Elfen wie Feuer
beugte sich vor. Der Duft ihres Parfums umhüllte Alwyn, und er konnte die Hitze ihrer Haut auf der seinen spüren. Sie strich mit den Lippen über sein rechtes Ohr. »Hier verbirgt sich mehr, als man auf den ersten Blick sieht, aber ich werde die Dinge richten.« Dann wich sie zurück und streckte die Hände aus.
Zwei runde Kugeln aus weiÃen Flammen tanzten in ihren Handflächen. Sie hauchte eine an, die daraufhin aus ihrer
Hand fiel und herabschwebte, bis sie auf dem brennenden Sand auf Alwyns Händen landete.
WeiÃes Feuer! Alwyn spannte sich an in Erwartung des Schmerzes, den er auf der Insel gespürt hatte. Die schwarzen und weiÃen Flammen tanzten über den Sand, schlangen sich ineinander, verschmolzen jedoch nicht miteinander. Es war ein Gefühl, als würde Nafeesah seine Hände mit den ihren massieren.
»Hör auf, dagegen anzukämpfen«, sagte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Flammen in seinen Händen. Dann machte sie eine schnelle Bewegung mit einem Finger, und der Sand um seinen Hals flog zurück auf seine Hände.
»Du musst aufhören ⦠Du weiÃt nicht, womit du es hier zu tun hast!«
Nafeesah verzog schmollend die Lippen, wob jedoch weiter und verdichtete ihr Muster. Die weiÃe Flamme wuchs und versuchte offenkundig, das Frostfeuer zu überwinden. »Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber mach dir keine Sorgen, ich kann dir helfen. Meine Macht ist zwar subtil, aber sie ist dennoch wirksam.«
Alwyn schlug mit dem Kopf gegen die Wand und atmete keuchend aus. Nebel bildete sich in der Luft. »Du musst aufhören, sofort, bevor es zu spät ist.«
Auf Nafeesahs Stirn stand der SchweiÃ, aber sie weigerte sich. »Nur noch ein kleines bisschen ⦠länger â¦Â«
»Bitte, hör auf. Ich kann es nicht mehr lange kontrollieren.«
»⦠ich kann dir helfen â¦Â«
»Nein! Nein!«, sagte Alwyn. Es wurde eiskalt in dem Raum. Aus den Wänden um sie herum schienen Schatten zu flieÃen. Alwyn erkannte Meri und sah die schwarze Klinge in seiner toten Hand. Auch die anderen Schatten kamen
näher. Alwyn wusste, dass er Nafeesah aufhalten musste, sonst würden die Schatten es tun. Er beschwor die Macht, und schwarze Flammen loderten in seinen Händen auf. Sie verzehrten das weiÃe Feuer in einem Blitz. Der Sand auf seiner Brust wurde von schwarzem Frost überzogen und zerbarst, ebenso wie der Sand in seinen Händen.
»Was bist du?« Nafeesah blickte zwischen Alwyn und den Schatten um sie herum hin und her.
Alwyn schloss die Augen, und das Frostfeuer erlosch. Die Schatten schwebten abwartend um sie herum, doch Alwyn schüttelte den Kopf, woraufhin auch sie verschwanden. Als er die Augen wieder öffnete, blickte Nafeesah ihn immer noch an. Sie war nicht geflohen.
»Ich bin durch einen Schwur gebunden«, antwortete er. Im selben Augenblick wurde ihm die Ungeheuerlichkeit dessen wirklich bewusst. »Ich wünschte, ich hätte niemals ⦠ich habe nur â¦Â« Tränen stiegen ihm in die Augen und liefen seine Wangen hinunter, was sein Elend nur vergröÃerte. Die Gesichter der Toten tauchten vor seinen Augen auf, und er wusste nicht, ob das Erinnerungen oder Halluzinationen waren. So viel Tod, dachte er. So viel Schmerz. Und wofür?
Alwyn erwartete, dass Nafeesah weglaufen oder um Hilfe rufen, ihn zumindest anschreien und wegschicken würde. Stattdessen tat sie etwas vollkommen Unerwartetes: Sie beugte sich vor und küsste ihn.
»Ich verstehe nicht«, stammelte Alwyn und wischte sich die Tränen aus den Augen.
»Du hast nicht danach verlangt, und deshalb bin ich noch hier«, erklärte sie.
Alwyn nickte. Er fühlte sich zerbrechlich, als wäre das Einzige, was ihn noch zusammenhielt, der Klang von Nafeesahs Stimme.
»Was ⦠was genau ist deine Macht?« Er musste mit ihr reden. Ihre Stimme war der letzte Anker, der ihn hielt, der ihn bei Verstand hielt.
Nafeesah senkte den Kopf und strich sich dann das Haar aus dem Gesicht. »Sie ist nicht wie deine. Wir wenden sie an, um kleine Verletzungen zu heilen und umwölkte Geister zu trösten. Wir nennen es Kam-Rha, nach dem Kaman Rhal aus der Vergangenheit, dem Herrscher der Südlichen Einöden.«
Alwyns Herzschlag beschleunigte sich. »Unser Prinz redet die ganze Zeit von ihm.«
Nafeesahs Miene hellte sich auf. »Ja, er ist ein und
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