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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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unterdrücken, als sie berichtete, wie erschöpft und krank Erins Stimme ihr am Ende erschienen war und dass sie ihn gar nicht mehr hatte sehen können.
    »Und du meinst, dass du all das in deinen Träumen erlebt hast?«, fragte Alawin und drückte mitfühlend Magelis Arm. Während der ganzen langen Erzählung hatte sie ihre Hand nicht weggezogen. Als Mageli wiederum nur nickte, erläuterte sie: »Es ist eine sehr seltene Gabe. Nur die allerwenigsten von uns können im Traumreich wandeln. Meine eigene Fähigkeit darin ist erst im Alter gewachsen, vor ein- oder zweihundert Jahren etwa. Dass der Prinz oder du über diese Gabe bereits jetzt verfügen, grenzt an ein Wunder. Und es untermauert meine Theorie.« Mit diesen Worten erhob sie sich und klopfte Mageli sanft auf die Schulter.
    »Ich muss nachdenken, mein Kind. Und in meinen klugen Büchern blättern. Und du solltest dich ein wenig ausruhen.«
    Was? Ausruhen? Bevor sie wusste, welche Theorie Alawin entwickelt hatte? Unmöglich! Stur blieb Mageli auf der Steinbank sitzen und sah Alawin herausfordernd an. »Ich möchte aber lieber jetzt wissen, was du denkst.«
    Wieder lächelte die alte Elfe ein wissendes Lächeln. »Komm, ich werde dir etwas zu essen bereiten. Und einen Tee. Zumindest stärken solltest du dich, danach sehen wir weiter.«
    Magelis Magen grummelte verräterisch. Essen! Sie hatte schon wieder seit einer halben Ewigkeit nichts zu sich genommen.
    »Na gut.« Sollte Alawin ruhig für sie kochen. Aber danach wollte sie ein paar Antworten.
    Ondulas schlief, als sie in die Höhle mit der Sternenkuppel zurückkamen. Mit entspannten Zügen lag er auf den weichen Kissen, seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Leise, um ihn nicht zu wecken, schlich Mageli heran und betrachtete die Wunde am Bein. Auch wenn sie schon erwartet hatte, dass Alawin ein kleines Wunder vollbringen würde, zuckte sie erstaunt zurück: Von dem klaffenden, blutigen Schnitt war nichts mehr zu sehen, die Wundränder waren vollständig geschlossen und es bildete sich bereits eine feine, rötliche Narbe. Nur um sicherzugehen, legte Mageli auch noch ihre Hand auf Ondulas’ Stirn. Die Haut war nun nicht mehr klamm, sondern trocken und warm, jedoch nicht fiebrig heiß. Ondulas war eindeutig auf dem Wege der Genesung.
    Einen kleinen Moment länger als notwendig ließ Mageli ihre Handfläche auf Ondulas’ Stirn ruhen. Sie war so froh, dass es ihm besser ging. Obwohl sie sich erst seit so kurzer Zeit kannten, hatte sie das Gefühl, in Ondulas einen echten Freund gefunden zu haben.
    »Eine kleine Stärkung.« Alawin hielt ein Tablett in der Hand mit einem Becher und einer Schale, aus der es verführerisch duftete. Mageli hatte gar nicht bemerkt, dass sie hinausgegangen war. Und zum Kochen schien ihr die Zeit, die seither vergangen sein konnte, auch viel zu kurz. Vielleicht gab es ja Fünf-Minuten-Terrine à la Alawin.
    Magelis Gastgeberin stellte das Tablett auf dem spiegelnden Tisch in der Mitte des Raumes ab und deutete auf einen der ihn umringenden Stühle, auf denen ebenso wie auf der Steinbank dicke Kissen lagen. Erneut knurrte Magelis Magen, und sie beeilte sich, an den Tisch zu kommen.
    Als sie in den tiefen Teller blickte, machte sich Enttäuschung breit. Schon wieder eine trübe Suppe, in der einzelne Pilzbröckchen schwammen! Gab es denn hier niemals etwas Vernünftiges zwischen die Zähne? Auch der erste Löffel war wenig erfreulich. Genießbar, ja. Aber fad. Warum rochen eigentlich alle Speisen hier so köstlich und schmeckten dann kaum besser als eingeschlafene Füße?
    »Es ist nichts Besonderes …« Alawin hatte Magelis unzufriedenen Ausdruck wohl bemerkt.
    »Schmeckt lecker«, unterbrach Mageli die alte Elfe betont begeistert.
    »… aber es wird dir Kraft geben«, fuhr diese unbeeindruckt fort. »Und nun muss ich mich meinen Büchern widmen. Iss dich satt und ruh dich ein wenig aus. Wir sprechen uns später.«
    Mageli nahm den Hauch eines süßlichen Dufts war, als Alawin sich umdrehte und ihr weiter Rock Magelis Arm streifte. Dann war die weise Frau verschwunden und Mageli saß allein über ihrer Suppe. Löffel für Löffel leerte sie brav den Teller. Tatsächlich hatte sie das Gefühl, dass die Brühe viel stärkender war, als man ihrem Aussehen nach vermuten würde. Schließlich war der Teller leer. Auch den Becher, der würzigen Tee enthielt, trank Mageli mit wenigen großen Schlucken aus.
    Unschlüssig blickte sie sich in dem runden Raum um. Ondulas schlief und sie

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