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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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hatte sie mit einer solch köstlichen Mattigkeit erfüllt, dass sie schon wieder in den Schlaf sank.

    Stimmen weckten Val. Die ziegenfüßige Frau war da und sprach leise mit Ravus.
    »Einen streunenden Hund könnte ich ja noch verstehen«, sagte sie. »Aber so was? Du hast ein zu weiches Herz, Ravus.«
    »Nein, Mabry«, erwiderte der Troll. »Habe ich nicht.« Er warf einen Blick in Vals Richtung. »Ich glaube, sie will sterben.«

    »Vielleicht kannst du ihr ja dabei helfen«, sagte Mabry. »Das kannst du gut, Leuten beim Sterben helfen.«
    »Gibt es noch einen anderen Grund für deinen Besuch, außer, mir meine Schuld unter die Nase zu reiben?«
    »Das wäre durchaus Grund genug, aber es ist schon wieder jemand umgekommen«, antwortete Mabry. »Ein Mitglied des Meervolks im East River. Ein Mensch fand ihre Leiche, aber die Krabben waren schon so lange vorher da, dass es wohl keinen großen Skandal geben dürfte.«
    »Das weiß ich«, sagte Ravus.
    »Du weißt zu viel. Du hast sie alle gekannt, jeden einzelnen Toten«, sagte Mabry. »Bist du der Mörder?«
    »Nein«, antwortete Ravus. »Die Toten wurden allesamt vom Seligen Hof verbannt. Das ist doch sicher schon jemandem aufgefallen.«
    »Alle wurden vergiftet«, sagte Mabry. »Das ist das, was auffällt.«
    Ravus nickte. »Im Mund der Meerjungfrau roch es nach Rattengift.«
    Val erstickte ein Keuchen und drückte ihr Gesicht in die Decke.
    »Die Elfen glauben, du warst es«, sagte Mabry. »So viele Zufälle gibt es nicht, dass die Toten sämtlich deine Kunden waren und nur Stunden starben, nachdem sie eine Lieferung durch einen deiner menschlichen Boten erhielten.«
    »Nach dem gescheiterten Zehntopfer am Dunklen Hof haben sicher dutzendweise freie Geister des Unseligen Hofes Nicnevins Reich verlassen. Ich verstehe nicht, warum
es leichter ist zu glauben, ich wäre zum Giftmörder geworden.«
    »Jetzt Herrn Roibens Reich.« Irgendetwas klang in Mabrys Stimme mit, das Val nicht deuten konnte. »Solange Silarial es ihm lässt.«
    Ravus rümpfte die Nase, und Val glaubte, etwas in ihm zu sehen, was ihr bisher nicht aufgefallen war. Er trug einen Gehrock, aber das Kleidungsstück war zu neu für die Epoche, aus der es stammen sollte. Da wurde ihr klar, dass es ein Kostüm war, und plötzlich war sie sicher, dass Ravus viel jünger war, als sie gedacht hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie Elfen alterten, aber irgendwie gab er sich zu viel Mühe, vor Mabry erfahren zu wirken.
    »Ist mir ganz egal, wer jetzt Herr oder Herrin über den Dunklen Hof ist«, sagte er gerade. »Am besten bringen sie sich alle gegenseitig um, dann sind wir das Problem los«.
    Mabry warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich habe keinerlei Zweifel, dass es dir wirklich so am liebsten wäre.«
    »Ich werde die Herrin Silarial benachrichtigen. Ich weiß, dass für sie Elfen nicht zählen, die so nah an der Stadt wohnen, aber nicht einmal ihr kann es egal sein, wenn vom Hellen Hof Verbannte ermordet werden. Wir bewegen uns immer noch in den Grenzen ihres Reiches.«
    »Nein«, widersprach Mabry in einem gänzlich anderen Tonfall. »Das halte ich für unklug. Den Adel in die Sache hineinzuziehen, könnte alles noch verschlimmern.«
    Ravus seufzte und schaute zu Val hinüber. »Das kann ich mir kaum vorstellen.«

    »Warte noch ein bisschen, bevor du irgendwelche Botschaften verschickst«, sagte Mabry.
    Er seufzte. »Danke, dass du mich gewarnt hat, ungeachtet dessen, was du von mir hältst.«
    »Gewarnt? Ich bin aus reiner Schadenfreude gekommen«, sagte sie und rauschte mit klappernden Hufen die Treppe hinunter.
    Ravus sagte zu Val: »Du kannst jetzt aufhören, so zu tun, als würdest du schlafen.«
    Mit einem Stirnrunzeln setzte Val sich auf.
    »Du hältst sie für unfreundlich«, sagte er mit dem Rücken zu ihr. Val wünschte, sie könnte seinen Gesichtsausdruck sehen; seine Stimme war schwer zu deuten. »Doch es ist allein meine Schuld, dass sie in dieser nach Eisen stinkenden Stadt festsitzt. Außerdem hat sie noch mehr und bessere Gründe, mich zu hassen.«
    »Welche denn?«
    Ravus fuhr mit der Hand über eine Kerze und schon bildete sich aus dem Rauch das Gesicht eines jungen Mannes. Es war zu schön, um menschlich zu sein. »Tamson«, sagte Ravus. Goldenes Haar, aus dem Gesicht gestrichen, umschmeichelte den Hals der Gestalt, lässig wie sein Lächeln.
    Val rang nach Luft. So einen Zauber hatte sie noch nie erlebt.
    Tamsons Körper erschien wie aus dem Nichts in einer Rüstung, die aus Rinde

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