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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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sie. »Du könntest wie alles andere aussehen. Wie jeder andere.«
    Ravus stellte mit finsterer Miene den Mörser ab und ging um den Tisch herum. Sie erschauerte, aber nur zum Teil aus Angst.
    Val war sich dessen sehr bewusst, dass das Bett in dem sie lag, nur ihm gehören konnte, aber sie wollte es nicht verlassen, solange sie keine Hose anhatte.
    »Ach, meinst du mit einem Schild?« Er hielt inne. »Damit ich nicht so schrecklich aussehe? Nicht ganz so unheimlich?«
    »Du siehst nicht... », setzte Val an, brach aber ab, als er die Hand hob.
    »Meine Mutter war sehr schön. Zweifellos habe ich eine breiter gefasste Vorstellung von Schönheit als du.«
    Val sagte nichts dazu, sie nickte einfach. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, wie umfassend ihre Vorstellung
von Schönheit war. Sie hatte das Thema immer sehr begrenzt betrachtet, in Hinblick auf ihre Mutter und andere Leute, die sich zu viel Mühe gaben. Schönheit war ihr immer eher verächtlich erschienen, als müsste man dafür etwas anderes, Lebenswichtiges hergeben.
    »Sie hatte Eiszapfen im Haar«, fuhr Ravus fort. »Es wurde so kalt, dass der Frost ihre Zöpfe zu kristallenen Juwelen verband, die klirrten, wann immer sie sich rührte. Du hättest sie im Schein der Kerzen sehen sollen. Sie erleuchteten das Eis, als wäre es aus Feuer. Es hatte sein Gutes, dass sie nicht unter der Sonne wandeln konnte - sie hätte den Himmel entzündet.«
    »Wieso konnte sie nicht unter der Sonne wandeln?«
    »Das können wir alle nicht. In der Sonne werden wir zu Stein - und bleiben versteinert, bis die Nacht hereinbricht.«
    »Tut das weh?«
    Er schüttelte den Kopf, ohne die Frage richtig zu beantworten. »Bei all ihrer Schönheit zeigte meine Mutter meinem Vater nie ihr wahres Ich. Er war sterblich wie du und in seiner Gegenwart trug sie immer einen Schild. Oh, der Schild war auch schön, aber es war eine gedämpfte Schönheit. Wir Brüder und Schwestern mussten auch so einen Schild tragen.«
    »Er war sterblich?«
    »Sterblich. Verweht in einem Elfenseufzer. Das hat meine Mutter immer gesagt.«
    »Und du bist...?«

    »Ein Troll. Elfenblut setzt sich immer durch.«
    »Wusste er Bescheid?«
    »Er tat so, als wüsste er über keinen von uns Bescheid, aber ich denke, er hat es erraten. Zumindest muss er geahnt haben, dass wir keine Menschen sind. Er hatte eine Mühle, in der er Holz sägte und trocknete, von den Bäumen, die auf den Hunderten von Hektar wuchsen, die er besaß. Esche, Espe, Birke, Eiche, Weide. Wacholder, Kiefer und Eibe.
    Mein Vater hatte noch eine Familie in der Stadt, aber in diesem Fall tat meine Mutter so, als wüsste sie von nichts. Alle taten sehr oft so als ob. Sie sorgte dafür, dass die Balken meines Vaters glatt und flach waren. Sie waren immer wunderbar gehobelt und verfaulten und verzogen sich nie.
    Wir Elfen... tun nie etwas in Maßen. Wenn wir lieben, bestehen wir nur noch aus Liebe. So war meine Mutter auch. Aber im Gegenzug verlangte sie, dass er eine Glocke oben auf dem Hügel läutete, um sich anzukündigen.
    Eines Tages vergaß mein Vater, die Glocke zu läuten.«
    Der Troll ging zu der kochenden Milch und goss sie in eine chinesische Tasse. Ein Duft von Zimt und Schokolade zog zu Val herüber.
    »Er sah uns alle, wie wir wirklich waren.« Ravus setzte sich neben sie, sein langer Mantel breitete sich über den Fußboden. »Er floh. Er kam niemals zurück.«
    Sie nahm die Tasse entgegen und nahm vorsichtig einen Schluck. Der Kakao war noch zu heiß und sie verbrannte sich die Zunge. »Und was ist dann passiert?«

    »Die meisten Leute würden sich mit diesem Ende der Geschichte zufriedengeben. Was dann passierte? Die Liebe meiner Mutter wandelte sich in Hass. Selbst ihre Kinder bedeuteten ihr danach nichts mehr, erinnerten sie sie doch nur an ihn.« Val dachte an ihre eigene Mutter und daran, dass sie ihre Liebe immer für selbstverständlich gehalten hatte. Natürlich liebte sie ihre Mutter - doch jetzt hasste Val sie. Es erschien ihr nicht richtig, dass das eine sich so schnell in das andere verwandeln konnte.
    »Ihre Rache war fürchterlich.« Ravus senkte den Blick auf seine Hände, und Val erinnerte sich daran, wie er sie aufgeschlitzt hatte, als er das Schwert an der Klinge gepackt hatte. War seine Wut so gewaltig gewesen, dass er den Schmerz nicht gespürt hatte? Liebte er so, wie seine Mutter es getan hatte?
    »Meine Mutter war auch sehr schön«, sagte Val. Sie wollte weiterreden, aber der eine Schluck heißen Kakaos

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