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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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gebunden, die ihr Angst einflößte. Dass etwas nicht stimmte, hatte sie zum ersten Mal bemerkt, als sie noch in den Schlingpflanzen versucht hatte, dem Soldaten namens Meri zu helfen. Damals hatte sie es der allgemeinen Misere zugeschrieben, welche das Land verseuchte. Sie hatte es für einen diffusen Makel gehalten, der keine unmittelbare Bedrohung darstellte. Jetzt wusste sie es besser. Das alles war ihr Werk, und Konowa war das Werkzeug gewesen, obwohl er es nur gut meinte.
    Â»Es wird kalt«, sagte der Soldat. Seine blassen Lippen zitterten. Drei Feuer loderten knisternd um sie herum, aber selbst deren Hitze konnte die Luft auf dem Hof der Festung nicht erwärmen, wo die Verwundeten lagen. Visyna winkte einen anderen Soldaten herbei, der in der Nähe stand, und bedeutete ihm, noch eine Decke über den Mann zu legen.
    Â»Ihn wird jetzt nichts mehr wärmen, ganz gleich, wie viele Decken man auf ihn legt«, erwiderte dieser und betrachtete den Kameraden mit der beiläufigen Verachtung eines Mannes, der den Tod kannte. »Hier hält diese Elfenhexe alle Karten in der Hand.«
    Seine Bemerkung gefiel Visyna nicht, die sich erneut daranmachte, Muster in die Luft zu weben, und dadurch dem verletzten Soldaten einen Schmerzenschrei entlockte. »Tut mir leid«, sagte sie, wob langsamer und tadelte sich, weil sie sich so leicht hatte provozieren lassen. »Sollten Sie nicht bei Ihrer Kompanie sein, Soldat …?«, fragte sie.

    Er schnaubte verächtlich. »Ich heiße Zwitty, und nein, muss ich nicht, wegen meiner Verwundung.« Er deutete auf seinen linken Arm. Der Uniformärmel war blutverschmiert, aber Visyna erinnerte sich daran, dass sie seine Verletzung zuvor behandelt hatte. Es war nur ein kleiner Schnitt gewesen. »Hier ist es sicher. Und außerdem ist die Aussicht besser.«
    Sie ignorierte seine letzte Bemerkung. »Die Elfenhexe, von der Sie sprechen, hat hier noch nicht die Oberhand gewonnen. Die Sarka Har sind noch jung und ihre Wurzeln noch nicht tief genug, um bis zu der Macht vorzudringen, nach der sie suchen.«
    Â»Selbst wenn, würde das keine Rolle spielen«, antwortete er und zwinkerte ihr zu. »Sobald der Prinz seinen kostbaren Stern hat, verlassen wir diesen Ort, und von mir aus kann sie damit anfangen, was sie will.«
    Visyna konzentrierte sich auf den verwundeten Soldaten und blendete Zwittys Worte aus. Sie fand zarte Fäden und machte sich behutsam daran, sie zu verweben, schuf langsam einen starken Faden, der das Leben hielt, das vor ihr zu versickern drohte. Da! Sie fühlte eine saubere Kraft und konzentrierte ihren Verstand darauf. Zwitty redete immer noch, aber sie hörte ihm nicht mehr zu. All ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf diesen kostbaren Funken des Lebens, der immer noch in dem Mann vor ihr brannte. Sie griff zu den letzten Reserven ihrer Macht und legte ihre Hände auf den Körper des Soldaten. Er keuchte, riss die Augen auf, und seine Atmung wurde ruhiger, während Blut in sein Gesicht zurückströmte.
    Â»â€¦ gern bei mir etwas weben«, meinte Zwitty, streckte die Hand aus und packte ihren Arm.
    Visyna fuhr herum und setzte alle Energie ein, über die sie noch verfügte. Eis und Hitze kollidierten, als sie ihn zurückstieß, und Zwitty flog durch die Luft. Er landete auf dem Rücken,
richtete sich auf, hielt mit der einen Hand die andere und sah sie überrascht und wütend an. Dann wirbelte er herum und rannte zum Regiment zurück.
    Visyna kehrte ihm den Rücken und stellte erfreut fest, dass der verwundete Soldat tatsächlich gesund wurde. Dann ging sie zügig zum anderen Ende der Festung, duckte sich unter die Reste eines halb zusammengebrochenen Daches und setzte sich auf ein kleines Fässchen. Ihre Augen schienen sich von allein zu schließen, und sie stieß bebend die Luft aus. Dann schlang sie die Arme um ihren Körper und fröstelte.
    Â»Dienst du immer noch deinem Volk, Kind?«
    Visyna sprang auf und schwankte, als ihr schwindlig wurde. Das Abbild des Sterns schimmerte vor ihr in der Luft. Seine Form wirkte wie ein Mosaik aus Licht und Schatten. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen.
    Â»Mein Volk wird da draußen abgeschlachtet, nur weil es an dich glaubt. Wie kannst du so etwas zulassen?«
    Â»Ihr Tod ist nicht von Bedeutung, wenn man ihn gegen die größere Notwendigkeit abwägt.«
    Visyna spürte, wie ihr sämtliches Blut aus dem

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