Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
Vom Netzwerk:
seine Beine fest in den Schnee. Rallie blieb stehen und drehte sich zu ihm herum. Ein Lächeln tauchte hinter dem glühenden Ende ihrer Zigarre auf.
    Gefühle strömten durch sein Herz, Gefühle, die nicht alle traurig waren. Der Weg ging weiter. Wie das alles enden würde, wusste er zwar nicht, aber in diesem Moment spielte das keine Rolle. Jetzt war wichtig, dass er am Leben war, das genügte.
    Â»Ich vermisse Yimt«, sagte er schließlich, weil er nicht wusste, was er sonst hätte sagen sollen.
    Â»Ich vermisse diesen Racker auch«, antwortete sie. »Aber ich möchte mir nicht vorstellen, was er Ihnen sagen würde,
wenn er an meiner statt hier stehen würde. Ich bin nicht sicher, ob so zarte Ohren wie die Ihren solch verbalen Misshandlungen ausgesetzt werden sollten.«
    Alwyn lächelte tatsächlich.
    Sie ging weiter. Er hielt mit und überlegte staunend, wie schnell sich seine Sicht auf die Welt geändert hatte.
    Â»Sie haben meine Frage nicht beantworten«, sagte er. »Wer sind Sie?«
    Â»Ich habe deshalb nicht geantwortet, weil ich das nicht will«, erwiderte sie und paffte fröhlich an ihrer Zigarre. »Eine Frau hat das Recht auf ihre Geheimnisse, vor allem dann, wenn sie sich an einige davon gar nicht erinnern kann.«
    Alwyn glaubte ihr kein Wort.
    Â»Irgendwann werden Sie es uns sagen müssen«, meinte er und hielt kurz inne. »Oder nicht?«
    Â»Wissen Sie, was eine Katze das Leben kostet?«, erkundigte sich Rallie.
    Â»Neugier?«, ging Alwyn auf das Spiel ein.
    Â»Eigentlich nicht. Normalerweise sind es das Pferd und die Kutsche, die sie überfahren, weil sie geglaubt hat, dass sie einen Haufen Mäuse über die Straße hätte huschen sehen.«
    Â»Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich glaube, das bedeutet, ich soll das Thema wechseln«, sagte Alwyn.
    Sie blieb wieder stehen. Furcht überkam Alwyn. Die Schatten der Toten materialisierten sich um ihn herum. Er erschauerte, riss sich aber zusammen. Er mochte ihr Sprecher sein, aber er war nicht tot. Noch nicht.
    Â»Es wurde gerade ohne Ihr Zutun gewechselt. Da oben ist das Fort«, sagte Rallie.
    Alwyn folgte ihrem ausgestreckten Arm. Der Hügel ragte wie ein zerbrochener Knochen aus der Wüste empor. Auf dem zerklüfteten Gipfel sah er die Zinnen des Forts. Er ließ
seinen Blick sinken zum Fuß des Flügels und suchte in den verschneiten Trümmern nach Lebenszeichen.
    Â»Sind das Rakkes?«, fragte er, als er die Leichen sah, die am Fuß des Hügels verstreut lagen.
    Â»Es waren jedenfalls mal welche«, antwortete Rallie.
    Er riss seinen Blick von dem Hügel los und konzentrierte sich stattdessen auf die Schatten der Gefallenen. Sie streckten die Hände aus, um nach ihm zu greifen, und der kalte, unaufhörliche Druck ihrer Qual begann ihn von innen heraus zu zerfressen. Seine Stimmung verfinsterte sich, und das warme Gefühl, das ihm die Plauderei mit Rallie eingeflößt hatte, begann abzuebben. Doch in dem Moment spürte er, wie die Tätowierung auf seinem Arm heißer brannte, als wäre ein Feuer darunter angefacht worden. Es war zwar kaum mehr als ein einzelnes Streichholz in einem Schneesturm, aber es genügte, um ihn daran zu erinnern, dass er immer noch selbst die Entscheidung treffen konnte.
    Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, und die rußigen, schwarzen Zweige seines Holzbeins knackten bei der Anstrengung. »Geht los! Spürt unsere Feinde auf. Sofort!«
    Die Schatten rührten sich nicht.
    Â»Versuchen Sie es noch einmal«, meinte Rallie.
    Alwyn sah die Schatten an. Er spürte, wie Ärger in ihm aufstieg. Sie waren Soldaten, verdammt, und sie hatten eine Pflicht zu erfüllen. »Das Regiment braucht euch. Ihr seid immer noch ein Teil davon, denkt daran!«, erklärte Alwyn.
    Die Schatten bewegten sich immer noch nicht. Regimentssergeant Lorian ritt auf Zwindarra nach vorne, bis er nur einen Meter von Alwyn entfernt war. »Unsere Schmerzen auf dieser Ebene der Existenz wachsen, und doch scheinen wir unserem Ziel nicht näher gekommen zu sein.«
    Rallie wollte vortreten, aber Alwyn hob die Hand, um sie aufzuhalten. Diesmal ließ er seinem Ärger freien Lauf.

    Â»Regimentssergeant! Sie wissen es besser! Ihr alle wisst es besser. Wir sind Soldaten! Wir kämpfen, bis die Schlacht gewonnen ist, und diese Schlacht ist noch lange nicht vorbei.« Er trat vor und stemmte

Weitere Kostenlose Bücher