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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Loch im hart gefrorenen Boden zusprintete, über dem ein hölzerner Eimer an einem wackeligen Dreibein hing. Daneben lag eine rostige Axt mit einem kurzen Stiel, und dahinter befand sich eine rechteckige Platte mit schweren rostigen Scharnieren, die vermutlich nicht nur so aussah, als müsste sie mindestens eine halbe Tonne wiegen.
    Alica flankte mit einem wagemutigen Satz über den ungesicherten Brunnenschacht hinweg, fiel neben der Klappe auf die Knie und bestätigte Pias Vermutung, indem sie vergebens daran zerrte, ohne sie auch nur einen Zentimeter in die Höhe zu bekommen.
    Pia vergeudete eine weitere unendlich kostbare halbe Sekunde, indem sie ihr zu helfen versuchte, aber die Klappe rührte sich nicht. Wahrscheinlich waren die Scharniere schlichtweg festgefroren.
    Pias Gedanken rasten. Aus dem Haus drang ein keuchender Schrei, gefolgt von den unverkennbaren Geräuschen eines Kampfes, über dessen Ausgang es nicht den geringsten Zweifel gab. Ihnen blieben allerhöchstens noch Sekunden, bevor ihre Verfolger hier waren. Selbst wenn es ihnen gelang, die Klappe zu öffnen, hatten sie keine Chance, unerkannt in dem darunterliegenden Keller zu verschwinden.
    Pia reagierte, ohne nachzudenken (was ihnen vermutlich das Leben rettete), ließ die hölzerne Klappe los und griff stattdessen mit der linken Hand nach dem Seil, das über dem improvisierten Brunnen hing, umschlang mit dem anderen Alicas Hüfte und ließ sich einfach nach hinten fallen.
    »Bist du wahnsinnig geworden?!« , kreischte Alica. »Was zum…«
    Der Rest ihrer Worte wurde zu einem unartikulierten Kreischen, als sie nebeneinander in den Brunnenschacht stürzten. Pia versuchte das raue Seil mit aller Gewalt zu packen, um ihren Sturz auf diese Weise zu verlangsamen oder womöglich ganz aufzufangen, was sich als keine besonders gute Idee erwies; der grobe Strick schnitt wie ein rot glühendes Reibeisen in ihre Handfläche und ließ sie vor Schmerz aufstöhnen. Aber selbst wenn es ihr gelungen wäre, ihren Sturz auf diese Art aufzufangen, hätte ihr der Ruck vermutlich den Arm ausgekugelt oder Schlimmeres verursacht; immerhin trug sie zusätzlich noch Alicas gesamtes Gewicht im anderen Arm.
    Gottlob fielen sie kaum zwei Meter tief.
    Der keuchende Schmerzlaut, mit dem Alica den Bruchteil einer Sekunde vor ihr aufschlug, ging in dem berstenden Laut unter, mit dem die Hoftür aufgestoßen oder gleich in Stücke geschlagen wurde, dann hatte auch Pia das Gefühl, von einem Dampfhammer unter beiden Füßen gleichzeitig getroffen zu werden, und das mit einer solchen Wucht, dass sie glaubte, ihre Hüftgelenke würden im nächsten Moment durch ihre Achselhöhlen schießen.
    Nebeneinander sanken sie zu Boden. Alica wimmerte leise, und auch Pia konnte einen Schmerzlaut nicht mehr ganz unterdrücken. Alles drehte sich um sie, und sie drohte das Bewusstsein zu verlieren. Vielleicht gewann sie den Kampf gegen Ohnmacht und Schmerz nur, weil sie spürte, dass ihre Chancen nicht schlecht standen, nie wieder aufzuwachen.
    Pia zwang sich mit einer gewaltigen Willensanstrengung, die Augen wieder zu öffnen, und fand sich in einem engen, halbdunklen, runden Schacht wieder. Der Brunnen war nicht ausgetrocknet, wie sie instinktiv angenommen hatte, sondern komplett eingefroren; der stahlharte Widerstand, der ihrem Sprung auf so brutale Art ein vorzeitiges Ende bereitet hatte, war ein massiver Pfropfen aus Eis, der den Brunnenschacht zur Gänze ausfüllte.
    »Na, das war ja wieder mal eine echte Glanzleistung«, stöhnte Alica neben ihr. Ihre Stimme bebte vor Schmerz und hörte sich an wie die eines Menschen, der sich mit letzter Kraft ans Bewusstsein klammerte und mehr als nur Gefahr lief, diesen Kampf zu verlieren.
    Pia wollte antworten, brachte aber nur ein schmerzerfülltes Grunzen zustande, und zu Schwindelgefühl und Schmerz gesellte sich auch noch eine heftige Übelkeit. Saurer Speichel füllte ihren Mund, und für zwei oder drei Sekunden musste sie all ihre Willenskraft aufbieten, um sich nicht zu übergeben.
    »Und was … jetzt?«, brachte Alica mühsam hervor. »Wir …«
    »Still!«, zischte Pia. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, aber das Wunder geschah: Alica schwieg.
    Doch es wurde nicht still. Über ihnen polterten Schritte, und aufgeregte Stimmen redeten und schnatterten wild durcheinander. Ein Schatten legte sich über den Brunnenschacht und verschwand wieder, und sie glaubte Hernandez fluchen zu hören, war aber nicht ganz sicher, weil das Rauschen ihres

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