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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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Band durchtrennen. Diesmal nicht.
    Er wollte gerade aufstehen und seinen Säbel aus der Erde ziehen, als ein Windhauch über die verstümmelte Spitze seines linken Ohres strich. An der Stelle, wo die Eichel in ihrem Beutel auf seiner Brust lag, spürte er eine eisige Kälte. Er sah hinunter auf den Boden rund um seinen Säbel. Die Waffe war von einer dünnen Frostschicht überzogen. Er beobachtete verblüfft, wie dieser Raureif sich wie ein Spinnennetz verbreitete, von seinem Säbel über den Boden zuckte und jedes Bajonett gleichzeitig berührte. Einen Augenblick lang, einen winzigen Augenblick, schien jeder Soldat im Schatten zu verschwinden. Es passierte so schnell, dass er nicht sicher war, ob es überhaupt geschehen war. Er blinzelte und sah noch einmal hin. Nirgendwo mehr war Raureif oder Schatten und auch kein Wind.
    Â»Major, wie lange müssen wir hier noch knien?«, flüsterte Lorian ihm ins Ohr.
    Konowa schüttelte den Kopf, stand auf und zog seinen Säbel aus der Erde. Lorian befahl dem Regiment, das Gleiche zu tun.
    Â»Sie alle sind jetzt ausnahmslos Stählerne Elfen! Sie sind im Feuer geschmiedet!«
    Die Soldaten brüllten ein letztes Mal. Konowa wusste nicht, ob sie ihm zujubelten oder einfach nur froh waren, dass sie wieder an ihre Kochfeuer zurückkehren konnten. Er wischte die Erde von seiner Klinge, schob sie in die Scheide und starrte zu Boden.
    Â»Sie haben nichts Merkwürdiges gesehen?«, erkundigte sich Konowa bei Lorian.

    Der wirkte ärgerlich. »Merkwürdig, Sir? Hat einer der Männer herumgealbert? Zeigen Sie ihn mir, dann kümmere ich mich um ihn.«
    Konowa machte eine beruhigende Handbewegung. »Nein, das meinte ich nicht. Die Männer waren großartig. Schon gut. Ich glaube, ich brauche einfach nur ein bisschen Schlaf.« Er salutierte und sah Lorian hinterher, als dieser im Dunkeln verschwand.
    Schlaf. Er hatte es gesagt, um nicht wie ein Narr dazustehen, aber er konnte tatsächlich ein bisschen Schlaf gebrauchen. Er legte die Hand über den Beutel auf seiner Brust und stellte überrascht fest, dass er nichts spürte. Eigenartig. Vielleicht hatte er es sich tatsächlich nur eingebildet.
    Er war unterwegs zu seinem Zelt, als er glaubte, etwas wahrzunehmen. Er blieb stehen, legte den Kopf auf die Seite und lauschte. Langsam drehte er sich auf der Stelle herum und versuchte, etwas zu hören, Ebbe und Flut des Lebens um ihn herum zu fühlen. Es war sinnlos. Das Lager war erneut erfüllt von Lärm und Unruhe, die den natürlichen Rhythmus des Landes um sie herum durchdrang, sodass er nichts anderes als das typische Chaos wahrnehmen konnte. Bis auf die allzu seltenen Momente wie vor einer Minute war es sein ganzes Leben so gewesen; er hatte sich fremd unter einem Volk gefühlt, das die Welt anders sah und empfand als er, mochten es nun Elfen oder Menschen sein. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Ansicht, er versuche mehr zu sehen, als wirklich da war.
    Konowa trat eine Staubwolke hoch und setzte sich wieder in Bewegung. Schlaf konnte warten. Er spielte kurz mit dem Gedanken, Kritton aufzusuchen, entschied sich dann jedoch rasch dagegen. Nach dem anstrengenden Marsch und der Initiation würde sich die Laune des Korporals schwerlich
verbessert haben. Er hörte Gelächter und sah sich um; die Muraphanten drängten sich in der Nähe von Rallies Planwagen. Trotz der üppigen Vegetation zögerten die Tiere offenbar, sich allzu weit von den Kochfeuern zu entfernen. Sie bildeten eine dichte Herde in der Nähe der Brindos, die wiederum die Muraphanten fast wie Wachhunde umkreisten.
    Konowa sah zum Feuer und erblickte Visyna, die mit Lorian und einer Gruppe von Soldaten zusammensaß. Nun, das hat ja nicht lange gedauert, dachte er. Sich heute Nacht mit ihr zu treffen war vielleicht auch keine besonders gute Idee, aber nach der langen Zeit allein war er bereit für eine Veränderung. Außerdem stand ein Major rangmäßig höher als ein Regimentssergeant, und er würde schon etwas finden, womit er Lorian beschäftigen konnte.
    Er marschierte auf Visyna zu, rief sie laut an und winkte. Lorian versteifte sich, rückte von ihr ab und begann ein Gespräch mit einem Soldaten neben sich. Konowa wusste nicht genau, ob er eifersüchtig sein sollte oder nicht. Darüber denkst du später nach!, tadelte er sich. Jetzt würde er Lorian erst einmal befehlen,

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