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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Mageli saß. Aber es war nicht der gleiche Raum.
    »Wir sind bei Bilian«, erklärte Erin.
    Bilian? Ausgerechnet bei dem feindseligen Elfen waren sie untergekommen?
    »Es erschien sicherer«, beantwortete Erin Magelis unausgesprochene Frage. Allerdings verstand sie nicht, was er damit meinte. Den anderen war die Flucht aus Alawins Höhle also geglückt. Zumindest hatten sie Mageli hierhergebracht. Aber wo waren ihre Freunde jetzt?
    »Ondulas, Rikjana, Alawin …?« Mageli wusste nicht, wie sie die Frage formulieren sollte. Zu groß war die Angst, einem von ihnen könnte etwas zugestoßen sein.
    »Sie sind nebenan«, erklärte Erin. »Es geht ihnen gut«, fügte er schnell hinzu, als er Magelis besorgte Miene bemerkte. »Ondulas beschwert sich die ganze Zeit, weil Rikjana ihm stinkende Tinkturen auf seine verschiedenen Blessuren streicht. Und auch Alawin muss sich erholen. Der Kampf mit Ferocius hat sie erschöpft, aber das wird schon wieder …«
    Seine Worte hingen in der Luft wie das lose Ende eines Fadens. Mageli hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, was. Erin war hier. Sie selbst war hier. Auf wundersame Weise aus dem Traumverlies entkommen. Und trotzdem wirkte Erin schrecklich traurig.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. »Warum bist du so traurig? Irgendetwas ist doch geschehen!«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Erin ausweichend und hielt ihr einen Becher mit einem würzig duftenden Getränk hin. »Trink erst mal etwas, wir versuchen schon die ganze Zeit, ein bisschen Flüssigkeit in dich hineinzubekommen.«
    Auch wenn es sie ganz kribbelig machte, dass Erin etwas vor ihr verbarg, trank Mageli mit gierigen Schlucken. Sie war wirklich durstig. Als sie den Becher geleert hatte, stellte sie ihn ab und schaute Erin auffordernd an.
    »Was ist passiert?«, wiederholte sie mit Nachdruck.
    Erins Gesichtsausdruck veränderte sich so plötzlich, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Seine Augen waren Mageli schon immer traurig erschienen, aber nun trat ein Schmerz hinein, der sie erschreckte, denn er wirkte frisch und unverheilt. Und sie ahnte, dass das, was Erin zu erzählen hatte, auch sie traurig machen würde. Er rang noch einen kurzen Augenblick mit sich.
    »Der König ist tot«, stieß er dann hervor.
    »Oh, Erin, dein Vater, wie schrecklich!« Dann hatte Ferocius seine Drohung also wahr gemacht! Einem Impuls folgend, griff Mageli nach Erins Hand und drückte sie. Doch seine Finger lagen nur schlaff in ihren. Schnell zog sie ihren Arm zurück.
    »Er war nicht mein Vater«, erwiderte er mit tonloser Stimme und blickte an Mageli vorbei.
    »Was?« Sie verstand nicht. »Was soll das heißen?«
    »Er war nicht mein Vater«, wiederholte Erin und hob die Stimme, als ob seine Worte dadurch verständlicher würden. »Du bist seine Tochter. Du bist die Elfenprinzessin, auf die alle gewartet haben. Von der das Orakel gesprochen hat. Das bist du! Und ich bin nur ein unbedeutender Menschensohn!«
    »Ich …«, stotterte Mageli. »Aber das ist …«
    Quatsch, Blödsinn, völlig unmöglich, wollte sie sagen. Erin ließ sie nicht aussprechen.
    »Er hat uns vertauscht, dich und mich«, fuhr er hitzig fort. »Damit sich das Orakel nicht erfüllen konnte und ihm der Weg auf den Thron freistand. Und jetzt hat er meinen, nein, deinen Vater getötet und sich selbst zum König ernannt.«
    Mit jedem von Erins Worten schwirrte Magelis Kopf stärker. Ihr Vater war der Elfenkönig. Jetzt war er tot. Sie selbst war nicht einfach nur eine Elfe, sie war eine Elfenprinzessin. Und Erin ein Mensch. Das war absolut verrückt!
    Gleichzeitig ergab vieles endlich einen Sinn: Dass sie eine so große magische Veranlagung besaß. Dass sie die Fähigkeit zur Traumwandelei hatte. Und dass Ferocius es ausgerechnet auf sie abgesehen hatte und sie ins Traumverlies sperren wollte, damit sie ihm nicht in die Quere kommen konnte, wenn er den Elfenthron bestieg.
    »Woher weißt du das alles?«
    Erin verzog unglücklich den Mund.
    »Ich habe sie belauscht, Ferocius und meinen … den König. Bevor er ihn tötete, hat der Schattenfürst ihm die Wahrheit gesagt. Es hat ihn tief getroffen, das konnte man sehen.« Erin seufzte. »Dann bin ich mithilfe meines Waffenmeisters durch einen Geheimgang hierher geflohen. Er hat mir von dem Geheimbund erzählt. Der gute Meriant. Als Ferocius seine Wachen auf uns hetzte, hat er sie abgelenkt, sodass ich entkommen konnte. Jetzt sitzt er

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