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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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als den Panzer des selbstgefälligen Glaubens an seine eigene Macht.
    Die Luft in dem Raum traf ihn mit fast physischer Wucht. Sie war schwer vor Kälte, und darin verbarg sich etwas noch Eisigeres. In diesem Zimmer gab es keine Laternen oder auch nur schimmernde Edelsteine, und das einzige Fenster war mit eisernen Stangen verrammelt. Dennoch sah er alles ganz klar. Das einzige Objekt, das in der Mitte des Raumes stand, leuchtete
in einem silbernen Licht, das es selbst ausstrahlte. Es war das Ding, das ihn in seinen Träumen gejagt hatte und gehört werden wollte.
    Der Drachentisch.
    Während seiner Laufbahn im diplomatischen Dienst für das Calahrische Imperium hatte der Vizekönig ein gewaltiges Vermögen an Edelsteinen, Gemälden, Schmuck und jeder Art von Wertgegenständen der Eingeborenen angehäuft. Aber dies hier war etwas vollkommen anderes. Dass er den letzten Vizekönig überhaupt gehört hatte, sprach bereits Bände, vor allem jetzt, nachdem dieser Elf von den Toten auferstanden und zu ihrem Emissär berufen worden war. Dieser Tisch war eindeutig weit mehr als einfach nur gedrechseltes Holz.
    Er beobachtete ihn vorsichtig. Der Tisch stand stumm da, wie alle Tische das sollten, doch in seinem Verstand rief er ihn mit einer ungeheuerlichen Macht. Das Drachenhaupt aus Blättern schimmerte, und die Klauen seiner geschnitzten Füße krallten sich in den Stein, als wäre dieser eine Beute aus Fleisch und Blut. Den Vizekönig beschlich das beunruhigende Gefühl, als wäre er die Beute, die verfolgt würde.
    Â»Genug!«, schrie er, und die Stimme in seinem Kopf verstummte. Er ging um den Tisch herum, strich mit der Hand über seinen Rand und spürte das Ausmaß seines Verlangens. Wissen. Es sehnte sich nach Information, so wie er nach Macht gierte.
    Â» Wissen ist Macht«, zischte ihr Emissär.
    Man musste dem Vizekönig zugutehalten, dass er nur halb so heftig zusammenzuckte wie beim letzten Mal, als ihm ihr Büttel einen Besuch abgestattet hatte. Er riss sich zusammen, so gut er konnte, bedauerte einen Moment, dass er nackt war, drehte sich herum und blickte den schattenhaften Geist seines Besuchers an.

    Â»Eure Salontricks werden allmählich ermüdend«, sagte der Vizekönig und starrte den sich windenden Schatten am anderen Ende des Raumes verächtlich an. »Vielleicht versucht Ihr es demnächst einmal damit anzuklopfen.«
    Â»Sie wird ungeduldig«, antwortete ihr Emissär.
    Der Vizekönig spürte, wie er errötete, und stellte überrascht fest, dass seine Furcht dem Ärger wich. »Ich bin kein Ochse, der an einem Nasenring herumgeführt wird. Ich bin der Vizekönig des Großprotektorats von Elfkyna.«
    Â»Das war ich auch.«
    Die Schatten, aus denen ihr Emissär bestand, schwebten zum Tisch, glitten darüber hinweg und darum herum. Eine Stimme im Kopf des Vizekönigs kreischte auf, und er taumelte gegen die kalte Steinwand.
    Â»Hört damit auf!«, brüllte er und presste seine Fäuste gegen seine Schläfen, als der Schrei plötzlich zu einem Crescendo anstieg und dann zu einem zufriedenen Murmeln abebbte. Er ließ die Hände sinken und schüttelte den Kopf. Die Schatten zogen sich zu etwas zusammen, das entfernt einem Elf glich, und eines der schwarzen Gliedmaßen streichelte sanft den Rand des Tisches. Es war immer noch kalt, und Gwyn hatte immer noch Angst, aber etwas hatte sich verändert.
    Â» Du wirst sehr bald wieder gefüttert, mein Ryk Faur«, sagte ihr Emissär.
    Die Stimme klang wie scharfer Stahl in seinen Ohren, aber dahinter verbarg sich auch der Anflug von etwas anderem. Eine schwächere Person hätte es sofort verstanden, doch der Vizekönig rühmte sich, über dem Bedürfnis nach Zuneigung und anderen Schwächen zu stehen.
    Â»Ihr Ryk Faur?«, fragte er. »Ihr wart ein Elf der Langen Wacht?«
    Â»Narr! Ich bin Dyskara! Ich bin einer der ihren !«

    Dem Vizekönig war bis zu diesem Moment nicht klar gewesen, dass die Adlaten der Schattenherrscherin sich ebenfalls mit Wolfseichen verbanden. Das war interessant …
    Â»Ich verstehe nicht. Was ist geschehen?«
    Die Schattengestalt antwortete nicht; der Vizekönig fragte sich gerade, ob sie ihn nicht verstanden hatte, und wollte die Frage wiederholen, als sie ihren Kopf zu ihm herumdrehte.
    Â» Sie verlangt Opfer zum Wohle aller …«
    Der Vizekönig

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