Elfen wie Stahl
des Kampfes geweitet.
»Bringen Sie mich zu ihm!« Visyna kehrte Konowa den Rücken zu und verschwand in der Nacht. Der Soldat sah von ihr zu Konowa.
»Führen Sie sie zu ihm!«, blaffte Konowa den Mann an und folgte ihm, als der Soldat durch das zerstörte Lager eilte.
Wohin er auch blickte, sah er tote Faeraugs. In das Gemetzel mischten sich Uniformteile, zerbrochene Musketen und umgestürzte Kochtöpfe. Er versuchte sich vorzustellen, wie das Lager kurz vorher ausgesehen haben mochte.
»Macht Platz. Der Major und seine Hexe kommen!«
Eine Gruppe von Soldaten bildete eine Gasse und gab den Blick auf einen Mann frei, der flach auf dem Rücken lag, einen Arm quer über den Bauch gepresst. Konowa kniete sich auf die eine Seite des Verletzten, Visyna auf die andere.
»Ab⦠Abend, Major â¦Â«
»Ich erinnere mich an Sie«, sagte Konowa und blickte in das gesunde Auge des Mannes. Das Gesicht des Soldaten war blutbedeckt, und er atmete rasselnd.
»Jawohl ⦠jawohl, Sir. Meri. Es war eine höllische Nacht, Sir, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten. Ich habe mein Bestes versucht, Major. Ich habe Sie nicht im Stich gelassen
â¦Â« Ein Hustenanfall erstickte Meris Worte, und aus seinem Mundwinkel sickerte Blut. Sein rechter Arm rutschte von seinem Bauch. Konowa packte sanft seine Hand und legte den Arm wieder über die klaffende Wunde in seinem Körper. Meris Haut fühlte sich bereits kalt an.
»Das weià ich. Ruhen Sie sich aus, Meri, und sparen Sie Ihre Kraft.« Konowa sah zu Visyna hinüber. »Mistress Tekoy wird Sie wieder gesund machen.«
»⦠das Beste, was ich den ganzen Tag gehört habe«, stieà Meri aus, bevor ihn der nächste Hustenanfall überkam.
Konowa beugte sich über ihn. »Könnt Ihr ihm helfen?«, flüsterte er Visyna zu.
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber Ihr habt mich geheilt. Ihr könnt doch sicher irgendetwas tun?« In der Schlacht konnte er immer noch wild kämpfen, aber danach fühlte er sich stets hilflos. Er hatte keine Waffen, keine Fähigkeit, mit der er dies bekämpfen konnte. Wieder starben Soldaten, und erneut konnte er nichts dagegen tun.
Visyna stand auf, ging ein paar Schritte zur Seite und bedeutete Konowa, ihr zu folgen. Als sie auÃer Hörweite der Soldaten waren, die um den Sterbenden hockten, antwortete sie ihm.
»Wisst Ihr denn nichts von den Künsten? Als ich Euch heilte, habe ich Eure Stärke und die des Landes um uns herum angezapft.« Sie sah zu Meri hinüber, und ihre Miene wurde weicher. »Er hat nicht die Kraft, um diese Wunde zu heilen, und dieses Land hier«, sie wirbelte mit dem Stiefel Staub auf, »hat ebenfalls nur wenig zu bieten. Ihr spürt es doch sicherlich auch? Die Natürliche Ordnung hier ist vergiftet. Etwas verändert das Land. Hier wurden seit Jahren keine Faeraugs gesehen, und selbst damals waren sie nie so groÃ. Ich kann nur sein Leiden lindern.«
Ein kalter Stich fuhr in Konowas Brust, und er griff unwillkürlich hoch. Seine Finger schlossen sich um die Eichel. Rasch lieà er die Hand wieder sinken und sah Visyna an.
»Nein!«, schrie Visyna. Einige Soldaten sahen zu ihnen herüber. Sie senkte die Stimme, als sie fortfuhr. »Würdet Ihr Wasser auf einen Ertrinkenden gieÃen? Spürt Ihr denn nicht, was es ist?«
»Mein Vater hätte mir dies nicht gegeben, wenn es so gefährlich wäre. Könnt Ihr es nicht irgendwie benutzen, um Meri zu helfen?« Er zog den Beutel aus seiner Uniformjacke und hielt ihn ihr hin. »Ich bitte Euch diesmal nicht, etwas zu zerstören, sondern nur zu helfen.«
Sie starrte den kleinen Lederbeutel in seiner Hand lange an. Als sie ihren Blick wieder zu ihm hob, bemerkte er Bedauern und etwas wie Furcht in ihren Augen. »Ich kann das nicht.«
»Das braucht Ihr auch nicht.« Lorians Stimme hinter ihnen erschreckte sie beide. »Er ist tot.«
22
»GEBEN SIE IHR keine Schuld, Major, niemand hätte noch etwas für Meri tun können«, erklärte Lorian.
Konowa blickte starr geradeaus, als die beiden Männer durch das Lager marschierten. Soldaten standen in Grüppchen herum. Einige lachten und lieÃen Flaschen kreisen, was er lieber nicht zur Kenntnis nahm, andere starrten in die Dunkelheit und umklammerten beinahe krampfhaft ihre Musketen.
»Ich will, dass die Männer beschäftigt werden«, sagte er.
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