Elfen wie Feuer
Augen jedoch waren vollkommen menschlich und zeigten all die Furcht, die er empfand. Zitternd tastete er sich weiter vor, fiel schlieÃlich vor ihr auf die Knie und senkte den Kopf.
Sie hatte Pläne, was seine Furcht anging.
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Faltinald Elkhart Gwyn, Empfänger des Ordens vom Bernsteinkelch, Inhaber des Heiligen Hosenbandes von St. Di-Wynn,
Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wunderwirkerei und Wissenschaft und bis vor kurzem der Vizekönig Ihrer Majestät der Königin von Calahr für das Protektorat GroÃ-Elfkyna schüttelte sich, während er den Kopf gesenkt hielt.
An diese Haltung hatte er sich schon viel zu gut gewöhnt, seit sein Glück sich gewendet hatte.
Noch vor Wochen kannten die Herrscher der primitiven Länder im ganzen Calahrischen Imperium seinen Namen und fürchteten ihn. Er war die personifizierte Macht des Imperiums. Wenn er sprach, tat er es nicht mit seiner Stimme, sondern mit der der Königin ⦠und mit ihrer. Das war ein berauschendes Spiel gewesen, gleichzeitig zwei Thronen zu dienen. Jetzt jedoch war er im ganzen Imperium ein gesuchter Mann, doch er bezweifelte, dass irgendjemand die Gelegenheit bekam, die Belohnung einzustreichen, die auf seinen Kopf ausgesetzt war.
Ein Blitz verbrannte die Zweige knapp einen Schritt vor ihm, und seine Zähne klapperten. Sein Leben, vielmehr das, was davon übrig war, hing jetzt vollkommen von der Willkür seiner einzigen Herrscherin ab.
Einen Augenblick später tauchte eine weitere Gestalt aus der Finsternis auf; sie materialisierte aus dem Nichts und strahlte eine kalte Sicherheit aus. Im Gegensatz zu Gwyn zitterte diese Gestalt nicht. Ihr Umhang und die Kapuze ähnelten denen der Schattenherrscherin. Dennoch verbeugte sich diese Gestalt vor ihr, wenn auch nicht so tief.
Gwyns Verstand und sein Körper rangen miteinander, als ihr Emissär näher kam. Erinnerungen an die Qualen, die ihm die kalten, toten Hände dieses Monsters zugefügt hatten, weckten seine Furcht aufs Neue. Selbst jetzt noch riet ihm seine Ausbildung als Diplomat, keine Emotionen zu zeigen,
aber sein Körper war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Er grub seine Hände in das Eis, bis sie bluteten, konnte jedoch ihr Zittern nicht unterbinden.
Ihr Emissär, ein Elf vom selben Stamm wie sie, war auch einmal wie Gwyn gewesen, ein Vizekönig der Königin von Calahr. Und wie Gwyn hatte er sich dafür entschieden, zwei Herren zu dienen, und geglaubt, dass er die Balance finden und den Sturm beherrschen könnte, der zwischen diesen beiden Welten aufkam.
Und beide waren von demselben verhassten Elf vernichtet worden â von Konowa Flinkdrache, Major der Stählernen Elfen.
Als er an den Elf und seinen Freund, den Herzog von Harkenholm dachte, hätte Gwyns Wut fast seine Furcht bezwungen. Die beiden waren die Architekten seines Untergangs. Wenn es noch Gerechtigkeit in der Welt gab, würden sie beide brennen und dann eine qualvolle Zeit des Leidens durchmachen, bis sie endlich starben. Vorher jedoch musste er versuchen, die Schattenherrscherin zu überleben.
MEIN EMISSÃR UND MEIN VIZEKÃNIG TRETEN ALS VERSAGER VOR MEINE AUGEN.
Gwyn gab den Versuch auf, sein Zittern zu beherrschen. Allein der Klang ihrer Stimme flöÃte ihm eine tödliche Furcht ein. Wenn er sie direkt vernahm, empfand er eine Angst, wie er sie noch nie erlebt hatte. Er hob den Kopf, blickte sie jedoch nicht direkt an, als er die Hände zu ihr hob. »Ich ⦠ich habe Euch wahrlich enttäuscht, meine Königin. Ich verdiene Euer Urteil, wie es auch aussehen mag.«
Diese Worte kamen ihm zwar nur schwer über die Lippen, aber in gewisser Weise glaubte er, was er da sagte. Er war tatsächlich gescheitert, obwohl darin auch eine Gelegenheit lag, Macht zu gewinnen. Die Furcht hielt ihn wie mit einer
stählernen Klaue, aber er erahnte einen Weg, diese Macht jetzt zu nutzen. Er senkte den Kopf, bis seine Stirn den eisigen Boden berührte.
Die Bäume knisterten, als sich die Ãste und Zweige bogen. Eis fiel von ihnen ab, als sie sich über seinem Kopf ineinander verschlangen. Es war ein Baldachin aus baumelnden Schwertern, die alle an einem dünnen Faden hingen, den sie kontrollierte. Nur ihr Wille hinderte die Zweige daran, Gwyn in Streifen zu schneiden.
Die Schattenherrscherin schwieg lange. Immer noch regnete es Eis vom Himmel. Gwyn wusste, dass er einfach nur wegen des Wetters sterben
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