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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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seiner.
    Es war ein vernichtender Gedanke. Sie schlug die Augen auf, kniete sich auf den Boden und legte eine Hand auf die Erde. Es war, als berührte sie kaltes Eisen.
    Â»In all den Jahren, in denen ich jetzt schon umherreise und berichte, habe ich noch nie etwas Bedrohlicheres gesehen«, erklärte Rallie, die ihren Skizzenblock ins Mondlicht hielt, als sie den schwarzen Wald zeichnete, der jetzt an der Stelle wuchs, an der einst Luuguth Jor gestanden hatte. Die beiden Frauen standen neben Rallies Planwagen am Rand des Dorfes, während Kundschafter durch eine Lücke zwischen den Bäumen am Fluss auf den Hügel gegangen waren, um die Festung zu untersuchen. »Es erfüllt einen mit besonderer Furcht, als wäre der Winter zu früh eingezogen. Große und schreckliche Dinge werden sich ereignen. Meine Güte, ja, das werden sie.«
    Visyna warf noch einen Blick auf die tote Hexe. Sie wusste, dass sie das gleiche Schicksal ereilen konnte, und drehte sich um. Schockiert bemerkte sie, dass Rallie lächelte.
    Â»Rallie! Begreifen Sie denn nicht, dass Konowa und die Stählernen Elfen die Boten des aufziehenden Sturms sind? Ich dachte, er würde es endlich begreifen, als er die Natürliche Ordnung gespürt hat.«
    Â»Oder als er Sie gespürt hat?«, erkundigte sich Rallie. »Geben Sie den Major nicht auf, Visyna. Ihm liegt sehr viel an Ihnen, auch wenn er Schwierigkeiten hat, es zu zeigen. Die Liebe ist eine mächtige Waffe, aber wie bei allen Waffen kommt es darauf an, wie man sie benutzt.«

    Â»Ich weiß, dass ihm etwas an mir liegt, aber er liebt die Stählernen Elfen mehr. Für sie würde er alles tun«, antwortete Visyna. Ihre Stimme klang verbittert.
    Â»So wie Sie alles für Ihr Land und Ihr Volk tun würden. Sie beide ähneln sich mehr, als jeder von Ihnen zugeben will. Sobald wir diese Kleinigkeit hier erledigt haben«, fuhr sie fort und deutete mit der Hand auf die Bäume, »werde ich wohl meine Begabung als Anstandsdame einsetzen müssen.«
    Â»Kleinigkeit? Rallie, die Welt steht auf dem Spiel, und Sie reden, als würden Sie das genießen.«
    Rallie hörte auf zu zeichnen und drehte sich zu Visyna herum. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Natürlich genieße ich es nicht. Aber ich bin eine Berichterstatterin der Ereignisse, eine Beobachterin aller Dinge und vor allen Dingen eine Schreiberin. Ich leide unter einer Krankheit, unter der üblicherweise nur wenige leiden. Ich muss da sein, wo das Feuer am heißesten brennt oder der Wind am kältesten bläst, dort, wo der Gobelin der Welt verbrannt und in Fetzen gerissen und ein neuer gewebt wird, dort, wo Geschichte lebt und stirbt. Unser Major – ob es nun seine Bestimmung oder sein eigener Wille ist –, die Stählernen Elfen und wir sind zu einem Fokus dieser Art geworden.«
    Während sie redete, glättete sich ihr Gesicht, und die Spuren von Jahren harten Lebens schienen von ihr abzufallen, enthüllten eine jugendliche, strahlende Seele, die jedoch von der Trauer gedämpft war, dass sie mehr gesehen hatte, als ein Sterblicher sehen sollte. Als ihr klar wurde, dass Visyna sie anstarrte, beugte sie sich wieder über ihren Skizzenblock. Aber ihr Gänsekiel schwebte über dem Papier, und sie drehte den Kopf zur Seite.
    Â»Beten Sie, mein Kind, dass Sie sich niemals mit meiner Krankheit infizieren. Sie ist ein Vergnügen und gleichzeitig
ein Schrecken, und auch wenn ich sie niemandem wünsche, würde ich mit aller Kraft dagegen kämpfen, falls jemand versuchen würde, mich davon zu heilen. Aber genug von meiner Lebensgeschichte.« Rallie kratzte sich die Nase mit der Feder ihres Gänsekiels, während sie Visyna anblickte. »Sie wollten mir etwas über den Stern erzählen.«
    Visyna erschauerte. »Ich hätte nichts sagen sollen.«
    Rallie lachte und zeichnete weiter. Ihre Hand glitt mit raschen, flüssigen Bewegungen über das Papier. »Das haben Sie aber. Ich hatte keine Ahnung, dass ein Stern reden kann oder so schwach sein würde, dass er sich verstecken muss.«
    Â»Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll; es ist nur ein Gefühl. Der Stern ist schon seit Langem verschollen so wie alle anderen Sterne auch. Es ist seine Energie, aber sie ist schwach, nachdem er jahrhundertelang verschwunden war.« Als sie ihre eigenen Worte hörte, kam ihr die ganze Situation ein

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