Elfen wie Stahl
lächelte so traurig, dass Alwyn seine Frage bereute.
»Ich kannte ihn einmal. Es ist schon lange her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe.«
Yimt schlug mit der flachen Hand auf den Boden. »Er ist ein wilder Kerl, keine Frage, aber ein verdammt feiner Offizier, und ich weiÃ, wovon ich rede. Ich habe eine Menge erlebt. Man könnte glauben, dass seine Hexe ihn zähmen würde, aber sie scheint nur das Gegenteil zu bewirken. Die beiden kämpfen wie zwei Klingenrückendrachen, die man in einen Sack gesteckt hat.«
Chayiis Lächeln erlosch. »Hexe? Was für eine Hexe?«
Alwyn versuchte, Yimts Aufmerksamkeit zu erregen, aber der Zwerg hatte sich in Fahrt geredet.
»Eine Hexe, eine Elfkyna, genau genommen. Miss Visyna Tekoy. Ein hübsches kleines Ding. Und sie hat ziemlich viel Macht. Vor einer Woche hat sie eine tolle Lichtschau veranstaltet. Wenn man ihr einen Bogen, Pfeile und diese schicken Kleider geben würde, die Sie tragen, könnte man sie kaum von einer Elfe unterscheiden.«
»Die Elfkynan sind keine Elfen.« Das Eis in Chayiis Stimme
war für Alwyn unüberhörbar, doch Yimt schien es nicht zu bemerken. »Elfen«, fuhr Chayii fort, »würden einen Wald wie diesen niemals so vernachlässigen. Das Land wird sonderbar, und eine Krankheit verseucht es â¦Â«
Während Mistress Rote Eule sprach, musste Alwyn unwillkürlich daran denken, dass sie sehr wie Mistress Tekoy klang, aber er behielt das für sich.
»⦠haben die Verantwortung dafür vergessen. Diese Wälder sind Kinder in dieser Welt, und man sollte sie nicht allein um ihr Ãberleben kämpfen lassen.«
»Kinder? Viele Bäume hier müssen doch schon Hunderte von Jahren alt sein«, erwiderte Alwyn und sah sich ehrfürchtig um.
»In den tiefsten Stellen unseres Heimes gibt es Wolfseichen, die bereits dort waren, als das Licht des ersten Morgens über der Mukta ull aufging«, antwortete Chayii ehrfurchtsvoll.
»Oh.«
Chayii wandte sich wieder an Yimt. »Du sagtest, sie kämpfen?«
Yimt lachte und nickte. »Der Major und Mistress Tekoy? Ja, und zwar immer, wenn sie sich sehen. Es war wie damals, als ich meiner süÃen Amag den Hof gemacht habe. Wir haben uns auch wegen allem Möglichen in die Haare gekriegt.«
Alwyn sah den Zwerg überrascht an. Yimt war verheiratet? Er hatte nie zuvor eine süÃe Amag erwähnt.
»Verführt sie ihn, gegen sein besseres Wissen zu handeln?«, erkundigte sich Chayii.
»Nicht direkt. Es ist mehr so, dass sie beide eine Vorstellung davon haben, wie der richtige Weg aussieht, etwas zu tun, und sie sind sich niemals einig. Es geht dabei immer um das Imperium und die Natur. Das ist böse, dies altmodisch, es
ist ehrlich gesagt ein bisschen langweilig. Ich nehme an, sie will, dass er sich elfischer verhält, Sie wissen schon, so wie Sie und Ihre Leute, während er lieber seine Muskete polieren möchte. Er mag ja ein Elf sein und so weiter, aber wenn sie ihm einen Bogen und Pfeile in die Hand geben, wird er sie vermutlich benutzen, um ein Feuer damit zu machen, im Unterschied zu ihr.«
Yimt würde sie alle umbringen. Alwyn beobachtete Chayii und suchte nach dem ersten Anzeichen von Ãrger, aber sie saà einfach nur da. Dann hob sie die Hand und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
»Er ist ein guter Offizier«, platzte Alwyn heraus. Es überraschte ihn, sich das sagen zu hören, aber es stimmte. Der Major stieg, so oft es ging, von seinem Pferd, um zwischen seinen Leuten zu marschieren und sich zu überzeugen, dass alles in Ordnung war und auch, ob man sich genug um sie kümmerte. Den Prinzen sahen sie kaum, und die Sergeanten viel zu viel, aber der Major schien ganz genau zu wissen, wann er auftauchen musste und wann nicht. Wenn Alwyn jetzt zurückblickte, beschwor das Auspeitschen von Korporal Kritton nicht mehr dieselben düsteren Gefühle wie zuvor. Wenn er diesen Elf noch einmal zu Gesicht bekam, würde er ihm die restlichen Hiebe mit Vergnügen verabreichen.
»Ally sagt die Wahrheit â der Major ist einer der besseren Offiziere. Und auÃerdem«, Yimt hustete höflich und sah zu seiner Armbrust, die auf dem Felsen in der Lichtung lag, »erwartet er uns in Luuguth Jor. Wir waren dorthin unterwegs, als die Rakkes uns angegriffen haben, aber ich nehme an, Sie wissen, was hier vorgeht. Wenn Sie sich die Mühe machen
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