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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht die ketzerischen Tendenzen in Eurem Denken, werter Herr Lakyr, längst bemerkt zu haben, die sich aber bei näherem Hinsehen als bloße Lust an der Provokation herausstellen. Ihr sagt einfach etwas in den Raum oder – so wie jetzt – gebt irgendeine andere Äußerung von Euch, ein Lachen etwa oder ein Aufstoßen an geeigneter Stelle. Und schon werden sich Leute zu Genüge finden, die sich um dieses Vorfalls willen ereifern werden.“
    „Es erstaunt mich sehr, so etwas von Euch, einem ehrenwerten und tadellosen Priester des Arodnap, zu hören! Wie könnt Ihr Verständnis für derartige Respektlosigkeit zeigen!“, rief Luason-a-Luason, der Bürgermeister von Palniarak.
    Lakyrs Blick glitt zu mir hinüber, der ich etwas abseits saß, denn immerhin war ich nur ein Bediensteter, der auf Abruf bereitzustehen hatte, um irgendetwas aufzuschreiben oder vorzulesen.
    „Dies ist Keregin, mein Schreiber“, stellte er mich vor und ich bemerkte plötzlich, wie die Aufmerksamkeit sich mir zuwandte.
    „Keregin wird von mir als Mann mit klugem Geist und hoher Bildung geschätzt. Stellen wir ihm die entscheidende Frage: Existieren die Götter? Oder sind sie nur Wesen, die unsere Einbildung geschaffen hat?“
    Ich sah, wie Sringos seine Augenbrauen anhob und Dlaguna-a-Luason hochmütig den Mund verzog.
    „Nun, ich denke nicht, dass ich der richtige Mann bin, der eine solche Frage abschließend beurteilen könnte!“, erklärte ich. Es war mir, wie ich gestehen muss, äußerst unangenehm, dass Lakyr mich mit seiner Frage so sehr in den Mittelpunkt des Interesses gerückt hatte.
    Aber die Situation war nun einmal da und es schien kaum ein Ausweichen zu geben.
    „Eure Bescheidenheit ehrt Euch, mein lieber Keregin“, sagte Lakyr daraufhin. „Aber ich bin an Eurer Meinung zu dieser Sache sehr interessiert – und wie ich denke, gilt dies in gleicher Weise für die anderen.“
    Es wurden jetzt Trauben gereicht und während Sringos schmatzte und schlürfte, brachte er noch heraus: „Nur zu, Keregin! Vielleicht habt Ihr ja etwas Geistvolles dazu zu sagen! Schreiber sind zumeist intelligente Leute, mit denen ein Gedankenaustausch lohnt.“ Auch an mich trat jetzt eine Dienerin heran, um mir Trauben anzubieten, doch ich lehnte ab.
     
    „Entweder die Götter existieren“, so begann ich dann, „oder sie existieren nicht. Wenn sie existieren, dann stellt sich die Frage, ob die Götter den Menschen oder der Mensch die Götter geschaffen hat.
    Wenn sie nicht existieren, so stellt sich die Frage, welche Macht statt ihrer die Welt ordnet und erhält. Vielleicht ist es so, dass die Welt und ihre Ordnung sich von allein erhalten, ohne dass es dazu der Einflussnahme höherer Wesen bedarf. Dem Menschen aber erschien dies ganz offensichtlich als eine zu unwahrscheinliche Möglichkeit, vielleicht gefiel es ihm auch ganz einfach nicht völlig allein auf der Erde zu wandeln, umgeben nur von einer kalten Ordnung oder einem verwirrenden Chaos – je nachdem, als was die Welt empfunden wird.
    Und so erschuf er sich die Götter.
    Wenn es aber tatsächlich so ist, wie die meisten unserer Zeitgenossen glauben und wie es uns auch die Priester in den Tempeln lehren, dass nämlich die Gottheiten vor den Menschen existierten und diese erschaffen haben …“
    „… wie im Übrigen wohl sämtliche religiöse Schriften berichten“, unterbrach Sringos.
    „Ja, genau“, beeilte ich mich zu bestätigen. „Wenn es also so ist, dass die Götter den Menschen geschaffen haben, dann stellt sich doch unwillkürlich die Frage, wer dann die Götter erschuf!“ Lakyr wandte sich an Sringos.
    „Wie ist Arodnap, der Gott, dem Ihr verpflichtet seid, erschaffen worden?“
    Sringos wirkte jetzt gelöst, die Falten waren von seiner Stirn verschwunden, und er erwiderte sogar das spöttische Lächeln seines Gastgebers.
    Seltsam, dachte ich. Die Priester, die ich bisher kennengelernt habe, waren von anderer Natur gewesen. Intoleranter, fanatischer, ja manchmal konnte man den Eindruck von Besessenheit gewinnen.
    Sringos’ Mimik und Gehabe schienen jedoch fast etwas Komödiantisches zu haben. Jedenfalls war es verwirrend für mich.
    „Unser erhabener und zorniger Gott Arodnap?“ Sringos lehnte sich zurück und stopfte ein halbes Dutzend Trauben auf einmal in seinen Mund, so dass ihm der Saft am Kinn hinunterlief und seine geweihte Robe besudelte. „Arodnap, so lehrt uns die heilige Überlieferung, zeugte sich vor Urzeiten selbst. Und zwar aus Fels, Sand und

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