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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bursche die Drogenpäckchen an seinen Begleiter weitergegeben hatte, der sie in einen schmucklosen Leinenbeutel stopfte, den er über der rechten Schulter trug, griff unter die Jacke und trat im gleichen Moment aus ihrem Versteck heraus, in dem der Bursche noch einmal in seinen Beutel griff und zwei weitere in Plastik eingewickelte Päckchen hervorzog, die allerdings kein weißes Pulver enthielten, sondern sorgsam gebündelte Geldscheine. Im buchstäblich letzten Augenblick, bevor sie sichtbar wurde, zog sie beide Hände aus den Taschen. In der linken hielt sie eine weiße Karnevalsmaske mit nur angedeuteten menschlichen Zügen, die sie sich vor das Gesicht hielt, in der anderen einen plumpen Revolver mit einem vollkommen überdimensionierten Schalldämpfer. Der Schalldämpfer funktionierte schon lange nicht mehr, und die Trommel war mit Platzpatronen geladen, aber das wussten die beiden ja nicht.
    »Spar dir die Mühe«, sagte sie ruhig. »Leg das Geld einfach wieder in die Tasche und stell sie vorsichtig ab.«
    Beide Männer reagierten ganz genau so, wie sie es erwartet hatte: Der am Kübel fuhr wie von der berühmten Tarantel gestochen herum und griff unter seine Jacke, während der andere mitten in der Bewegung erstarrte und dann ganz langsam die Hände hob; er war ihr nahe genug, um nicht nur die unheimliche Karnevalsmaske deutlich erkennen zu können, sondern auch die Mündung des Schalldämpfers, die direkt auf sein Gesicht wies.
    »Du kannst mich jetzt wahrscheinlich erschießen«, sagte Pia, an den anderen gewandt, jedoch ohne den Burschen vor sich aus den Augen zu lassen, »aber dann bleibt mir immer noch Zeit genug, um deinen Kumpel umzulegen. Und auf diese Entfernung kann ich ihn gar nicht verfehlen.«
    Ihre Stimme klang genauso verzerrt und dumpf unter der Plastikmaske hervor, wie sie es sich gewünscht hatte, und sie war von einer Ruhe und Selbstsicherheit erfüllt, die sie beinahe selbst überraschte. Sie hatte diesen Bluff nicht geplant und hätte es auch niemals. Typen, die völlig gewissenlos Menschen erschossen, kamen in Action-Filmen mindestens ebenso häufig wie in der Wirklichkeit selten vor, vor allem in einer Situation wie dieser: Der Kerl mit der Geldtasche stand schön brav in der Schusslinie seines Kumpels, sodass dessen Chancen, ihn zu treffen, fast genauso groß waren wie die, sie zu erwischen. Und selbst wenn nicht, musste er damit rechnen, dass sie seinen Freund erledigte und vielleicht sogar noch die Zeit fand, auf ihn zu schießen. Jetzt irgendetwas zu riskieren, wäre dumm.
    Aber die Welt wimmelte von dummen Menschen, und vielleicht war der Kerl ja auch völlig durchgeknallt oder drehte einfach vor Angst durch. Verdammt, wieso hatten sie auch zu dritt kommen müssen! Alles wäre so viel einfacher gewesen, wenn sie nur zu zweit gewesen wären und Jesus direkt neben ihr gestanden hätte, ein Berg von einem Mann, der jeden potenziellen Gegner allein durch seine bloße Erscheinung einschüchterte!
    Aber der gefährliche Moment verging, ohne dass irgendjemand schoss, und die Mischung aus Schrecken, Überraschung und Beinahe-Panik im Gesicht des Burschen mit der Geldtasche verwandelte sich in etwas anderes. Es gefiel ihr nicht besonders, führte aber trotzdem dazu, dass sie unter ihrer Maske erleichtert aufatmete. Ganz langsam ließ er die Hand sinken, die das Geldpäckchen hielt, und Pia machte eine rasche, drohende Geste mit dem Revolver.
    »Ich habe gesagt, du sollst dich nicht rühren!«
    »Ganz genau hast du gesagt, dass ich das Geld wieder in die Tasche legen und sie dir geben soll«, antwortete er. Seine Stimme klang rau, aber auch sehr fest. Pia lauschte vergeblich auf Angst darin. Er sah die Waffe und war sich vermutlich auch darüber im Klaren, dass sie sie benutzen würde, wenn er irgendetwas Unbedachtes tat. Dennoch spürte sie nur Trotz in ihm.
    »Stell sie hin«, sagte sie ruppig. Er gehorchte, und Pia fügte mit einem auffordernden Wedeln des Revolvers in ihrer rechten Hand hinzu: »Und jetzt sag deinem Freund, er soll die Waffe weglegen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte er. »Erschießt du mich dann?« Er beantwortete seine eigene Frage, indem er überzeugt den Kopf schüttelte. »Du siehst nicht aus wie jemand, der einen anderen einfach so umlegt. Ist nicht leicht, jemanden zu erschießen, weißt du? Schon gar nicht, wenn er mit erhobenen Händen vor dir steht.«
    »Das habe ich auch nicht vor«, antwortete Pia. Sie senkte die Waffe, nur ein wenig und eigentlich

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