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Elfen wie Feuer

Elfen wie Feuer

Titel: Elfen wie Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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etwas ganz Ähnliches, aber das hatte eher mit dem zu tun, was gleich passieren würde, nicht mit der Trauer des Verlorenen Elfs. Major Flinkdrache ließ den Säbel sinken, und die Soldaten kippten die Leiche über Bord. Dabei stimmten sie den Schwur an, einen letzten, bitteren Gruß, den sie mittlerweile so schätzten wie das Gefühl, wenn man mit dem Finger über eine alte Narbe fuhr.
    Wir fürchten nicht die Flamme, obschon sie uns verbrennt,
wir fürchten nicht das Feuer, obschon es uns verzehrt,
auch fürchten wir sein Licht nicht,
obschon es die Dunkelheit unserer Seelen enthüllt
– denn darin liegt unsere Macht!
    Die erste Leiche fiel über Bord. Bei dem starken Wind war das Platschen, mit dem sie auf dem Wasser aufschlug, kaum zu hören. Das Regiment nahm Haltung an. Lanzen aus Frostfeuer schossen in die Luft hinauf. Die Flammen knisterten vor Energie und breiteten sich auf dem Wasser aus. Ein Schatten tauchte aus den Flammen auf, und seine gequälten Schreie hallten laut in jedem einzelnen Mann wider. Ein plötzlicher Nebel hüllte das Deck ein, als der Atem der Männer in der so plötzlich eiskalt gewordenen Luft Wolken bildete. Der nächste Leichnam ging über Bord, und das Frostfeuer wurde stärker. Es tanzte über die Reling, und ein Ring aus kalten, schwarzen Flammen umgab die Soldaten. Ein weiterer Schatten erschien und vereinigte seine gequälte Stimme mit der seines Kameraden. Bilder eines düsteren Berges, von verkrüppelten Bäumen und ihr tauchten ungebeten in Alwyns Kopf auf, und es ging nicht nur ihm so. Einige Soldaten weinten, andere lachten, während etliche die Augen fest zukniffen und beteten.
    Der dritte Leichnam ging über Bord und gebar den dritten Schatten. Sein entsetztes Jammern schwoll an, während das der beiden anderen leiser wurde. So war es immer. Erst kamen die Furcht und der Schmerz, dann die Angst der Akzeptanz, und schließlich eine kalte, tödliche Ruhe.
    Hände streckten sich Alwyn entgegen, lockten ihn. Alwyn hielt die Augen geöffnet, presste seine Hände jedoch fest an seine Seiten.
    Komm zu uns!
    Es wurde immer kälter, und der Nebel verwandelte sich in Eis. Die Männer begannen zu zittern und würden ihren Kameraden später versichern, dass es nur an der Kälte gelegen hatte. Und alle würden diese Lüge nur zu gern glauben.
    Alwyn starrte die Schatten an und sagte nichts.

    Der letzte Leichnam, der von Soldat Harkon, wurde über die Reling gekippt. Alwyn sog tief die eisige Luft in seine Lungen und wartete auf den letzten Ausbruch des Frostfeuers, auf die Schreie und den letzten Ruf der Schatten.
    Doch er wartete vergeblich. Sie kamen nicht.
    Die Soldaten keuchten vernehmlich. Kein Frostfeuer flammte auf, als Harkons Leiche auf dem Wasser aufschlug. Kein Schatten tauchte auf. Es wurde wärmer, als die Schatten verblassten und schließlich verschwanden. Alwyn wechselte einen erstaunten Blick mit Yimt. Was hatte das zu bedeuten?
    Stimmen wurden laut, und die Soldaten bewegten sich unruhig.
    Â»Stillgestanden! Niemand hat euch den Befehl gegeben, wegzutreten!«, brüllte Yimt. Die Ordnung wurde wiederhergestellt, aber nur mit Mühe.
    Die Soldaten flüsterten aufgeregt.
    Â»Harkon war derjenige, dessen Schatten verbrannte.«
    Â»Angeblich hat er fünf Minuten geschrien, als wäre seine Seele verbrannt.«
    Â»Aber vielleicht hat das den Schwur gelöst?«
    Ihnen antwortete nur das Heulen des Windes und das Klagen eines Verlorenen Elfs.
    Â 
    Während das Schiff weitersegelte, sanken die sterblichen Überreste der vier Soldaten in die dunklen Tiefen hinab. Die Fische schwammen eilig davon, als die Leichen an ihnen vorbeifielen. Die Naht des letzten Leinensackes öffnete sich und enthüllte das Gesicht von Soldat Kester Harkon.
    Etwas Großes, Graues tauchte aus der Tiefe auf und schwamm auf die sinkenden Leichen zu.
    Das Wesen näherte sich jedem einzelnen Leichnam, wandte sich jedoch von den drei ersten Toten ab. Aber als es zu
Harkons Leichnam kam, hielt es inne und schien das Gesicht zu mustern.
    Harkons Augen öffneten sich. Sie drehten sich in den Höhlen und sahen die Kreatur.
    Harkons Leichnam riss den Mund zu einem Schrei auf, und das Wasser strömte in seine Lungen. Die Kreatur schoss vor, packte Harkons Leichnam mit seinen mächtigen Kiefern, schwamm mit dem Toten hinauf und hielt sich unmittelbar unter der

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