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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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ihr dann das Tattoo auf die Haut gedrückt. Jetzt konnte sie ihn nur noch selten zum Sex überreden.
    »Die City bei Nacht. Romantisch.«
    Aus Ruths Mund klang es wie das genaue Gegenteil. »Wieso? Was ist los mit dir?«
    »Nichts«, sagte Ruth, »ich bin nicht so ganz bei der Sache.« Sie fächelte sich mit einer Hand Luft zu. »So viele halb nackte Mädchen an einem Ort.«
    Val nickte wenig überzeugt.
    »Hast du mal in diese Chatlogs reingeguckt, von denen ich dir erzählt habe? Und in den, wo ich dir für das Projekt die Statistik über Haushalte geschickt habe, in denen nur Frauen leben?«
    »Bin nicht dazu gekommen. Ich sehe es mir morgen an, okay?« Val verdrehte die Augen. »Meine Mutter ist Tag und Nacht online. Sie hat sich im Internet einen Freund angelacht.«
    Ruth gab Würgegeräusche von sich.
    »Wie?«, fragte Val. »Ich dachte, du bist für Online-Dating.
Hast du mir nicht gesagt, dass es dabei um etwas rein Geistiges ginge? Ganz und gar spirituell, ohne die Last der Fleischeslust?«
    »Das habe ich hoffentlich nicht gesagt.« Ruth drückte ihren Handrücken gegen die Stirn und schwankte in gespielter Ohnmacht rückwärts. Dann fing sie sich ruckartig wieder und stellte sich kerzengerade hin. »Hallo, ist das da ein Gummiband um deinen Pferdeschwanz? Das reißt dir sämtliche Haare aus. Komm her, ich glaube, ich habe ein vernünftiges Zopfgummi und eine Bürste.«
    Val setzte sich breitbeinig vor Ruth auf die Bank, damit die das Gummi aus ihren Haaren ziehen konnte. »Aua. Du machst es nur noch schlimmer.«
    »Solltet ihr Athleten nicht härter im Nehmen sein?« Ruth bürstete Vals Haare und zog ihren Pferdeschwanz durch das Zopfband, das sie knalleng zog. Val hatte das Gefühl, dass sich der Flaum in ihrem Nacken aufrichtete.
    Jennifer kam auf sie zu und stützte sich auf ihren Lacrosseschläger. Das unscheinbare, starkknochige Mädchen war mit Val schon in den Kindergarten gegangen. Sie sah immer unnatürlich sauber aus, von den glänzenden Haaren bis zum grellen Weiß ihrer Kniestrümpfe und ihrer faltenlosen kurzen Hose. Außerdem war sie Mannschaftskapitänin. »Hey, Lesbo, mach dich vom Acker.«
    »Hast du Angst, dich anzustecken?«, fragte Ruth zuckersüß.
    »Verpiss dich, Jen«, sagte Val, weniger schlagfertig, und einen Tick zu spät.

    »Hier ist Rauchen verboten«, sagte Jen, aber sie sah Ruth gar nicht an. Sie starrte Vals Jogginghose an. Tom hatte die eine Seite dekoriert, indem er mit einem Textmarker einen Wasserspeier über die gesamte Länge des Beins gemalt hatte. Auf dem anderen Hosenbein standen coole Sprüche und anderes Zeug, das Val mit verschiedenen Stiften darauf verewigt hatte. Wahrscheinlich hatte Jen eine andere Vorstellung von passender Trainingskleidung.
    »Egal, ich muss sowieso gehen.« Ruth drückte ihre Zigarette auf der Bank aus und brannte ein Loch in das Holz. »Bis später, Val, bis später, Klemmschwester.«
    »Was ist los mit dir?«, fragte Jennifer leise, als wollte sie Val wirklich zur Freundin. »Warum gibst du dich mit der ab? Siehst du nicht, wie daneben die ist?«
    Val senkte den Blick und hörte all die Dinge, die Jen nicht laut sagte: Bist du auch lesbisch? Bist du scharf auf mich? Wir lassen dich nur solange mitspielen, bis du Farbe bekennst.
    Wäre das Leben ein Videospiel, würde sie jetzt ihre Kraft dazu benutzen, Jen in die Luft zu werfen, zweimal mit dem Lacrosseschläger auf sie loszugehen und sie an die Wand zu werfen. Wenn das Leben wirklich ein Videospiel wäre, müsste Val das wahrscheinlich im Bikini und mit Megabrüsten tun, die jeweils aus einzeln animierten Vielecken bestünden.
    Im echten Leben biss Val sich auf die Unterlippe und zuckte die Achseln, ballte aber gleichzeitig die Fäuste. Sie hatte sich bereits in zwei Kämpfe hineinziehen lassen, seit
sie in die Mannschaft gekommen war, und konnte sich keinen dritten Ausrutscher leisten.
    »Was ist los? Brauchst du deine Freundin, um zu antworten?«
    Val schlug Jen direkt ins Gesicht.

    Ihre Knöchel brannten, als Valerie ihren Rucksack und den Lacrosseschläger zu dem anderen Kram auf den Fußboden ihres Zimmers warf. Sie wühlte in ihren Sachen, bis sie einen Slip und einen Sport-BH fand, der sie noch flacher erscheinen ließ, als sie ohnehin schon war. Mit einer schwarzen Hose, von der sie hoffte, dass sie sauber war, und dem grünen Kapuzenshirt aus der Schmutzwäsche unter dem Arm tappte sie in den Flur. Ihre Profilsohlen knirschten, rissen Märchenbücher aus ihrer Bindung und

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