Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
Vom Netzwerk:
beschäftigt, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gingen oder wie lange sie schon unterwegs waren. Sie war so müde, dass ihr vor Schwäche fast schwindlig war. Sie schüttelte den körnigen Sand aus ihren Sandalen, während sie gingen, und wünschte, sie hätte ein Paar Stiefel. Ihre dünne Hose aus Baumwolle und die Bluse waren nicht für die Wüste geeignet.
    Visyna erkannte den Beginn einer abwärts führenden Spirale und versuchte, etwas Positives daran zu finden. Das beißende Gefühl von uralter Magie, das in der Bibliothek geherrscht hatte, war zwar verschwunden, aber selbst da hatte sie nur noch wenig Energie, um Macht aus der Luft um sie herum zu ziehen. Und selbst wenn sie es gekonnt hätte, was hätte sie machen sollen? Sie waren zahlenmäßig ihren Häschern hoffnungslos unterlegen, man hatte den Soldaten sämtliche Waffen abgenommen, und der Gang war
schmal und erstreckte sich viel weiter, als sie sehen konnte. Ein Kampf in diesem Gang würde eine höchst blutige Angelegenheit werden, mit nur sehr wenig Aussicht auf Erfolg. Vielleicht, dachte sie flüchtig, waren sie ja bereits so gut wie tot. Kritton konnte sie ja wohl kaum am Leben lassen, oder?
    Bei dem tiefen, grollenden Knurren neben ihr richteten sich ihre Nackenhaare auf. Sie drehte sich um und sah Jir, der neben ihr herhumpelte. Seine verletzte Schulter verursachte ihm eindeutig Schmerzen. Sie ließ eine Hand hängen, und der Bengar näherte sich ihr so weit, dass ihre Finger über seinen Kopf strichen. Es überraschte sie, dass Jir so fügsam war. Sie hatte erwartet, dass die Elfen das Tier auf der Stelle töteten, aber in seinem verwundeten Zustand wirkte der Bengar hilflos. Aus Gründen, die sie nicht verstand, hatte man es ihm erlaubt, sie zu begleiten. Er schien dieses Arrangement zu begreifen und zeigte äußerlich keinerlei Aggressionen. Es schien fast, als würde der Bengar wissen, dass dies nicht die richtige Zeit für Rache war.
    Eine Zunge so rau wie Borke leckte ihre Hand, und sie zog sie überrascht zurück. Dann sah sie Jir an, der den Blick mit einer Klugheit erwiderte, die sie noch nie an ihm bemerkt hatte.
    Â»Ich bedauere es sehr, in den Verstand eines anderen Individuums eindringen zu müssen, aber es war notwendig, ihn ruhigzustellen, um ihn am Leben zu erhalten«, flüsterte Chayii.
    Visyna fuhr überrascht zu ihr herum. »Du kontrollierst ihn?«
    Â»In gewisser Weise. Ich habe mich mit ihm verbunden und ihm viel von seiner Wut und seinem Drang zu jagen genommen«, erwiderte sie.
    Â»Wie fühlt es sich an?«
    Chayii drehte sich zu ihr herum. Visyna versuchte von
ihr wegzukommen und drückte ihre Schultern an die Tunnelwand. Rohe, wilde Gewalt blitzte in den Augen der Elfe. Chayiis Lippen kräuselten sich, als sie die Zähne fletschte, und die Muskeln ihres Halses spannten sich vor unterdrückter Energie. Sie drehte langsam den Kopf weg und ließ die Schultern sinken.
    Â»Ich habe noch nie in meinem Leben das Fleisch eines Tieres gekostet«, sagte Chayii, »aber ich muss meine ganze Beherrschung aufbieten, um diesen Elfen nicht ihre Herzen herauszureißen und zu spüren, wie ihr Blut meine Kehle hinabrinnt.« Als sie das sagte, krümmte sie die Hände, als wären es Klauen.
    Visyna hoffte, dass der Horror, der plötzlich in ihr aufwallte, sich nicht auf ihrer Miene zeigte. Sie sah sich hastig um. Hatte einer der anderen Elfen sie belauscht? Vielleicht hatten sie ja, wie Konowa, viel von ihrem Gehör verloren, weil sie ständig Musketenschüssen und Kanonenfeuer ausgesetzt waren. Jedenfalls wusste sie, dass ihr eigenes Gehör beträchtlich gelitten hatte, seit sie sich entschlossen hatte, die Stählernen Elfen zu begleiten.
    Â»Hast du einen Plan, wann du Jir freigeben willst und wir fliehen können?« Sie beschloss, sich ihre Sorge nicht anmerken zu lassen, dass sie wahrscheinlich über kurz oder lang Yimts Schicksal teilen würden.
    Chayii schüttelte den Kopf. »Ich bin vollauf damit beschäftigt, Jir zu kontrollieren. Es liegt ganz an dir, mein Kind, dir zu überlegen, was wir als Nächstes tun müssen.«
    Die Hoffnung, die sie eben noch empfunden hatte, wurde zwar gedämpft, aber sie erstarb nicht. Sie hat recht, dachte Visyna. Als sie daran dachte, dass sie kaum mehr war als ein Mädchen in einer Notlage, errötete sie

Weitere Kostenlose Bücher