Elfen wie Stahl
Gesicht wich. »Nein! Du musst dem Einhalt gebieten!«
»Dummes Kind, warum sollte ich das wollen?« Das Abbild des Sterns veränderte sich. Der Schatten verschlang das Licht, der Boden vor ihr wogte, zerbarst, als eine schwarze Gestalt aus der Erde darunter auftauchte. Erst in diesem Moment begriff Visyna das Ausmaà ihres Fehlers.
»Verräter!« Wut wallte in ihr auf. Sie hob die Hände, um einen Bann zu weben, aber sie war viel zu langsam.
Ihr Emissär zückte einen langen schwarzen Dolch. Frostfeuer tanzte auf der Klinge, und die Luft um sie herum zischte. Das Wesen hatte seinen Arm erhoben und wollte zustechen, als etwas Kleines, WeiÃes an Visyna vorbeiflog.
Die Schattengestalt kreischte und lieà die Klinge fallen. Ein weiÃer Federkiel steckte in ihrer Hand. Rallie trat aus dem Schatten und hielt einen weiteren Federkiel locker zwischen den Fingern.
»Ich habe es immer geglaubt, aber ich muss zugeben, dass der Anblick sehr befriedigend ist. Ganz offenkundig ist die Feder stärker als das Schwert.«
» Du!«, brüllte die Gestalt, riss den Federkiel aus ihrer Hand und verbrannte ihn mit einer schwarzen Flamme. Sie streckte die gesunde Hand aus, und der Dolch, der auf dem Boden lag, flog hinein. »Du solltest nicht hier sein! Das ist nicht deine Zeit!«
»Ach, ich weià nicht«, erwiderte Rallie und drehte den Federkiel zwischen Daumen und Zeigefinger. »Normalerweise glaube ich, dass ich genau da sein sollte, wo ich bin. Dagegen bist du eindeutig am falschen Ort und das ganz bestimmt zur falschen Zeit.«
»Deine Worte sind so schwach wie deine Waffen. Dies hier wird ihre Zeit und die all jener, welche ihr dienen.«
Visyna rang keuchend nach Luft, als plötzlich zwei machtvolle Kräfte alle Lebensenergie um sie herum verzehrten. Die Natürliche Ordnung begann sich aufzulösen, und sie versuchte verzweifelt, sie wieder zu verweben, noch während sie begriff, wie kläglich unzureichend ihre Magie für diese Aufgabe war.
»Das bleibt abzuwarten. Bis dahin«, Rallie holte aus, um den Federkiel zu werfen, »wird es Zeit, dass du verschwindest.«
Die Wogen der miteinander widerstreitenden Kräfte ergossen sich plötzlich in eine einzige Richtung, und Visyna hielt den Atem an, als eine angenehme Wärme die Luft erfüllte. Die dunkle Gestalt heulte, ihre Umrisse zersplitterten, bildeten
sich neu, zersplitterten wieder. Visyna streckte die Hände aus, packte ein paar Fäden und half Rallie, so gut sie konnte, die Gestalt zu bannen.
»Du kannst uns nicht lange aufhalten. Ein neuer Wald wird hier wachsen, noch bevor die Nacht vorüber ist.« Der Boden bebte, und ihr Emissär verschwand zwischen den Ritzen in der Erde.
Visyna wurde übel. Sie sah auf ihre Hände und bemerkte, dass sie zitterten.
Und sie hatte auf dieses Ding gehört, hatte seinen Rat angenommen und alles getan, was sie konnte, um ihm zu helfen. Das alles war ihr Fehler. Alles!
»Also wirklich, Liebes, Sie werden genauso melodramatisch wie Konowa«, sagte Rallie, trat zu ihr und klopfte ihr aufmunternd auf den Arm. »Es ist zunächst und vor allem die Schuld der Schattenherrscherin. Unsere Aufgabe â und ich möchte anmerken, dass es eine bedeutende Aufgabe ist â besteht darin, den Schaden rückgängig zu machen.«
»Ich hätte es durchschauen sollen«, sagte Visyna.
»Vielleicht, aber dieses Geschöpf ist sehr geschickt in der Kunst der Täuschung, und Sie haben nur gesehen, was Sie sehen wollten.«
»Das Wesen war der letzte Vizekönig, stimmtâs?« Visyna sah Rallie mit neuem Respekt an.
»Jetzt ist es ihr Emissär«, antwortete Rallie und griff in ihren Umhang, um eine Zigarre herauszuholen. Sie zündete sie nicht an, sondern steckte sie in den Mund, doch das andere Ende glühte plötzlich wie von allein rot auf. »Es hat bereits eine Weile nach dem Stern gesucht und scheint offenbar zu glauben, dass er irgendwo unter der Festung begraben ist.«
»Wissen Sie, wo sich der Stern befindet?« Hoffnung keimte plötzlich in Visyna auf.
Rallie schüttelte den Kopf. »Es ist nicht so, dass ich ihn finden könnte. Aber verzweifeln Sie nicht, Liebes, ich glaube, wenn er bereit ist, wird er sich uns zeigen.«
»Was hatte das zu bedeuten, als es sagte, dass dies hier nicht Ihre Zeit wäre?«
Rallie lachte leise und stieà einen tiefen,
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