den heiligen Berg zu besteigen?“
    Lakyr nickte gelassen.
    „Ja, das ist es.“
    „Lakyr, Ihr wisst, dass ich Euch und Eurer Familie immer wohlgesonnen war! So nehmt also den Rat eines Wohlmeinenden an und lasst ab von Eurem Vorhaben!“
    „Zu spät, werter Herr Bürgermeister. Ich habe diese Sache angefangen und werde sie auch zu Ende führen. Sie interessiert mich einfach viel zu sehr, als dass ich sie nun aufgeben könnte.“
    „Ihr seid verloren, Lakyr!“
    „Mag sein. Oder auch nicht. Es wird sich ja erweisen. Wenn sich in der Tat herausstellen sollte, dass dort droben weise Götter über das Geschick der Sterblichen wachen, dann werde ich regelmäßig die verschiedenen Tempel aufsuchen und Opfer darbringen. Bis dahin aber bin ich eher geneigt anzunehmen, dass die Gesetze der Natur die Welt regieren und erhalten.“
    „Ihr wisst nicht, was Ihr tut, Lakyr!“
    „Weshalb nicht? Was ist der Uytrirran mehr, als ein ganz gewöhnlicher Berg?“
    „Was soll das lange Gerede?“, rief Wertzuio-a-Qwer, fast außer sich vor Erregung und Zorn. „Wir sollten kurzen Prozess machen!
    Werft ihn aus der Bürgerversammlung!“
    Zustimmendes Gemurmel antwortete dem Anhänger des Xilef.
    „Es scheint keinen Weg darum herum zu geben“, brummte Luason. „Ach, warum müsst Ihr Euch so gegen die allgemeine Moral stellen! Warum zwingt Ihr uns zu diesem Schritt?“
    „Ich zwinge niemanden. Jeder hier ist freier Herr seiner Entscheidungen.“
    „Wir werden abstimmen müssen.“
    „Dann tut dies.“
    „Da Ihr, Herr Lakyr, in dieser, Eure eigene Person betreffenden Angelegenheit ganz offensichtlich befangen seid, dürft Ihr von Eurem Stimmrecht – so wollen es die allgemeinen Gepflogenheiten dieser Versammlung – keinen Gebrauch machen.“
    „Ich weiß.“
    Es wurde also abgestimmt. Das Ergebnis war voraussehbar gewesen. Fast einstimmig wurde der Ausschluss des Volksvertreters Lakyr-a-Dergon besiegelt.
    „Mir persönlich tut das Leid“, erklärte Luason-a-Luason. „Aber wir sind in diesem Augenblick nicht nur unabhängige Bürger, sondern auch gewählte Vertreter unseres Volkes und haben daher eine gewisse Verantwortung für die Erhaltung der öffentlichen Moral.“
    *
    Auf diese Weise endete also die wenig vielversprechende Karriere des Lakyr-a-Dergon als Volksvertreter.
    Dieser Verlust jedoch schien ihm nicht besonders viel auszumachen.
    Stattdessen ließ er Vorbereitungen für die Reise treffen.
    Ein paar Drohbriefe trafen bei ihm ein, aber er lachte nur über sie.
    Die öffentliche Aufregung um sein Vorhaben schien ihm sogar Spaß zu machen. Es amüsierte ihn, wie sich die Bürger ereiferten.
    „Ich verstehe das nicht“, bekannte er mit einem Augenzwinkern.
    „Wenn sie wirklich so sehr von der Richtigkeit ihrer Weltanschauung überzeugt sind, dann sollten sie froh über meinen Plan sein, denn schließlich kann unsere Reise ja auch ihre Ansicht bestätigen!“
    „Sie haben Angst“, erklärte ich. „Sie haben Angst, dass ihr Weltbild zerstört wird. Ist das so schwer zu verstehen?“ Lakyr zuckte mit den Schultern.
    „Wer hätte da keine Angst? Aber es gibt Umwälzungen, die auf lange Sicht unvermeidlich sind. Das Weltbild dieser Menschen ist verstaubt, Keregin. Glaubt es mir, es bedarf einer gründlichen Entrümpelung!“
    „Und Ihr fühlt Euch dazu berufen, dies zu tun?“ Er antwortete nicht darauf. Vielleicht hatte er den leichten Zynismus aus meinen Worten herausgehört, vielleicht die Ironie erkannt, mit der ich seine Selbstgefälligkeit bedachte – gleichwohl ich im Grundsatz seinen Ansichten zustimmen musste.
    Aber wenn ein Mensch etwas sagt, dann lässt sich das immer unter zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten: Zum einen kann man sich über das angesprochene Thema oder die vertretenen Thesen an sich unterhalten – zum anderen gibt es aber eine zweite, ebenfalls mitunter sehr aufschlussreiche Ebene,

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