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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stellen könnt?«
    »Sag ich doch«, meinte Alica böse. »Blabla.«
    »Ihr werdet lernen, die Kraft Eures Blutes zu nutzen, Erhabene«, antwortete Valoren. »Mehr zu sagen, steht mir nicht zu – ganz davon abgesehen, dass ich es gar nicht könnte.«
    »Obwohl du alles weißt?«, fragte Alica.
    »Ich weiß die Antworten«, erwiderte Valoren. »Doch längst nicht alle Fragen sind bereits gestellt. Manche sollte man vielleicht nicht stellen.«
    »Blabla«, sagte Alica ernsthaft.
    »Und wenn …«, Pia unterbrach sich, versuchte wenigstens den Anschein von Ordnung in das Chaos hinter ihrer Stirn zu zwingen und setzte dann noch einmal neu an: »Kannst du uns sagen, wie wir wieder nach Hause kommen?«
    Nach Hause? Aber du bist zu Hause. Valorens Blick sagte das so deutlich, dass Pia einen Moment lang fest davon überzeugt war, sie hätte es laut ausgesprochen. »Es heißt, es gebe Orte, wo die Nebel zwischen den Welten weniger dicht seien als an anderen«, sagte Valoren.
    »Ach, heißt es das?«, fragte Alica betont.
    »Früher gab es viele solcher Orte, Orte voller Magie und großer Macht, doch heute sind sie selten geworden.«
    Benutzt das Tor, Erhabene. »Und ich nehme nicht an, dass es einen solchen … Ort hier in WeißWald gibt?«, fragte Pia.
    Valoren zögerte vielleicht den Bruchteil einer Sekunde zu lange, um ihre Antwort so zweifelsfrei glaubhaft zu machen wie alles andere, was sie zuvor gesagt hatte. Und wenn man es genau nahm, antwortete sie eigentlich gar nicht. »Die Magie wird schwächer in diesem Land. Es geschieht langsam und die Menschen merken es kaum, aber der alte Zauber erlischt, mit jedem Jahr ein wenig mehr. Die alten Zeiten gehen und die neuen kommen. Wer will sagen, ob sie besser oder schlimmer sind?«
    »Du?«, schlug Alica vor. »Wo du doch alles weißt?«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte Pia. Es fiel ihr sonderbar schwer, die Worte auszusprechen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es ihr nicht zustand, so mit Valoren zu reden.
    Dennoch nickte Valoren nur. »Das ist wahr. Doch selbst wenn es einen solchen Ort in den Mauern WeißWalds gäbe, wäre es viel zu gefährlich, ihn zu betreten.«
    »Du meinst den Turm des Hochkönigs«, sagte Pia.
    Diesmal dauerte Valorens Schweigen noch länger, und es war Pia, als stelle sie ihr in diesem zeitlosen Moment eine Frage, die sie auf dieselbe lautlose Weise beantwortete, ohne sie auch nur gehört zu haben; aber trotzdem richtig. Die Schatten bewegten sich hektischer und ihr Flüstern wurde lauter. Etwas wie dürre Spinnenbeine aus Eis schien an Pias Seele zu kratzen. »Es wäre Euer Tod, dorthin zu gehen«, sagte Valoren schließlich. »Und …« Sie brach ab, hob mit einer fast erschrocken aussehenden Bewegung den Kopf und schien einen Augenblick in sich hineinzulauschen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Pia alarmiert.
    »Nein«, antwortete Valoren. »Ich meine: doch. Es ist alles in Ordnung. Ich hatte bloß gehofft, dass uns ein wenig mehr Zeit bleibt, das ist alles.«
    »Zeit, wofür?«, fragte Pia.
    »Ich bin nur eine einfache Seherin, Erhabene«, antwortete Valoren. »Wenn ich Eure Ankunft gespürt habe, dann werden andere vielleicht auch davon wissen. Ihr solltet nicht hierbleiben.«
    Ich sollte gar nicht hier sein, dachte Pia. »In deinem Zelt?«
    »In dieser Stadt.«
    Warum war sie eigentlich nicht überrascht? »Wir können nicht weg«, sagte sie.
    »Nein? Könnt Ihr nicht?«
    »Wohin denn?«, fragte sie. »Wir kennen nur diese Stadt …und nicht einmal die wirklich. Und wenigstens Brack sagt, dass wir vor dem nächsten Frühjahr nirgendwo hinkönnen.«
    »Sagt er das?«
    »Stimmt es etwa nicht?«, fragte Alica.
    »Er hat euch sicher nicht belogen«, antwortete Valoren. »Nach allem, was ich über ihn gehört habe, ist er ein ehrlicher Mann. Aber er weiß nicht alles. Eigentlich«, fügte sie nach einem unmerklichen Zögern und mit einem unmöglich zu deutenden Achselzucken hinzu, »weiß er so gut wie nichts.«
    »Das heißt, es gibt einen Weg hier heraus?«, fragte Alica scharf. Jede Spur von Spott oder Häme war aus ihrer Stimme verschwunden.
    »Das Land ist groß und voller Gefahren«, erwiderte Valoren. »In diesem Punkt hat Brack die Wahrheit gesagt. Auch was den bevorstehenden Winter angeht.«
    »Und ich dachte, jetzt käme erst einmal der Sommer?«, sagte Alica.
    »Das ist wahr.« Valoren nickte. »Die Sommer in diesem Land sind kurz, und sie werden kürzer mit jedem Jahr, das vergeht. Brack hat recht, was die

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