Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
Vom Netzwerk:
langen Gang, den sie nun betraten, gingen keine Türen ab. Falls weitere Verliese hinter den Felswänden lagen, dann wurden sie mit ähnlichen Mechanismen verschlossen wie jenes, in dem Mageli gefangen gewesen war. Ob Erin in einem dieser Verliese saß …?
    Die Wächter schleiften Mageli unsanft bis zum Ende des Ganges und kamen mit ihr vor einer massiven Steinwand zum Stehen. Mageli fragte sich gerade, mit welchem Trick ihre Wächter dieses Hindernis zum Verschwinden bringen würden, als hinter ihnen eine Melodie ertönte.
    Die sanften Töne einer einzelnen Flöte klangen gedämpft den Gang herunter. Sie hoben und senkten sich, schwollen an und flauten ab, verstummten und setzten von Neuem an wie zur Begleitung eines unsichtbaren Tanzes.
    Mageli lächelte matt. Sie kannte diese Melodie: Sie selbst hatte das Stück vor einer Weile gespielt, Rosann hatte es aufgenommen und am Computer einen Klingelton für Magelis Handy daraus gebastelt. Rosann konnte so was. Ach, Rosann … ! Mageli vermisste ihre Freundin in diesem Moment ganz schrecklich. Und dann fiel ihr ein: Mein Handy klingelt! Aber wo war es? Es musste noch immer in ihrem Rucksack in der Zelle liegen.
    War Mageli überrascht, so schienen ihre beiden Wächter geschockt zu sein. Wie erstarrt blieben sie stehen und blickten hektisch nach allen Seiten.
    »Was zum …«, stieß Brigan hervor.
    »Wer kann …«, fluchte Waldur gleichzeitig.
    »Da will einer fliehen«, brachte Brigan hervor. »Die Melodie kommt von dort hinten.« Er zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Aber woher hat er die Flöte?«, fuhr Waldur ihn an.
    Sie ließen Mageli los, woraufhin sie zusammensackte und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden landete.
    »Ich gehe nachsehen. Du bleibst bei ihr.« Waldur hatte sich wieder gefasst.
    »Viel zu gefährlich«, grummelte Brigan, blieb aber neben Mageli stehen, während Waldur durch den Gang eilte. Unruhig wippte ihr Bewacher von einem Bein auf das andere, seine Hand am Schwertgriff, jederzeit bereit, die Waffe zu ziehen. Mageli rollte ihren Körper zusammen und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen.
    Es vergingen einige Minuten, Waldur war längst durch die Felswand verschwunden, da hörte Mageli einen erstickten Aufschrei.
    »Ich wusste es«, schimpfte Brigan und spurtete los, um seinem Kumpel zu Hilfe zu kommen.
    Erstaunt stellte Mageli fest, dass er sie allein in dem Gang zurückgelassen hatte. Aber an Flucht war ohnehin nicht zu denken. Erstens hatte sie keine Ahnung, wie sie aus dem Gefängnis herauskommen sollte, und außerdem fühlte sie sich zu erschlagen, um auf ihren eigenen zwei Beinen zu stehen, geschweige denn wegzulaufen.
    Es dauerte nicht lange, bis die Wächter wieder in den Gang traten. Vor dem Verlies blieben sie stehen und redeten lautstark aufeinander ein. Der eine steckte Magelis Handy in den Rucksack, mittlerweile war es verstummt.
    »Ich sage dir, du hättest es nicht anfassen sollen«, schimpfte Brigan besorgt. »Magie ist das, übelste Magie. Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Unsinn«, wies Waldur ihn zurecht. »Was immer es ist, es gehört ihr. Und wir müssen es zum Meister bringen. Der Meister wird entscheiden, was damit geschieht.«
    »Sie ist gefährlich«, warf Brigan aufgeregt ein. »Wenn sie solche Magie beherrscht, ist sie gefährlich. Ich will sie lieber nicht mehr anfassen. Wer weiß, was sie mit uns macht.«
    »Jetzt beruhige dich. Die kleine Lichte ist hinüber, die wird uns keinen Ärger machen. Wir bringen sie jetzt zum Meister. Schluss mit dem Geschwätz.« Waldur drehte sich um und kam durch den Gang auf Mageli zu, auch Brigan setzte sich zögerlich in Bewegung.
    Vor Mageli blieben sie stehen und betrachteten sie mit einem Gesichtsausdruck zwischen Abscheu und Hochachtung. Mageli wusste nicht, was sie davon halten sollte, als Waldur plötzlich ihren Rucksack vor ihr auf den Boden fallen ließ.
    »Das kannst du selbst nehmen«, fuhr er sie an. »Ich will mir damit jedenfalls nicht länger die Hände schmutzig machen. Und jetzt steh gefälligst auf und lass dich nicht tragen.«
    Mageli schnaubte. Wie sollte sie es bloß schaffen, wieder auf die Füße zu kommen? Und dann auch noch stehen zu bleiben? Doch Waldur und Brigan schienen nicht mehr gewillt zu sein, noch einmal Hand an Mageli zu legen.
    »Los, hoch mit dir.« Waldur trat ihr mit dem Stiefel in die Seite, worauf ein brennender Schmerz durch ihre Rippen jagte, nicht unbedingt dazu angetan, sie beim Aufstehen zu

Weitere Kostenlose Bücher