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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vergessen haben.«
    Pia brachte sie mit einer unwilligen Geste zum Schweigen und versuchte zugleich, die Gesichter der drei Kerle genauer zu erkennen. Unter all den Haaren und dem Schmutz war das gar nicht so einfach, und sie hatte ja auch die Gesichter der drei anderen Kerle niemals deutlich gesehen; jedenfalls nicht deutlich genug, um sie sich einzuprägen. Dennoch war sie sicher, dass es sich nicht um dieselben Männer handelte, die Alica und sie gejagt hatten. Aber sie konnten gut ihre Brüder sein.
    Zumindest im Geiste.
    Und ihre Umgangsformen waren auch nicht viel besser. Zwar machte keiner der drei irgendwelche Anstalten, sich sofort auf Alica und sie zu stürzen (womit sie eigentlich gerechnet hätte), doch alle drei zogen in einer fast synchronen Bewegung ihre Waffen unter den Mänteln hervor.
    »Ähm … Pia?«, fragte Alica unsicher. »Ich will ja nicht penetrant erscheinen, aber sollten wir nicht … von hier verschwinden, zum Beispiel?«
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte Hernandez. »Und bitte, Alica – unsere Zeit wird allmählich knapp. Ihr könnt freiwillig mitkommen oder meine Männer zwingen euch dazu. Entscheide dich. Jetzt.«
    »Ihre Männer«, wiederholte sie. »Dann waren es auch Ihre Männer, die uns letzte Woche quer durch Rio gehetzt haben?«
    »Letzte Woche?« Hernandez lächelte schmerzlich. »Für mich war es vor zwölf Jahren. Und nein, damals … standen wir noch nicht auf derselben Seite. Das ist … eine etwas komplizierte Geschichte. Aber wir werden noch genug Zeit haben, um sie zu erzählen.« Er machte eine befehlende Geste, und Pia hörte ein Rasseln und Schleifen hinter ihrem Rücken und fragte sich, ob es denn überhaupt lohnte, sich herumzudrehen. Sie tat es trotzdem. Hinter ihnen standen jetzt zwei in schmutzige Fetzen gekleidete Neandertaler, die nur aus Muskeln, scharf geschliffenem Eisen und furchtbar schlechten Zähnen zu bestehen schienen.
    »Okay«, seufzte Pia. »Was sollen wir tun? Die Hände heben und euch unauffällig aus dem Stadttor folgen?«
    Hernandez gab dem Burschen hinter sich einen knappen Wink, und der Bärtige machte eine unwillige Bewegung mit dem rostigen Schwert, das er unter seinem Mantel hervorgezogen hatte, und knurrte eine Antwort, die Pia nicht verstand. Aber er klang eindeutig wütend.
    »Schon gut«, sagte Pia hastig. »Wir kommen mit.«
    »Einfach so?«, fragte Alica.
    Pia hob unglücklich die Schultern. »Sieht nicht so aus, als hätten wir eine große Wahl, oder? Immerhin versuchen sie nicht, uns gleich an Ort und Stelle umzubringen.« Wahrscheinlich würden sie das später erledigen, irgendwo außerhalb der Stadt und in aller Ruhe. Und ganz langsam.
    Der Bärtige ließ ein weiteres unwilliges Grunzen hören und Alica warf ihr einen fast schon flehenden Blick zu. »Du hast nicht zufällig irgendeine geniale Idee? Irgendetwas mit den …Schatten … vielleicht?«
    Pia verstand, was sie damit meinte, aber sie konnte nur bedauernd den Kopf schütteln. Auch wenn sie bis jetzt nicht wirklich verstanden hatte, wie es ihr bei ihrem ersten Zusammentreffen mit diesen unheimlichen Kerlen gelungen war, Alica und sich praktisch unsichtbar zu machen, so wusste sie doch trotzdem, dass ihnen dieser Ausweg gerade nicht zur Verfügung stand. Es hatte irgendetwas mit dem Licht zu tun. Der Sonne. Mehr konnte sie im Moment nicht sagen.
    »Dann haben wir ein Problem«, seufzte Alica.
    Der Bärtige machte eine drohende Bewegung mit dem Schwert, und Pia drehte sich gehorsam um und setzte sich in Bewegung. Hernandez sah sie plötzlich sehr nachdenklich an, und Pia wünschte sich, Alica hätte das mit den Schatten nicht gesagt.
    Zumindest auf dem ersten Stück führten die Männer sie nicht in Richtung der Stadtmauer, sondern davon weg, in Richtung des monströsen schwarzen Turms im Zentrum der Stadt.
    Nun ja, einen geeigneteren Ort, um sie in aller Ruhe umzubringen, würden sie wohl kaum finden.
    Pias Gedanken kreisten immer schneller. Ganz egal, wohin diese Kerle sie auch schleppen wollten: Sie mussten ihnen entkommen, bevor sie ihr Ziel erreichten, wenn nicht etwas ganz und gar Schreckliches geschehen sollte; etwas, bei dem weit mehr auf dem Spiel stand als nur Alicas und ihr Leben.
    Sie erreichten das Ende der Straße, bogen ab, und Hernandez blieb so abrupt stehen, dass Pia gegen den Kerl unmittelbar vor ihr prallte. Auch die anderen hielten mitten im Schritt inne, und Pia konnte ihre Überraschung spüren. Irgendetwas lief nicht so, wie sie es geplant

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