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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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irgendwie auf das Thema Schnapsbrennereien kam. Das Regiment folgte ihnen mit einem kleinen Abstand. Ein neues Gefühl umhüllte ihn. Er war zwar nie allein, nicht mehr jedenfalls, aber als er jetzt neben Rallie einherging, empfand er ein gewisses Maß an Frieden und Einsamkeit. Ihre Stimme hatte etwas Beruhigendes.
    Â»Wirken Sie einen Bann über mich?« Der Argwohn überfiel ihn urplötzlich, und seine Stimme klang scharf.
    Â»Früher einmal hat man mich faszinierend genannt«, erwiderte sie, »sogar fesselnd. Aber nein, ich wirke keinen Bann, abgesehen von der einfachen Tat, einem Freund Gesellschaft zu leisten. Darin liegt mehr Macht als alles, was ich jemals erlebt habe.«
    Allwyn drehte den Kopf zu ihr herum, um zu überprüfen, ob sie lachte.
    Â»Jedenfalls in einer zutiefst emotionalen Art und Weise«, fügte sie hinzu und legte eine Hand über ihr Herz.
    Bevor Alwyn es verhindern konnte, sprudelten die Worte über seine Lippen. »Alles ist Schmerz. Ich verliere meine Freunde, Rallie. Ich verliere meine Verbindung zu dieser Welt. Schon bald wird nichts mehr da sein, was mich noch hier hält.«
    Â»Unsinn. Sie tun sich einfach nur leid.«
    Alwyn hatte Mitgefühl erwartet, vielleicht sogar eine schockierte Reaktion angesichts seiner Beichte, aber nicht das. »Sie glauben, das ist es? Ich werde zu einem lebenden Toten, verflucht in alle Ewigkeit, mit gequälten Schatten
als Gefährten, und Sie glauben, dass ich in Selbstmitleid bade?«
    Rallie nahm ihre Zigarre aus dem Mund und stieß damit in seine Richtung. Er zuckte zurück.
    Â»Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, sind Sie nicht tot, noch lange nicht.« Sie schob die Zigarre wieder in den Mund und hielt sie mit den Zähnen fest, als ein Windstoß über die Wüste fegte und Sand und Schnee aufwirbelte. »Ihre Überlebensinstinkte funktionieren noch. Es ist Ihr Gehirn, das Ihnen Probleme macht. Sie denken zu viel über die Dinge nach. Genau genommen wälzen Sie sich in einem Meer des Leids. Ich kann den Toten nicht helfen, aber den Verwirrten und Verzagten schon … vorausgesetzt, sie sind bereit, sich selbst zu helfen. Ich habe Ihrem Major etwas ganz Ähnliches erzählt. Beginne mit der Hoffnung und baue darauf auf.«
    Alwyn dachte darüber nach. Gab es noch Hoffnung?
    Â»Ich weiß nicht, ob mir klar ist, wie das geht, Rallie. Was bedeutet den Schatten schon Hoffnung? Oder mir? Wir alle sind durch ihre Magie gebunden.«
    Â»Magie kann auch wieder rückgängig gemacht werden. Deshalb werden wir sie auf ihrem Berg stellen. Und aus genau diesem Grund marschieren wir gerade durch diese Wüste. Sie verheddern sich in Gedankenknoten über gewaltige, schreckliche Dinge, wo Sie doch nur einfach Ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenwart richten müssten.«
    Â»Aber die Schatten …«
    Â»Werden bleiben, was sie sind, bis Sie und der Rest der Lebenden etwas dagegen unternehmen«, fiel sie ihm ins Wort. Ihre Stimme wurde weicher, als sie weitersprach. »Ich weiß, dass sie leiden, genauso wie Sie. Im Augenblick jedoch kann man nichts dagegen tun. Sie sind jetzt ihr Emissär, und sie kommen zu Ihnen, um Antworten zu bekommen, also geben Sie ihnen etwas zu tun.«

    Â»Was meinen Sie damit?«
    Rallie deutete mit einer schwungvollen Bewegung in die Dunkelheit. »Geben Sie diesen Mistkerlen etwas zu tun. Sie sind zwar tot, aber das ist keine Entschuldigung, dass sie nur stöhnend und lamentierend in diesem Zustand auf der faulen Haut liegen. Sie brauchen ein Ziel, und das können Sie ihnen geben. Sie wissen ja, was auf dem Spiel steht. Sie wissen, was getan werden muss, um das Regiment von ihrem Fluch zu befreien. Also, Brust raus und Kinn hoch! Setzen Sie Ihren Hintern in Bewegung.«
    Â»So einfach ist das leider nicht, Rallie«, antwortete Alwyn.
    Â»Das ist der menschliche Geist in Ihnen, der immer versucht zu zeigen, wie kompliziert die Dinge sein können. Denken Sie einfach nicht darüber nach, sondern versuchen Sie es zu fühlen. Es ist besser, etwas zu tun und zu scheitern, als nichts zu tun und sich zu wundern.«
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er das Gefühl, als würde ein dunkler, erstickender Schleier von seinem Gesicht gehoben. Wenn er über seine Lage nachgrübelte, machte er alles nur schlimmer. Vielleicht hatte Rallie recht. Hör auf zu denken und handle. Alwyn holte tief Luft und stemmte

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