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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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und ihre Schreie würden sich in den Chor der Qual und Furcht mischen, der die Existenz aller Gefallenen kennzeichnete. Schlimmer machte es die Erinnerung an die Zeit, die noch gar nicht lange vorbei war, wo diese Männer noch gelebt und gelacht hatten. Sie jetzt nur als Schatten zu kennen, die unendlicher Folter und Verzweiflung ausgesetzt waren, war eine Bürde, die er nicht mehr viel länger tragen konnte.
    Der Tod, das jedoch wusste er, wäre keine Erlösung. Für ihn bot nur der Wahnsinn einen Ausweg.

    Â»Und wie geht es Ihnen an diesem alles andere als vollkommenen Abend?«
    Alwyn wirbelte herum und sah voller Überraschung Rallie hinter sich stehen und nur wenige Meter hinter ihr die Kolonne der wartenden Soldaten.
    Â»Es sind noch mehr von ihnen gestorben«, antwortete Alwyn und drehte sich wieder um.
    Â»Sie meinten, von uns, hab ich recht?«, erkundigte sich Rallie und trat neben ihn. Trotz des Windes bewegte sich ihr Umhang fast nicht. »Schließlich befinden Sie sich immer noch unter den Lebenden, richtig?«
    Â»Tatsächlich?«
    Statt zu antworten, streckte Rallie die Hand aus und stach ihm mit der Spitze ihres Federkiels in die Hand. Er schrie auf, riss seine Hand zurück und schüttelte sie. Ein warmes, tröstliches Gefühl strömte über seine Hand, bevor das Frostfeuer aufflammte und das Gefühl wegbrannte. Nur Kälte blieb zurück, und er fröstelte.
    Â»Entweder haben Sie für einen Toten ganz exzellente Reflexe, oder aber Sie sind immer noch sehr lebendig«, erklärte sie.
    Alwyn betrachtete sie mit seinen grauen Augen und prüfte ihre Energie. Eine uralte Macht strahlte von ihr aus … »Autsch!«, stieß er hervor, als er erneut den Stich ihrer Schreibfeder spürte, diesmal in seinem Ohrläppchen. Wie schon zuvor durchströmte ihn ein warmes Gefühl, bevor die Magie des Schwurs sie verzehrte. Alwyn schüttelte sich, als Ärger in ihm aufstieg.
    Â»Der Wind hat sie mir aus der Hand gerissen«, erklärte Rallie und sah ihm direkt in die Augen, als wollte sie ihn zu einem Widerspruch provozieren. Macht durchströmte Alwyn. Er war der Zerstörer von Kaman Rhals Knochendrachen. Er war es, der den Emissär der Schattenherrscherin in
Stücke geschlagen hatte. Was bildete Rallie sich also ein? »Aua!«
    Â»Es ist so, als hätte sie ihren eigenen Willen«, sagte Rallie und zog das spitze Ende ihrer Feder aus seiner Schulter. Sie hatte das Tuch seiner Uniformjacke und sein Baumwollhemd durchbohrt, das er darunter trug. Diesmal jedoch durchströmte ihn nicht nur Wärme, sondern Hitze, als die Spitze des Federkiels seine Haut mitten in seiner Eicheltätowierung durchbohrte. Er spürte, wie das Frostfeuer den Rand der Tätowierung und das Motto »Aeri Mekah  – Ins Feuer! Und geradewegs der Hölle entstiegen!« umspielte, aber anders als bei den beiden Male zuvor verzehrte es die Macht nicht, die ihr Federkiel in ihm freigesetzt hatte.
    Rallie hielt den Federkiel locker zwischen den Fingern und drehte ihn langsam. Alwyn hob seine Hände zum Zeichen, dass er sich ergab.
    Â»Wer sind Sie?«, erkundigte er sich.
    Sie antwortete nicht sofort, sondern ging weiter. Alwyn beobachtete sie eine Weile, bevor er ihr schließlich folgte. Er holte sie ein und ging neben ihr her. Seine Tätowierung brannte weiter, aber jetzt war die Hitze erträglich. Auf eine höchst merkwürdige Weise fand er sie sogar tröstlich, als würde das zeigen, dass noch ein kleiner Teil von ihm er selbst war.
    Â»Der Major wird schon auf uns warten. Deshalb glaube ich, wir sollten lieber weitermarschieren«, sagte sie.
    Â»Gehen Sie nicht zu Ihrem Wagen zurück?«
    Â»Einer der Soldaten hat früher mal einen Brauereikarren gefahren. Ich bin zwar nicht sicher, ob Kamele ebenso einfach zu handhaben sind wie Zugpferde, aber ich glaube, er wird es schon herausfinden. Außerdem ist die Fahrt mit einem kaputten Wagenrad nicht besonders gemütlich. Deshalb habe ich beschlossen, mir ein bisschen die Beine zu vertreten. Zudem gefällt mir die Gesellschaft.«

    Alwyn versuchte vergeblich, aus Rallie schlau zu werden. Er suchte nach Furcht oder Spott, aber alles, was er spürte, war aufrichtiges Interesse ihrerseits.
    Â»Manchmal ist das, was man sieht, auch das, was man bekommt«, sagte sie.
    Alwyn ging schweigend weiter und hörte nur beiläufig zu, während Rallie

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