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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Menschen überleben den Versuch, den Schlingwald zu durchqueren. Tatsächlich«, fügte er nach einem Moment und mit nachdenklich in Falten gelegter Stirn hinzu, »ist mir kein einziger Fall zu Ohren gekommen. Jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten.«
    »Da haben wir wohl mächtiges Glück gehabt«, erwiderte Pia spöttisch. »Auf jeden Fall mehr als der arme Teufel, den ich zwischen die Bäume geschmissen habe.«
    Brack machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mach dir darüber keine Sorgen. Um den Dummkopf ist es nicht schade. Brasil treibt sich nur mit solchem Gelichter herum. Niemand wird ihm eine Träne nachweinen, glaub mir. Außerdem hat er es nicht besser verdient.«
    »Weil er uns überfallen hat?«, fragte Pia. Sie war in diesem Punkt etwas anderer Meinung. Brasil und seine Kumpane hätten es vermutlich nicht dabei bewenden lassen, sie auszurauben, und das war alles andere als ein Spaß … aber ihrer Meinung nach kein Verbrechen, das die Todesstrafe verdiente. Es machte ihr zu schaffen, den Mann getötet zu haben, auch wenn sie sich noch so oft sagte, dass das ganz bestimmt nicht in ihrer Absicht gelegen hatte.
    »Nein«, antwortete Brack. »Weil er sich von einer Frau hat verprügeln lassen.«
    Pia sah ihn verständnislos an. »Ich habe mich nur verteidigt.«
    »Tun das alle Mädchen da, wo ihr herkommt?«, wollte Brack wissen.
    »Nein. Aber manche schon. Hier etwa nicht?«
    Brack blieb ihr die Antwort auf diese Frage schuldig, doch seine verwirrten Blicke sagten eigentlich schon genug. Pia musste plötzlich wieder daran denken, wie leicht es ihr im Grunde gefallen war, Brasil und seine Schlägerbande zu überrumpeln. Vielleicht war es ja ganz genau das gewesen. Sie hatte sie überrumpelt. Die Männer waren schlichtweg nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie sich verteidigen könnte!
    »Wie gesagt, mach dir um diesen Dummkopf keine Sorgen.« Brack wiederholte seine wegwerfende Geste und wechselte das Thema. »Heute ist es auf jeden Fall zu spät, WeißWald noch zu verlassen und einen anderen Ort oder auch nur ein Gasthaus zu erreichen. Ihr werdet wohl oder übel noch bis morgen früh bleiben müssen.«
    »Vielleicht sogar länger«, sagte Pia. Brack blickte fragend.
    »Unser Aufbruch heute Morgen war vielleicht etwas … überhastet«, sagte sie gedehnt. »Außerdem haben sich gewisse Dinge … nun ja, geändert.«
    »Geändert?«
    Der Kerl ist nicht mehr da, der Alica und mir ans Leder wollte. Nein. Das wäre vielleicht keine so gute Idee. »Und da sind noch die Stiefel.«
    Alica sah sie irritiert an, aber Brack nickte, als wäre diese Erklärung für ihn vollkommen ausreichend. »Das heißt, ihr bleibt vielleicht länger in WeißWald.«
    »Nicht länger als unbedingt nötig«, antwortete Pia. Was immer das auch bedeuten mochte. »Aber wir müssen vielleicht doch noch für eine kleine Weile deine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Keine Sorge«, fügte sie rasch hinzu, als Brack dazu ansetzen wollte, etwas zu sagen, »wir können für Essen und Unterkunft bezahlen.« Rasch zog sie den Lederbeutel hervor, den sie Brasil abgenommen hatte. Brack runzelte die Stirn, nahm ihn mit spitzen Fingern entgegen und grinste plötzlich. Ohne ein Wort der Erklärung zog er ihn auf, kramte zwei sonderbar geformte silberfarbene Münzen heraus und ließ sie in der Tasche verschwinden, bevor er ihr den Beutel zurückgab.
    »Das war das, was Brasil mir noch schuldet«, sagte er. »Der Rest wird für eine Weile reichen. Danach sehen wir weiter.«
    »Vielleicht finden wir eine Möglichkeit«, murmelte Pia. Ihr war nicht wohl bei diesen Worten.
    »Eine Möglichkeit?«, wiederholte Brack. »Welche sollte das sein?«
    »Das würde mich auch interessieren«, sagte Alica.
    »Vielleicht können wir für dich arbeiten?«, schlug Pia vor.
    »Bist du übergeschnappt?«, keuchte Alica.
    »Nein«, antwortete Pia scharf. »Aber wir brauchen ein Dach über dem Kopf und Essen und Trinken, wenigstens so lange, bis wir wissen, wie wir wieder nach Hause kommen. Und ich hasse es, zu betteln oder Almosen anzunehmen.«
    »Vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere Blödmann, der uns auszurauben versucht«, sagte Alica. »Scheint sich ja zu lohnen.«
    »Deine Einstellung ehrt dich, Mädchen«, sagte Brack, und seine Worte erinnerten Pia daran, dass er zwar Alicas Fragen nicht verstand, ihre Antworten darauf jedoch sehr wohl, »aber du weißt, dass das nicht möglich ist. Ich kann dich nicht für mich arbeiten lassen.«
    »Und warum

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