Elfen wie Stahl
auf den Arm, und dann folgten die beiden weiter dem Pfad. »Heutzutage ist es besser, misstrauisch zu sein, als hinterher etwas bedauern zu müssen.« Er sah sich um und kratzte sich den Kopf. »Die anderen müssen vor uns sein. Ich habe Teeter das Kommando übergegeben. Himmel, Scolly und Inkermon sind vielleicht ein Paar! Begreifst du jetzt, was dir eine Beförderung einbringt? Man ist für einen Haufen von Durchgeknallten verantwortlich, die nicht mal ein Irrenhaus aufnehmen würde.«
Alwyn lächelte und ging schneller. Er zwang den Zwerg, mit ihm Schritt zu halten, was dessen Redefluss aber nicht bremste.
»Wo wir gerade von Leuten reden, die nicht ganz richtig im Oberstübchen sind. Hat dir Mistress Rote Eule noch etwas über diesen blättrigen Kerl und die fliegende Ratte erzählt? Etwas an dem kleinen Nager stimmt nicht. Und was diesen Elf angeht, ich glaube, der hat nicht einen einzigen graden Schacht in seiner Mine.«
Alwyn sah sich um, obwohl er wusste, dass es nichts nützte. Tyul konnte einen halben Meter neben ihm stehen, und sie würden ihn nicht sehen, es sei denn, der Elf wollte es.
»Er mag Bäume, er mag sie wirklich. Jedenfalls seinen einen Baum. Es scheint, als würden sie ein lebenslanges Band mit ihnen knüpfen. Auf diesem Weg bekommen sie ihre Waffen und diese Pfeile.«
Yimt hob eine buschige Braue. »Sie knüpfen ein Band mit den Bäumen, sagst du?«
Alwyn errötete. »Nicht so, wie du das meinst! Es ist mehr eine spirituelle Angelegenheit. WeiÃt du, ich habe gehört, wie sie ⦠miteinander geredet haben, aber nicht mit Worten. Die Bäume, meine ich.« Er wartete auf den unvermeidlichen Widerspruch.
»Zuerst war es der arme, alte, tote Meri, der als Schatten wiederauferstanden ist, dann ein Elf, der nicht wie ein Elf war, sondern eher wie der Major, und jetzt hörst du Bäume reden.« Yimt zählte die einzelnen Ungereimtheiten an einer Hand ab.
»Ich bin nicht verrückt, Korporal!«, antwortete Alwyn und sah böse auf den Zwerg hinab.
Yimts Schultern begannen zu zucken, und kurz darauf lachte er so heftig, dass er stehen bleiben musste. Alwyn sah sich nervös um, aber nirgendwo tauchte etwas auf, das ihn fressen wollte.
»Ally, du ahnst nicht, wie froh ich bin, dass du das sagst.
Ich dachte schon, ich hätte einen Sprung in meiner Kristallkugel.« Er klopfte mit den Knöcheln gegen seinen Schädel.
Diese Antwort hatte Alwyn wahrhaftig nicht erwartet. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
Yimt sah zu ihm hoch und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich auch nicht, Ally, aber ich höre ebenfalls Bäume in meinem Kopf. Ich dachte schon, ich wäre nun doch verrückt geworden, aber wenn du sie auch hörst, sind wir entweder beide verrückt, oder alles, was du sagst, könnte einfach wahr sein.«
Rasche Schritte und das Geräusch von Zweigen, die zur Seite geschlagen wurden, kündigten die Ankunft von Scolly an, der schwer atmend vor ihnen stehen blieb.
»Also, Junge«, sagte Yimt, dessen gute Laune beim Anblick des Soldaten schlagartig schwand, »wenn du mich noch einmal fragst, ob wir schon da sind, dann besohle ich meine Stiefel mit deiner Zunge, das schwöre ich dir.«
Scolly schüttelte den Kopf und deutete hinter sich auf den Weg, während er versuchte, zu Atem zu kommen. Alwyn ging ein paar Schritte an ihm vorbei und hörte es dann selbst.
»Nein, Yimt«, sagte er, während der Knall eines Fünfpfünders durch den Wald hallte. »Er versucht uns zu sagen, dass wir endlich angekommen sind.«
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Visyna erschauerte und zog die Schultern zusammen, während sie sich auf die verletzten Soldaten vor sich konzentrierte und ihre Finger das Geflecht des Lebens woben. Musketenschüsse knallten weiter unten am Hügel, und in das Geräusch mischten sich die Schreie der Sterbenden. Sie fühlte jeden Tod wie Regentropfen auf ihrer nackten Haut, und jeder einzelne mischte sich mit den anderen, bis Schmerz und Furcht alles andere hinwegwuschen. Und dennoch war sie
hier, kümmerte sich um ebendie Männer, die ihrem Volk all dieses Leid zufügten.
Sie hielt inne und spürte den Herzschlag des Soldaten in ihren Fingern. Sie hätte ihn sterben lassen können. Er war ein Soldat des Imperiums, ein Werkzeug der Unterdrückung und des Todes, und schlimmer noch, er war auf eine Art und Weise an ein Regiment
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