Elfenglanz
meinte. Nach kurzem Zögern grinste er. »Du bist witziger als Laurel.«
»Na super«, sagte Chelsea trocken. »Wetten, dass ich Davids Herz mit ein paar Witzen zur rechten Zeit erobern kann?«
»Das meine ich nicht«, sagte Tamani. »Jetzt mal ehrlich, du kannst dich nicht mit einer Elfe vergleichen. Wir sind Pflanzen. Aus irgendeinem Grund findet ihr Menschen unsere perfekte Symmetrie schön. Aber diese Perfektion macht uns nicht zu etwas Besserem und ich glaube auch nicht, dass David Laurel deshalb so liebt. Vielleicht war das der Grund, warum er sich in sie verliebt hat.«
»Soll heißen, dass sie auch im Innern besser ist?«, grummelte Chelsea.
Jetzt schaltet sie extra auf stur. »Nein. Ich will nur, dass du verstehst, warum Yuki eben nicht recht hat. In Avalon haben alle diese Symmetrie, die dir an Laurel und mir so auffällt. Wir haben eine gewisse Bandbreite an Schönheit, könnte man sagen, aber Laurel fällt überhaupt nicht aus dem Rahmen. Sie hat sogar eine Freundin an der Akademie, die ihre Zwillingsschwester sein könnte. Wenn David Katya begegnen würde, oder einer noch schöneren Elfe – glaubst du, er würde aufhören, Laurel zu lieben?«
»Also, ehrlich, du machst alles nur noch schlimmer«, knurrte Chelsea.
»Tut mir leid.« Tamani verzog das Gesicht. »Damit wollte ich nicht sagen, dass er nie aufhören wird …«
Chelsea unterbrach ihn mit einem leisen mitleiderregenden Schnaufen. »Schon gut, ich kann mir denken, worauf du hinaus willst. Aber wenn du irgendwen davon überzeugen willst, dass Laurel nichts Besonderes ist, vergiss es. Ich glaube es nicht, du glaubst es doch selbst nicht. Und abgesehen davon, dass ich nur auf eine Zukunft mit David hoffen darf, wenn du sie ihm wegnimmst, hoffe ich trotzdem, dass du es nie tun wirst.«
»Ach, darum geht es doch gar nicht.« Tamani dachte nach. »Laurel war sehr lange fort, Chelsea. Und obwohl ich sie immer geliebt habe, hatte ich früher auch Augen für andere Mädchen.« Bei diesem Geständnis kam er sich ein wenig lächerlich vor. »Ich habe sogar ein paar Mal auf Festen mit einer unglaublich schönen Elfe getanzt. Aber ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen, und seit ich wirklich mit Laurel zusammen sein und sie von Neuem kennenlernen kann, habe ich auch keinen Gedanken mehr an diese Elfe verschwendet. Ehrlich«, sagte er grinsend, als Chelsea die Augenbrauen hochzog, »beinahe hätte ich mich nicht einmal mehr an sie erinnert. Ich liebe Laurel und darum wird sie für mich zur schönsten Elfe auf der Welt. Dagegen kommt eben niemand an.«
Chelsea sah ihn mit ihren großen grauen Augen an. Sie hoffte inständig, dass er die Wahrheit sagte. »Könntest du Laurel vergessen, wenn du dich in mich verlieben würdest?«
Tamani seufzte. »Bestimmt, wenn ich denn in der Lage wäre, eine andere außer ihr zu lieben. Aber so ist es, glaube ich, nicht.«
»Wie kann sie dir bloß widerstehen?«, fragte Chelsea, doch sie konnte wieder lächeln.
Tamani zuckte die Achseln. »Das wüsste ich auch gerne. Wie kann David dir widerstehen?«
Jetzt musste sie wirklich lachen und löste damit die angespannte Atmosphäre in der kleinen Küche.
»Ich wünsche dir viel Erfolg mit ihm«, sagte Tamani wieder ernst.
»Wie selbstlos von dir«, erwiderte Chelsea und rollte mit den Augen.
»Nein, wirklich.« Tamani legte ihr eine Hand auf den Arm und ließ sie so lange dort liegen, bis sie ihm ins Gesicht sah. »Lassen wir meine Hoffnungen kurz beiseite. Ich weiß, wie es sich anfühlt, sich so nach jemandem zu sehnen. Ich weiß, wie weh das tut.« Nach einer kurzen Pause flüsterte er: »Ich wünsche uns, dass wir es beide schaffen.« Als sie gemeinsam die Küche verließen, grinste er sie an. »Und was für ein Zufall, dass das eine vom anderen abhängt!«
Vier
O bwohl Laurel schon mit offenen Augen dalag, als frühmorgens ihr Wecker klingelte, zuckte sie bei dem schrillen Geräusch zusammen. An einem normalen 22. Dezember würde sie ihren Eltern in ihren Geschäften helfen oder noch letzte Hand an die Weihnachtsdekoration legen, Weihnachtslieder hören oder Leckereien für die Festtage vorbereiten. Doch sie hatte den Verdacht, dass es in diesem Jahr viel weniger feierlich zugehen würde.
Der Himmel war noch recht dunkel, als Laurel ihren Schrank öffnete und nach einer Bluse griff, die von den Elfen geschneidert worden war. Diese Bekleidung passte gut zu diesem Tag, an dem sie voll und ganz in ihre Rolle als Gesandte aus Avalon schlüpfte. Als sie das
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