Elfen wie Stahl

bezahlen!«, brüllte der Vizekönig und schwankte, während er überlegte, ob er alle töten könnte. Er war müde von dem Ritt, also würde es eine knappe Angelegenheit werden. »Ich werde Euch vernichten!«
    Der Herzog straffte sich etwas, als er die Stimme des Vizekönigs hörte, wich jedoch nicht zurück. »Das könnt Ihr natürlich versuchen, aber ich glaube, es ist das Letzte, was Ihr tun werdet. Übrigens, diese lächerliche Geschichte, auf die Ihr mich angesetzt habt, hat ein weit besseres Ergebnis gezeitigt, als ich erwartet habe. Ich habe nicht nur genug Pferde zusammentreiben können, um alle meine Schulden zu bezahlen. Nein, ich habe noch ein nettes Sümmchen übrig behalten und konnte sogar ein paar Heller abknapsen, um Euch eure Freundlichkeit mit einem Geschenk zu entgelten.« Er deutete mit seiner behandschuhten Rechten auf den Farn. »Das war das Wenigste, was ich für Euch tun konnte.« Sein Grinsen wurde bösartiger.
    Â»Als ich zurückkam, traf ich Euch zwar nicht zu Hause an, fand jedoch stattdessen die entzückende Inja hier. Sie war so freundlich, mich in Euer Boudoir zu führen. Was, so fragte ich mich, kann ich noch tun, um dem Vizekönig zu danken? Da hatte Inja einen wundervollen Vorschlag.«

    Der Vizekönig starrte das Mädchen böse an, und sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Sie würde ebenfalls leiden.
    Â»Sie brauchen mir nicht zu danken«, fuhr der Herzog fort, und streichelte den Farn im Vorbeigehen beinahe zärtlich, als er den Raum verließ. »So etwas tun Freunde füreinander.« An der Tür blieb er stehen, legte eine Hand auf den Knauf von Wolfszahn, seinem Säbel, mit der anderen hielt er sanft Injas Arm. »Und was Freunde auch tun, Vizekönig: Sie passen aufeinander auf.«
    Durch das offene Fenster drang das wütende Wiehern eines Pferdes herein; es war das Pferd des Vizekönigs. Ihm folgten das scharfe Knallen einer Musketensalve und der Fall eines schweren Körpers.
    Â»Was war das?«
    Â» Das«, warf der Herzog über die Schulter zurück, während er Inja hinausführte, »macht man mit kranken Kreaturen. Ihr solltet das nicht vergessen, Vizekönig.«
    Noch lange, nachdem die Hufschläge der Pferde des Herzogs verhallt waren, stand der Vizekönig mitten in dem Gemach. Seine Wut und seine Verzweiflung nagelten ihn an der Stelle fest, als würden Hunderte von Bergen auf ihm lasten.
    Schließlich setzte er sich in Bewegung, als das Bedürfnis, sich an dem Herzog von Harkenhalm und diesem elfkynischen Stallmädchen zu rächen, übermächtig wurde.
    Er klopfte die Asche von seinem Mantel, drehte sich herum und betrachtete das, was von dem Tisch übrig geblieben war. Es dauerte einen Moment, bis er die Veränderung in der Luft bemerkte; sie wurde kälter. Er beugte sich vor und sah, dass die Wedel des Farns langsam weiß wurden, dann schwarz, bis das Frostfeuer sie verzehrte. Er streckte eine Hand aus und berührte das Tischbein, aber es fühlte sich so tot an wie der Raum um ihn herum.

    Â»Ich verstehe nicht … «, sagte der Vizekönig leise.
    Â»Oh, du wirst verstehen«, antwortete ihr Emissär, dessen dunkler Schatten sich aus der Asche erhob. Sein Ärger loderte deutlich sichtbar in den Flammen an dem schwarzen Dolch in seiner Hand. »Du wirst verstehen!«
    Die Schreie dauerten die ganze Nacht an.

56
    DIE SONNE ERHOB sich wie ein glühender Funke, der von einem Morgenwind in den Himmel geweht wurde, und warf ihr Licht über die Reste der Schlacht. Die Fahnen flatterten munter an ihren Stangen, die Wimpel knatterten, als ein Wind auffrischte. Konowa stand mitten auf dem Schlachtfeld und betrachtete, was er angerichtet hatte.
    Ãœberall brannten die Bäume. Ihre schwarzen Äste und Zweige peitschten die Luft, als sie vergeblich versuchten, die Flammen auszuschlagen, die sie verzehrten. Schreie erfüllten seinen Kopf, aber die Sarka Har wurden bereits leiser. Ihre finsteren Bedürfnisse wurden von dem lodernden, reinen, roten Licht ausgelöscht. Der Schössling überragte sie alle. Er war mittlerweile zu einem großen Baum herangewachsen, dessen Äste und Zweige hoch in den Himmel ragten. Der Stern war jetzt eine Brücke zwischen Erde und Himmel, ein Baum, durch den eine so reine, so elementare Macht strömte, dass die Luft um ihn herum summte, als würde man