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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Angst über die Wut und sie starrte ihr Gegenüber nur feindselig an.
    »Genug gespielt«, mischte sich der zweite Mann hinter ihrem Rücken ein. »Gehen wir.«
    In Windeseile hatten die beiden Männer Magelis Hände über ihren Kopf gezerrt und mit einem rauen Strick verschnürt, ebenso wie ihre Fußknöchel. Wie einen nassen Sack schleiften die beiden sie mit sich. Ihr Oberkörper schrammte dabei so schmerzhaft über den harten Boden, dass Mageli scharf die Luft einziehen musste, um nicht laut zu schreien. Aber diese Freude gönnte sie ihren Peinigern nicht! Noch einmal bäumte sie sich auf, warf ihren Körper hin und her und versuchte, nach dem hinteren der beiden Männer zu treten. Tatsächlich ließ er ihre Füße los. Im nächsten Moment spürte sie einen Schlag auf den Hinterkopf – und um sie herum wurde alles schwarz.
    Als Mageli aus der Bewusstlosigkeit erwachte, hüllte die Dunkelheit sie ein wie eine schwere Decke. Panik wallte in ihr auf. Sie wollte aufspringen und davonlaufen, doch schon die kleinste Bewegung tauchte ihren Körper in Schmerz. Also blieb sie liegen, presste ihre Wange auf den kalten Steinboden und versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Immerhin war sie nicht mehr verschnürt wie ein Paket, jemand hatte die Stricke um ihre Hand- und Fußgelenke gelöst, und Mageli begann, mit den Fingern ihre direkte Umgebung zu erkunden. Steinig und rau fühlte sich der Untergrund an – und seltsam vertraut.
    Plötzlich wusste Mageli, wo sie sich befand: Dies war der Ort aus ihrem Traum. Hier im Stockdunkeln war sie Erin zum letzten Mal begegnet. Ob er in der Nähe war? Sie wollte nach ihm rufen, aber ihr Mund und ihr Hals waren so ausgetrocknet, dass nur ein Krächzen herauskam.
    Wasser! Wie lange war es wohl her, dass sie zuletzt etwas getrunken hatte? Einen Tag, zwei? Sie wusste es nicht. Sie war auf jeden Fall schrecklich durstig. Und müde, immer noch so müde. Mageli schloss die Augen. In dieser Dunkelheit konnte sie ohnehin nichts erkennen …
    Plötzlich wurde es hell. Gleißend hell.
    »Mageli?« Das war Erins Stimme.
    Mageli riss die Augen auf – und bereute es auf der Stelle. Das Licht stach wie spitze Nadeln und ihr Kopf fing wieder heftig zu pochen an.
    Erin! Wie war das möglich? War er tatsächlich da? Oder spielte ihr bloß ihre Erinnerung zusammen mit ihrer Erschöpfung einen Streich?
    »Hier«, flüsterte sie und war erschrocken, wie heiser ihre Stimme klang. Sie versuchte noch einmal, sich umzuschauen. Vorsichtig blinzelte sie in das grelle Licht. Sofort schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie zwang sich, die Lider für einen Moment zu öffnen, aber alles, was sie sah, war eine weiße Fläche, die sich ins Endlose auszubreiten schien, ohne jemals einen Horizont zu erreichen. Darüber flimmerte das grelle Licht, das keinen Ursprung zu haben schien. Es gab keine Sonne, nicht einmal einen Himmel, nur dieses Licht.
    »Mageli?« Hatte Erin sie nicht gehört? Er klang schlecht. Matt, müde, krank! Magelis Brust schmerzte, so sehr sehnte sie sich danach, Erin zu sehen und seine Hand zu halten.
    »Ich bin hier«, flüsterte sie. Dabei konzentrierte sie sich ganz fest auf ihre Gedanken an Erin, als könnte sie ihn herbeizaubern. Und tatsächlich hörte er sie dieses Mal.
    »Du bist gekommen.« Erleichterung lag in seiner Stimme, aber auch Sorge. »Du musst dich beeilen«, hörte sie ihn flüstern. »Lange halte ich nicht mehr durch.«
    Beeilen! Erin hatte ja keine Ahnung, in was für einer ausweglosen Situation sie sich selbst befand! Mageli nahm ihre ganze verbliebene Kraft zusammen und legte sie in ihre Worte: »Ich komme so schnell ich kann.«
    Die Antwort war Stille.
    »Erin?«
    Nichts.
    »Erin?«
    Sie hörte schweres Atmen. Und dann, ganz leise, noch einmal seine Stimme. »Nimm dich in Acht vor dem Schattenfürsten!«
    Der Schattenfürst? Wer sollte das sein?
    »Wen meinst du?«, fragte Mageli drängend.
    Doch sosehr sie auch lauschte, sie erhielt keine Antwort mehr.

»Wie konnte das passieren?«
    »Was meint Ihr, Meister?« Damorian fingerte unsicher an seinem Schwertgriff herum. Der Meister war aufgebracht, weil er, Damorian, einen Fehler begangen hatte. Aber er war sich keines Fehlers bewusst. Und das machte ihn erst recht unsicher.
    »Das Mädchen. Sie ist hier.«
    »Wo hier?«, fragte Damorian erstaunt.
    »Wo hier?«, echote die Gestalt im Schatten mit essigsaurer Stimme. »Hier natürlich. Im Reich.«
    »Im Reich?« Damorian glaubte, sich verhört zu haben. »Wie

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