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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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in seinen Instinkten als alles andere.
    Dann spürte der Baum Schwingungen im Wind. Er hielt an, hob die Zweige und öffnete die Blätter, um die Störung besser ertasten zu können. Zwei Objekte näherten sich ihm mit großer Geschwindigkeit, und zwar durch die Luft. Aber er sah keine Notwendigkeit, sich zu verteidigen. Diese Objekte waren ebenfalls Sarka Har. Er ließ die Äste sinken und stapfte weiter voran, wobei er sich durchaus bewusst war, dass die Objekte jetzt nur noch wenige Meter von ihm entfernt waren und sich nach wie vor rasch näherten.
    Dicke Zweige packten den Sarka Har an beiden Seiten und hoben ihn hoch in den nächtlichen Himmel. In seinem kurzen, brutalen Leben hatte der Sarka Har noch nie den Kontakt zur Erde verloren. Hätte er einen Mund besessen, hätte er geschrien. Dann ließen die beiden anderen Sarka Har ihn wieder los. Der Baum stürzte zur Erde und drehte sich um sich selbst, als er fiel. Er fiel mit einem ohrenbetäubenden Krachen zu Boden. Sein Stamm zerbrach in zwei Stücke, seine Zweige und Äste wurden ebenfalls zertrümmert, und eine zähflüssige braune Brühe sickerte aus Hunderten von Bruchstellen.
    Die beiden Sarka Har landeten und näherten sich dem gestürzten Baum. Dabei zogen sie ihre hölzernen Schwingen ein. Anders als ihre Brüder hatten sich diese Sarka Har in die Gestalt der Drachen verwandelt, die in den Eiern hatten ausgebrütet werden sollen. Statt vieler kleiner Blätter war ihnen eine große, grünbraune Haut gewachsen, die sich zwischen den Zweigen erstreckte und mächtige Schwingen bildete. Sie hatten keine Köpfe, aber an der Stelle, wo ein Schlund gesessen hätte, ragte ein dicker Ast hervor, der mit zwanzig Zentimeter
langen Dornen gespickt war, die so dick waren wie das Handgelenk eines Elfen.
    Diese beiden Bäume beugten sich über den sterbenden Sarka Har und schlugen mit diesem dornengespickten Ast auf ihn ein, zerfetzten den gestürzten Baum in kleine Stücke. Sie packten seinen Stamm, zerrissen ihn in der Mitte und dann noch einmal die beiden Teile. Mit jedem Bruch und jedem Riss strömte mehr von der braunen Brühe heraus. Als sich eine Pfütze bildete, stellten sich die beiden Bäume hinein und absorbierten die Flüssigkeit durch die Reste ihres Wurzelsystems.
    Während sie tranken wurden sie stärker. Die schuppenartige Rinde, die ihre Stämme schützte, wurde dicker und nahm einen metallischen Glanz an. Und noch mehr Dornen sprossen an den Rändern ihrer Schwingen.
    Als sie die ganze Brühe aufgesogen hatten, breiteten die beiden Sarka Har ihre Schwingen aus und schlugen ein paarmal mit ihnen. Mit jedem Schlag wurden sie schneller und kräftiger. Mit einem letzten Schlag sprangen die beiden Bäume in die Luft und verschwanden in der Nacht, in Richtung Westen.
    Â 
    Â»Sind wir schon da?«, erkundigte sich Soldat Scolfelton Erinmoss. Scolly war nicht sonderlich schlau, aber was ihm an Intelligenz fehlte, machte er durch Zähigkeit wett. »Ich frage nur, weil es eigentlich aussieht, als sollten wir mittlerweile dort sein, oder etwa nicht?«
    Niemand antwortete, und man ließ die Frage in der Dunkelheit versickern, jenseits des Lichtkreises der Laternen. Stiefel schlurften über eine dünne Schicht Sand auf dem Boden des Ganges, in einem hirnlosen Rhythmus, der die Luft mit einem kratzenden Puls erfüllte.
    Die Elfen, die von Soldat Kritton angeführt wurden, marschierten
vor und hinter der kleinen Gruppe von menschlichen Soldaten, unter denen sich auch Visyna befand. Obwohl kaum Platz genug war, dass zwei Leute nebeneinander gehen konnten, blieb Chayii Rote Eule an Visynas Seite. Visyna öffnete und schloss etliche Male den Mund, um etwas zu sagen, aber ihr fehlten die Worte. Chayii mahlte mit den Kiefern, und ihre Stirn war schweißgebadet.
    Â»Sind wir bald da?«, fragte Scolly erneut.
    Visyna legte den Kopf schräg, riss sich jedoch zusammen. Sie hatte instinktiv darauf gewartet, dass Yimt einen Wutanfall bekam. Als ihr klar wurde, dass Yimt nicht antworten würde, schien die Dunkelheit noch größer zu werden.
    Â»Nein, Scolly, noch nicht«, erwiderte Visyna, die fast keine Luft bekam, so groß war der Druck auf ihrer Brust. Die Visionen, wie der Zwerg in der Bibliothek zu Boden stürzte, wollten einfach nicht von ihr weichen. Aber ihre Wut darüber musste warten. Jetzt war sie vollkommen damit

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