Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
Vom Netzwerk:
Fühlte es sich so für Konowa an? Wenn er sich nur schrecklichen Alternativen
gegenübersah? Eine plötzliche Sehnsucht nach ihm erfüllte sie. Ihr Herz flog ihm zu, als sie plötzlich auf eine Art und Weise wie nie zuvor den ständigen Albtraum verstand, der einen verfolgte, wenn man sich für das kleinere von zwei Übeln hatte entscheiden müssen.
    Â»Das sagen Sie so leichthin«, antwortete sie.
    Â»Diesen Mistkerl umzubringen, ist ein Kinderspiel. Das soll nicht heißen, dass es mir gefällt, aber es ist etwas, das getan werden muss. Am Ende heißt es: er oder wir. Und mir ist es viel lieber, wenn wir es sind, die davonkommen.«
    Â»Mir kommt es nur so barbarisch vor, solch ein Gemetzel. Es sollte einen anderen Weg geben.« Sie wusste, dass sie naiv klang, aber das kümmerte sie nicht.
    Hrems Stimme klang ernst, als er sich vorbeugte und antwortete. »Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber haben Sie schon einmal versucht, mit einem Rakke zu reden? Das Einzige, was die verstehen, ist brutale Gewalt. Und was Kritton und den Rest dieser Elfen angeht … Wir haben versucht, in der Bibliothek mit ihnen zu reden, und Sie haben ja gesehen, was passiert ist. Nein, die Zeit zum Reden ist lange vorbei. Kritton muss sterben, und wenn die anderen Elfen dabei im Weg sind, werden auch sie sterben. Es mag Ihnen nicht gefallen, aber es dürfte ja wohl kaum das erste Mal sein, dass Sie töten.«
    Â»Oh doch, es wäre das erste Mal.«
    Hrem lehnte sich überrascht zurück. »Sie steckten immer im dicksten Getümmel, seit wir aufgebrochen sind …«
    Visyna schüttelte den Kopf. »Ich habe dem Regiment so gut ich konnte mit meiner Bannweberei geholfen, aber ich habe nie direkt einem Wesen das Leben genommen.« In ihren Monaten bei den Stählernen Elfen hatte ihre Magie es dem Regiment ganz gewiss einfacher gemacht, seine Feinde zu töten, aber es waren auch Monster gewesen, Kreaturen,
die von Bosheit gezeugt worden waren. Was Hrem jetzt vorschlug, war etwas Neues. Es war eine Linie, die sie noch nie überschritten hatte.
    Konnte sie nur ein bisschen Energie herausziehen? Und um welchen Preis?
    Â»Sind Sie sicher?«, fragte er.
    Â»Daran würde ich mich erinnern.«
    Ein brauner Käfer, kaum größer als eine Fliege, krabbelte über den Sand des Tunnelbodens nahe bei ihrem Fuß. Sie starrte ihn an. Ohne es zu wollen, suchte sie die Essenz seines Lebens in dem Netz der Energie um sie herum. Sie blickte zu Hrem hoch und sah, dass auch er den Käfer bemerkt hatte. Er sah sie an und zuckte unmerklich mit seinen Schultern.
    Es ist nur ein Insekt, sagte sie sich und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Käfer, aber tief in ihrem Herzen glaubte sie nicht daran. Das war eine lebendige Kreatur, ein Teil der Natürlichen Ordnung.
    Â»Es sind lebende, atmende Männer mit Familien. Sie verdienen eine Chance«, erklärte Hrem.
    Das war alles. Sie wusste, dass er die Wahrheit sagte und sie selbst übermäßig empfindlich war, aber jetzt wusste sie auch, wie diese ganze Geschichte ablaufen würde. Sobald sie begann, die Lebensenergie eines anderen Wesens zu benutzen, würde sie einen Teil von sich selbst für immer verlieren. Ihr wurde jedoch ebenfalls vollkommen klar, dass sie dieses Opfer bringen musste, wenn sie Konowa jemals wiedersehen wollte.
    Â»Passen Sie auf«, flüsterte sie und beugte sich vor, um sich auf den Käfer zu konzentrieren. Sie hielt die Hände vor sich und konzentrierte sich auf die Energie um sie herum. Die Männer der Abteilung waren leicht ausfindig zu machen; ihre Energie war mit der Finsternis des Schwurs versetzt. Rasch fand sie auch den schlanken Faden der Lebensenergie
des Käfers und begann mit weichen Bewegungen, ihn zu entwirren. Sie wollte nur eine einzelne Strähne weben, in der Hoffnung, den Käfer damit einfach nur langsamer zu machen.
    Der Käfer krabbelte weiter über den Boden, offenbar unbeeindruckt von ihren Bemühungen. Sie errötete, bog ihre Finger und fing von vorne an. Wieder fand sie seinen Faden und zog vorsichtig daran.
    Es knackte. Die Lebensenergie des Käfers spulte sich wie ein Knäuel ab, das über die Erde rollt. Sie sah an ihren Fingern vorbei auf das Insekt, das tot auf dem Boden lag. Sein winziger Körper war in zwei Teile zerbrochen.
    Â»Beeindruckend«, meinte Hrem und hob den Käfer mit seiner riesigen Hand auf.

Weitere Kostenlose Bücher