Elfenblut
Platz. Alica auch. Noch widerstrebender.
»Kannst du mir vielleicht verraten, was hier gespielt wird?«, fragte Alica.
»Das weiß ich selbst nicht genau«, antwortete Pia. »Hör doch einfach zu.«
»Sehr witzig«, nörgelte Alica.
Pia sah sie verständnislos an und war fast erleichtert, als Brack in diesem Moment zurückkam und zwei hölzerne Trinkbecher vor ihnen auf die Tischplatte knallte. Sie sahen aus wie zwei winzig kleine in der Mitte durchgeschnittene Fässer, komplett mit einem eisernen Reif, der in den Henkel überging. Ohne eine weitere Aufforderung abzuwarten, schenkte er ihnen aus einem bauchigen Krug ein, der auf dem Tisch stand, und machte eine aufmunternde Geste. Pia probierte vorsichtig, und Alica tat dasselbe und nahm dann einen fast schon unanständig großen Schluck.
»Das ist Bier«, sagte sie, nachdem sie sich den Schaum von den Lippen gewischt hatte. Brack runzelte die Stirn.
»Hat er doch gesagt«, antwortete Pia. Sie nippte noch einmal und musste zugeben, dass das Zeug gut schmeckte. Sehr gut sogar.
»Ha, ha«, sagte Alica. »Hab ich dir schon gesagt, dass du echt lustig bist?«
Pia verstand immer weniger, was sie überhaupt meinte, und wandte sich wieder an Brack. »Vielen Dank. Das ist sehr freundlich von Ihnen. Und ich kann nur noch einmal sagen, dass es mir leidtut. Wir wollten Ihnen ganz bestimmt keine Schwierigkeiten bereiten.«
»Ich war gerade oben und habe mit Teroc und Brasil gesprochen, als deine Freundin und du draußen gewesen seid und die frische Luft genossen habt«, sagte Brack, ohne auf ihre Worte einzugehen. »Weißt du, was? Ich glaube fast, du sagst die Wahrheit. Die beiden sind so besoffen, dass sie sich nicht einmal mehr an ihre Namen erinnern. Also – wie seid ihr hier reingekommen?«
»Das ist wirklich eine lange Geschichte«, antwortete Pia ausweichend.
»Oh, wir haben Zeit«, sagte Brack. Er grinste weiter, aber seine Augen lachten nicht.
»Und wir wollen Sie wirklich nicht mit hineinziehen«, fuhr Pia behutsam fort. »Es könnte unter Umständen gefährlich werden. Ich möchte nicht, dass sie unseretwegen Ärger bekommen.«
»Gefährlicher, als diese Halsabschneider von der Wache zu belügen?« Brack schüttelte den Kopf. »Wohl kaum.«
»Sag mal – würde es dir viel ausmachen, mich an eurem vertraulichen Gespräch teilhaben zu lassen?«, fragte Alica leicht genervt.
»Was hat deine Freundin?«, fragte Brack.
»Ach, nichts«, antwortete Pia hastig. »Sie ist ein bisschen nervös, das ist alles. Wir sind …« Sie entschied spontan, so nahe bei der Wahrheit zu bleiben wie möglich, allein um sich nicht in Widersprüche zu verwickeln und diesen sonderbaren Brack nicht noch misstrauischer zu machen, als er ohnehin schon war. »Jemand war hinter uns her.«
»Ein unzufriedener Kunde?«
»Wir sind einfach gerannt«, fuhr sie fort, ohne auf diese mit großer Wahrscheinlichkeit anzüglich gemeinte Bemerkung einzugehen. Bracks Zähne waren zwar zum Gotterbarmen schlecht, aber vermutlich zog er es vor, sie noch eine Weile zu behalten. »Das hier war einfach das erstbeste Versteck, das wir gefunden haben.«
»Und da seid ihr durch die Hintertür rein«, vermutete Brack und gab sich auch gleich selbst die Antwort. »Hundertmal habe ich diesem Nichtsnutz gesagt, er soll alle Türen und Fenster kontrollieren, bevor er geht, und hundertmal hat er es nicht getan! Ich sollte ihn den Schweinen zum Fraß vorwerfen!«
»Wen?«
»Lasar, diesen Taugenichts!«, schnaubte Brack. »Er hat behauptet, er wäre Küchenjunge bei Hofe gewesen, um sich die Anstellung hier zu erschleichen! Wahrscheinlich hat er das Schloss noch nicht einmal von Weitem gesehen! Ich werde ihn den Schweinen zum Fraß vorwerfen!«
Küchenjunge?, dachte Pia. Schloss?
»Ich verstehe kein Wort«, sagte Alica scharf.
Pia auch nicht. Sie sah Brack abwartend an, und erneut stieg ihr der Duft von gebratenem Fleisch und Brot in die Nase, mit einem Mal so intensiv, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief und ihr Magen hörbar knurrte.
»Klingt so, als wärt ihr wirklich lange auf der Flucht gewesen«, sagte Brack feixend. »Warte einen Moment.« Er stand auf, verschwand hinter der Theke und einen Moment später in den Schatten dahinter. Pia hörte ihn irgendwo rumoren.
»So, also allmählich langt es mir!«, fauchte Alica. »Was. Ist. Hier. Los?«
»Das weiß ich genauso wenig wie du«, antwortete Pia, so ruhig sie konnte. »Aber sollte mich plötzlich ein Blitzstrahl göttlicher Eingebung
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