Elfenblick
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Bevor einer der Männer sie erneut treten konnte, rollte Mageli zur Seite, um wenigstens ihren guten Willen zu beweisen. Sie griff nach dem Rucksack und zog die Träger über ihre Schultern. Dann stützte sie sich mühsam auf ihre aufgerissenen Hände und kam auf die Knie.
In diesem Moment fing ihr Handy wieder an zu klingeln. Erst spürte Mageli nur die Vibration im Rücken, der gleich darauf die Melodie ihrer Flöte folgte. Auf und ab. Lauter jetzt, weil nicht mehr die dicken Felswände des Verlieses dazwischenlagen.
Panik flackerte in den Augen der beiden Dunkelelfen auf und sie wichen mehrere Schritte vor Mageli zurück.
»Das … geht nicht mit rechten Dingen zu«, stotterte Brigan. »Sie hat das Gerät nicht einmal berührt. Das ist Magie, gefährliche Magie«, wiederholte er sich.
Waldur sagte gar nichts und starrte nur stumm auf Mageli, die noch immer am Boden kniete. Verwundert erwiderte sie den Blick. Was war es bloß, das die Männer so erschreckte? Was hatte Brigan gefaselt? Dass Mageli gefährlich sei und Magie beherrsche? Nur weil ihr Handy geklingelt hatte? Beinahe hätte sie laut gelacht.
Ein Knacken im Fels lenkte Mageli jedoch ab. Direkt vor ihnen verschob sich die steinerne Wand. Wie war das möglich? Ob das Klingeln ihres Telefons als Türöffner wirkte? Zumindest hatte ihr das Flötenspiel auf der Lichtung den Eingang ins Elfenreich geöffnet. Vielleicht ließ die digitalisierte Melodie ihrer Flöte tatsächlich diesen Fels auseinandergleiten?
Die Wachen wichen einen weiteren Schritt zurück. Das war Magelis Chance zu fliehen! Wenn sie es jetzt nicht schaffte, hier herauszukommen, dann würde sie vermutlich nie mehr dazu in der Lage sein!
Mageli versuchte aufzustehen, aber sie war zu schwach und die Schmerzen waren zu stark. Fest biss sie die Zähne zusammen. Es musste gehen!
Schon konnte sie einen Lichtstreifen durch den Riss im Fels schimmern sehen, der sich schnell verbreiterte. Nun war der Durchgang breit genug, dass sich Mageli hindurchquetschen konnte. Sie bündelte alle ihre Kräfte, zählte bis drei und stemmte sich vom Boden hoch. In ihrem Kopf drehte sich alles und beinahe wäre sie wieder umgekippt. Sie konnte sich gerade noch auf den Füßen halten und taumelte auf den Felsen zu.
Mit wenigen wackeligen Schritten erreichte sie den Durchgang, und als sie sich hindurchschob, verstummte ihr Handy. Augenblicklich bewegten sich die beiden Felskanten wieder aufeinander zu und die Öffnung wurde schmaler. Mageli drückte sich so schnell sie konnte vorwärts, um nicht zwischen den massiven Steinen zerquetscht zu werden. Sie schlüpfte durch die dicken Mauern, gerade noch rechtzeitig, bevor sie sich endgültig schlossen. Geschafft!
Hinter ihr wurden empörte Stimmen laut.
»Sie flieht.«
»Wir müssen sie aufhalten.«
»Öffne das Tor. Sofort!«
Hektisch blickte Mageli sich um. In ihrem Rücken war nichts als der nackte Fels, aus dem sie gerade gekommen war. Und vor ihr hingen die Wurzeln herab, die sie bereits von dem Felsvorsprung aus gesehen hatte. Sie streckten ihre immer dünner werdenden hölzernen Finger bis hinunter zum Boden aus, und zunächst hatte Mageli den Eindruck, vor ihr läge ein undurchdringliches Geflecht aus dichtem Wurzelwerk.
Sie blinzelte, und plötzlich verschob sich das Bild vor ihren Augen: Das war kein ungeordnetes Gewirr, die Anordnung all dieser Wurzelarme folgte einem Plan. Sie waren miteinander verwachsen und verwoben, sodass sie eine dichte Mauer formten. Direkt vor Magelis Augen, nur wenige Schritte entfernt, bildeten sie einen Torbogen mit elegant verschlungenen Pfeilern.
Das musste der Eingang zur Elfenstadt sein!
Erleichterung durchflutete Mageli. Im selben Moment begann die Felswand in ihrem Rücken zu beben. Vermutlich öffneten die Wächter bereits wieder das Felsentor, um ihr zu folgen. So schnell sie konnte taumelte Mageli auf die Wurzelmauer zu. Sie stützte sich an einem der hölzernen Pfeiler ab, holte tief Luft und trat durch den Torbogen.
Ihre Füße trugen sie nur noch wenige Meter weit. Mageli stolperte, fiel, raffte sich noch einmal auf, kroch ein Stück vorwärts und blieb einfach liegen.
Hoffentlich finden sie mich nicht!, dachte sie verzweifelt. Dann sank sie wieder in tiefe Bewusstlosigkeit.
Mageli lag auf einer weichen, grünen, duftenden Wiese. Die Sonne schien ihr ins Gesicht, ihre Augen waren geschlossen und kleine gelbe Lichtpunkte tanzten hinter ihren Lidern. Arme und Beine hatte sie von sich
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