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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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wurden so viele Blätter und Schlingpflanzen von Bajonetten durchbohrt, dass jemand, vermutlich der Zwerg, vorschlug, ihr neuer Spitzname sollte »Die Stählernen Gärtner« lauten. Wütende Rufe antworteten diesem Vorschlag. »Stutzt den Mistkerl!«, schallte es die ganze Kolonne entlang. Die Elfkynan auf den Muraphanten hatten alle Hände voll zu tun, die Tiere unter Kontrolle zu halten, und fuchtelten wie verrückt mit ihren Federn herum. Zweifellos wünschten sie sich, sie hätten etwas Solideres, zum Beispiel ein Stück Holz. Die Soldaten wichen vor den eindeutig aufgeregten Tieren zurück, und die Kolonne kam allmählich zum Stehen. Trotzdem glaubte Konowa, dass sich die Lage bald beruhigen würde, bis er sah, wie Jir ein im Wind flatterndes Blatt angriff. Seine Nackenhaare waren gesträubt, und er grollte drohend.
    Â»Wir werden noch mehr Männer verlieren, wenn wir so weitermachen, Sir«, sagte Konowa schließlich und wartete darauf, dass der Prinz vor Wut explodierte. Zu seiner Überraschung
nickte der Prinz jedoch nur. Er war mit seinen Gedanken offensichtlich ganz woanders.
    Konowa befahl dem Regiment, ein Lager aufzuschlagen. Der Rest des Nachmittags verging damit, dass die Männer Schlingpflanzen auf einer Fläche von einhundert Metern im Durchmesser zerhackten und sie anschließend in der Mitte des Lagers auf einem großen Scheiterhaufen verbrannten. Als die Dunkelheit hereinbrach, flammten auch am Rand des Lagers mehrere kleine Feuer auf. Heute würde sich kein Faeraug an sie heranschleichen, nicht heute Nacht.
    Nachdem sich Konowa überzeugt hatte, dass alles zu seiner Zufriedenheit war, ging er zu dem Zelt, das einige Soldaten für ihn aufgebaut hatten, und kroch hinein. Er nahm den Tschako ab, öffnete den obersten Knopf seiner Uniformjacke und schlief erschöpft ein.
    Â 
    Konowa stand vor einer einzelnen silbernen Wolfseiche in einem Wald. Der Baum erhob sich so hoch über die anderen Bäume, dass er den Kopf in den Nacken legen musste, um seine Spitze sehen zu können. Die Blätter des Baumes schwankten sanft in einer kühlen Brise, während ein runder glühender Mond seine Rinde schimmern ließ.
    Zum Teufel!, dachte er. Schon wieder ein verdammter Traum.
    Diesmal war er nicht auf der Geburtswiese, sondern befand sich irgendwo mitten im Großwald, und es war Nacht. Er spannte sich an, weil er wusste, dass es von jetzt an nur noch schlimmer werden würde.
    Es war nicht einfach gewesen, ein Jahr allein im Wald zu verbringen, nur mit einem Bengar als Gesprächspartner. Ein weniger gefestigter Elf wäre sicher verrückt geworden, wenn er all die Schrecknisse erlebt hätte, denen er sich Nacht um
Nacht hatte stellen müssen, sowohl den realen als auch den eingebildeten. Allerdings hätte ein weniger kräftiger Elf vermutlich auch nicht angefangen, die Jäger zu jagen, und sie, während er schlief, abzuschlachten, und das mit einer solchen Macht, dass er morgens oft aufwachte und seine Kehle rau war, weil er seinen Schlachtruf so häufig gebrüllt hatte.
    Der Donner ließ die Blätter erzittern, und das Licht des Mondes zuckte über den Waldboden. Ein Lichtstrahl strich über den nächtlichen Himmel und kündigte den heraufziehenden Sturm an. Furcht durchflutete den Wald. Die Bäume schrien auf und erfüllten seinen Verstand mit ihrem Entsetzen. Es war das reine Chaos, so viele laute Stimmen auf einmal zu hören, sodass er voller Verzweiflung jeden Versuch aufgab und sich bemühte, sie auszuschließen.
    Dann drang eine neue Stimme in seinen Verstand ein, aber im Unterschied zu den anderen war sie ruhig. Blitze zuckten durch die Dunkelheit, aber die Stimme besänftigte den Strom der anderen Stimmen. Konowa entspannte sich. Erneut betrachtete er die große silberne Wolfseiche vor sich und wusste, dass sie der kleine Schössling von der Geburtswiese war. Wie ist das möglich?, staunte er. Noch während er zusah, breitete sie ihre Zweige wie ein großes Netz über den gesamten Wald aus und beschützte so die kleineren Bäume vor der Wut des Sturms.
    Blitze zuckten vom Himmel. Knisternde Schauer von Funken stoben auf, wo ein Blitz eingeschlagen hatte und große Brocken aus der Wolfseiche riss. Sie schwankte, ihre Stimme stockte einen Moment vor Schmerz, doch dann rief sie erneut den Wald um sich herum. Die Bäume antworteten, liehen ihr ihre Kraft, und die

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