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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sichtlichen Anstrengung von dem Anblick los, drehte mit einem Ruck den Kopf und sah ihr nun direkt ins Gesicht. Die Angst in seinem Blick schien gewachsen zu sein.
    »Aber das ist … Eiranns Zorn«, flüsterte er. »Ihr … Ihr habt es … mitgenommen!«
    »Tja, sieht so aus«, antwortete Pia. »Ich hoffe, ich habe damit nicht schon wieder gegen irgendeine Regel oder die guten Sitten verstoßen. Aber du weißt ja: einmal Diebin, immer Diebin.«
    Ihr scherzhafter Ton verfing nicht. Sie war nicht einmal sicher, ob der Junge die Worte überhaupt gehört hatte. Er starrte sie nur weiter an.
    »Also gut, wenn es dich beruhigt, dann gehe ich nach dem Mittagessen los und bringe das Ding wieder zurück«, sagte sie. Das sollte ein Scherz sein, aber Lasar lachte nicht. Plötzlich war etwas in seinen Augen, das ihr Angst machte. Sie konnte selbst spüren, wie das Lächeln auf ihren Lippen gefror und zu etwas anderem wurde.
    »Habe ich dein Wort, dass niemand davon erfährt?«, fragte sie.
    »Ich werde es niemandem verraten, Erhabene«, versicherte Lasar hastig. Pia verzichtete darauf, ihn zu verbessern, was die ehrfüchtige Anrede anging, und ertappte sich sogar dabei, es in diesem Fall zu begrüßen.
    »Dann lass uns gehen«, sagte sie, »bevor Brack noch der Schlag trifft.« Sie machte einen Schritt in Richtung der Tür, überlegte es sich dann noch einmal anders und ging zum Bett zurück, um das Schwert hastig in die Decke zu wickeln, und schob es anschließend darunter, wobei sie sorgsam darauf achtete, weder den Griff noch die sonderbare gläserne Klinge zu berühren; ein erbärmliches Versteck, aber das einzige, das ihr einfiel.
    Eingedenk der Stimmen, die noch immer von unten heraufschallten, stopfte sie ihr Haar unordentlich unter das Kopftuch und war schon auf halbem Weg die Treppe hinunter, während sie es im Nacken zusammenknotete. Sie überzeugte sich nicht davon, dass Lasar ihr folgte, aber nach einem Augenblick konnte sie hören, wie er die Tür von außen schloss, dann das Geräusch seiner raschen Schritte. Stimmengewirr und Kneipenlärm nahmen zu, und sie hörte ein gedämpftes Lachen, das verdächtig nach Alica klang. Wieso war sie eigentlich in der vergangenen Nacht so spät nach Hause gekommen … falls sie überhaupt nach Hause gekommen war?
    Pia versuchte sich zu erinnern, ob das Bett neben ihr benutzt ausgesehen hatte, konnte es aber nicht sagen. Einen Moment später war es auch nicht mehr nötig, denn sie entdeckte Alica auf ihrem Stammplatz neben dem Kamin, mit müdem Gesicht und verquollenen Augen, aber einen Krug Bier in den Händen und offensichtlich bester Laune. Brack saß bei ihr und machte ebenfalls einen unerwartet vergnügten Eindruck, und als Pia näher kam, drehte sich auch die dritte Gestalt am Tisch herum, und sie erstarrte unwillkürlich mitten im Schritt, als sie Istvan erkannte. Instinktiv blickte sie zur Tür hin, aber die beiden Soldaten, die sie dort zu sehen erwartete, waren nicht da. Offensichtlich war der Kommandant der Stadtwache ohne seine Bodyguards gekommen; zum ersten Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte.
    »Prinzessin Gaylen!« Alica winkte sie aufgeregt und trotz ihrer unübersehbaren Müdigkeit schon geradezu unverschämt gut gelaunt heran. »Setzt Euch doch einen Moment zu uns, Euer Merkwürden – wenn es Eure Zeit erlaubt, heißt das.«
    Pia warf ihr den giftigsten Blick zu, den sie zustande brachte, aber sie war im Grunde nur verwirrt. Wieso war Istvan schon wieder hier, noch dazu zu dieser frühen Stunde?
    Sie setzte sich.
    Zugleich versuchte sie Alica mit Blicken zu bedeuten, dass sie ihr etwas Wichtiges mitzuteilen habe, was diese aber entweder nicht registrierte oder einfach zu übersehen beschloss. Ihre einzige Reaktion bestand darin, die Hand zu heben und mit den Fingern zu schnippen. So schnell, als hätte er hinter ihnen gestanden und nur darauf gewartet, tauchte Lasar auf und stellte einen Krug Bier auf den Tisch.
    Pia versuchte noch einmal, Alica einen verschwörerischen Blick zuzuwerfen, und diesmal registrierte sie ihn und zog fragend die linke Augenbraue hoch. Dann nahm sie einen Schluck aus ihrem Krug, wischte sich genießerisch den Schaum von den Lippen und deutete nacheinander auf Brack und Istvan.
    »Wir haben gute Nachrichten, Durchlaucht«, sagte sie fröhlich. »Du kannst deinen Job behalten, wie es aussieht.«
    Jetzt war es Pia, die Brack und den Stadtkommandanten gleichermaßen fragend wie überrascht ansah.
    »Deine Sklavin und Malu sind sich

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