Elfen wie Diamant
erwartete den Prinzen kein Leben nach dem Tod, auch wenn dieses noch so grausam sein mochte. Sein Tod in der Schlacht wäre endgültig. Diese Männer anzuführen, das wusste Konowa, war eigentlich die Aufgabe, die der Prinz zu erfüllen hatte, und doch konnte er den widerwilligen Respekt nicht unterdrücken, mit dem er jetzt den zukünftigen König betrachtete. Konowa war nach wie vor davon überzeugt, dass der Prinz ein blaublütiger Blödmann erster Ordnung war, aber er war kein Feigling, und das war schon etwas.
»Also«, der Prinz sah sich unter den Soldaten um. Er schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte, denn er öffnete und schloss mehrmals den Mund, während er nach Worten suchte. Sein Blick fiel auf Alwyn, aber er lieà sich nicht anmerken, ob er von dem fremdartigen Aussehen des Soldaten schockiert war. Dann sah er Rallie, nickte ihr zu und straffte sich ein wenig, während sie pflichtbewusst ihren Federkiel über das Papier hielt.
»Also«, wiederholte der Prinz, etwas kräftiger diesmal. »Ich sollte Ihnen allen gratulieren, weil wir diese Schlacht so gut geschlagen haben. Aufgrund Ihrer auÃerordentlichen Bemühungen wurde ein weiterer Stern der Macht seinem Land und seinem Volk zurückgegeben. Unsere Feinde, sowohl die uralten wie auch die neuen Feinde, wurden zerschmettert und vertrieben.« Der Prinz entschloss sich nachdrücklich, den Forst am Horizont zu ignorieren, der die Grenze ihres Sieges markierte. Denn hier und jetzt, an genau dieser Stelle, triumphierte das Imperium.
Statt jedoch Luft zu holen und seine Rede zu einem brausenden Höhepunkt zu führen, wie er es gewöhnlich tat, wurde
der Prinz plötzlich leise, und seine Schultern sanken herab, als er seine Rede beendete. »Höchst wundervoll und würdig ⦠ja, eine Tat von besonderer Bedeutung. Sogar eine, die zweifellos in die Annalen der Geschichte eingehen und diesen Moment als einen besonders glücklichen für dieses moderne Zeitalter markieren wird â¦Â« Seine Stimme verlor sich. Er sah Rallie an, als wollte er sie anflehen, dafür zu sorgen, dass genau das eintrat.
Dummer, alberner Blödmann, der zusammenbricht wegen einer verdammten Bibliothek, dachte Konowa. Ihm hatte der Mann wirklich leidgetan, aber alles hatte seine Grenzen. Immerhin befanden sie sich noch im Krieg. Den sie gewinnen mussten. Jemand muss mit ihm mal ein Wörtchen reden, erkannte Konowa. Und ganz tief in seinem Innersten wusste er, dass sehr wahrscheinlich ihm diese Aufgabe zufallen würde.
Ohne sich umzusehen, marschierte der Prinz davon, stolperte jedoch über einen der Säcke, den Vizekönig Alstonfar getragen und jetzt auf dem Boden abgestellt hatte. Er blieb stehen, blickte auf verstreute Schriftrollen hinunter und schob sie mit seiner Stiefelspitze hin und her. Rallies Federkiel kratzte laut über das Papier, was die Aufmerksamkeit des Prinzen wieder in die Gegenwart zurückholte. Er hob den Kopf und reckte sein Kinn vor. »Und natürlich haben wir die lange verschollene Bibliothek von Kaman Rhal mit all ihren Schätzen entdeckt.«
Etliche Soldaten blickten Konowa hilfesuchend an; ihre Brauen hoben sich ebenso wie ihre Schultern als klares Zeichen dafür, dass sie nicht wussten, ob sie jubeln sollten oder nicht. Konowa seufzte, zog seinen Säbel aus der Scheide und hob ihn hoch in die Luft. Er kam sich wie ein Narr vor und war froh, dass die Dunkelheit der Nacht seine verlegene Miene verbarg. »Dreimal hipp, hipp, hurra für Seine Hoheit!
Dreimal hipp, hipp, hurra für unseren glorreichen Sieg heute Nacht! Dreimal hipp, hipp, hurra für die Rückkehr des Juwels der Wüste und den Fund eines groÃen Schatzes!«
Vizekönig Alstonfar rang immer noch nach Luft, während er sich mühsam aufrichtete und seinen Säbel ebenfalls in den nächtlichen Himmel streckte. Vor Begeisterung wäre ihm die Waffe fast aus der Hand geflogen. Der Prinz wirkte aufrichtig überrascht und tupfte dann mit einem Spitzentaschentuch seine Augenwinkel. Musketen wurden geschüttelt, und ihre Bajonette blitzten im fallenden Schnee. Fast gegen seinen Willen stellte Konowa fest, dass seine Stimme mit jedem Jubelschrei lauter wurde.
Immerhin hatten sie die Schattenherrscherin und auch Kaman Rhals Drachen in dieser Nacht besiegt. Sie hatten einen weiteren Stern dem Volk zurückgegeben, dem er gehörte. Und auch wenn er nicht
Weitere Kostenlose Bücher