Elfenherz
und für zehn Dollar vertickt. Die meiste Zeit jedoch waren sie zu weggetreten vom Nimmer, um die alten Runden zu drehen. Es war sowieso einfacher, sich zu nehmen, was man brauchte. Schließlich mussten sie nur darum bitten.
Eine Uhr. Eine Kamera. Ein Goldring.
Diese Dinge ließen sich auch besser verkaufen als das gebrauchte Zeug.
Endlich erlaubte Ravus ihr, die Bewegungen zu kombinieren und zu kämpfen. Mit seinen langen Armen war er natürlich im Vorteil, aber den brauchte er gar nicht. Er war gnadenlos und warf sie mit dem Besenstiel um, drängte sie mit dem Rücken an die Wand und warf den Tisch um, wenn sie versuchte, sich dahinter zu verschanzen. Dank ihres Instinkts und des jahrelangen Sporttrainings in Kombination
mit ihrem Ehrgeiz konnte auch sie den einen oder anderen Treffer landen.
Es war wunderbar, seine Miene zu beobachten, wenn sie mit dem Besenstiel sein Bein traf. Erst kam der Zorn, dann die Überraschung und dann die Freude - alles in Sekundenbruchteilen.
Sie traten wieder einen Schritt zurück und fingen von Neuem an, indem sie sich tänzelnd umkreisten. Ravus täuschte und Val parierte, aber plötzlich drehte sich der Raum um sie und sie taumelte an die Wand.
Als er ihr den Stiel in die andere Seite rammte, schrie sie vor Schmerz auf.
»Was ist los mit dir?«, rief der Troll. »Warum hast du den Schlag nicht abgewehrt?«
Val zwang sich, aufrecht zu stehen, grub ihre Fingernägel in die Hand und biss sich in die Wange. Ihr war immer noch schwindelig, aber sie hoffte, so tun zu können, als ginge es ihr gut. »Ich weiß nicht... mein Kopf...«
Ravus schlug den Besenstiel an die Wand, wo das Holz zersplitterte, und zerkratzte den Beton. Dann ließ er die Überreste des Stocks fallen und wandte sich wieder Val zu. Seine schwarzen Augen brannten wie Stahl in der Esse. »Hättest du mich doch nie gebeten, dein Lehrer zu sein! Ich kann mich im Kampf nicht zurückhalten. Ich werde dir noch wehtun.«
Sie machte einen Stolperschritt rückwärts und der Besenstiel verschwamm vor ihren Augen.
Ravus holte tief und abgerissen Luft, um sich zu beruhigen.
»Vielleicht hat dich die Magie in diesem Raum aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich kann sie oft an dir riechen, an deiner Haut, an deinen Haaren. Möglicherweise bist zu viel von ihr umgeben.«
Val schüttelte den Kopf, hob ihren Besenstiel auf und zwang sich in die Ausgangsposition zurück. »Mir geht’s wieder gut.«
Er sah sie eindringlich an. »Hat deine Schwäche mit der Magie hier zu tun oder mit dem, was du draußen auf der Straße treibst?«
»Ist doch egal«, antwortete sie. »Ich will kämpfen.«
»Als ich klein war«, sagte er, ohne sich in seine Position zu begeben, »brachte meine Mutter mir erst bei, mit den Händen zu kämpfen, bevor sie mir eine Waffe in die Hand drückte. Sie und meine Brüder und Schwestern gingen mit Gestrüpp auf mich los, bombardierten mich mit Schnee und Eis, bis ich endlich wütend wurde und zum Angriff überging. Schmerzen galten nicht als Ausrede, Krankheiten auch nicht. Das sollte meine Wut nur noch mehr anfachen.«
»Ich rede mich nicht raus.«
»Nein, nein«, sagte Ravus. »So war das nicht gemeint. Setz dich. Mit Wut im Bauch wird man kein guter Schwertkämpfer. Im Gegenteil: Sie bringt dich aus dem Gleichgewicht. Ich hätte erkennen müssen, dass du krank bist, doch ich sah nur die Schwäche. Das ist mein Fehler, nicht deiner.«
»Ich hasse es, nicht gut darin zu sein«, sagte Val, als sie sich auf einen Stuhl plumpsen ließ.
»Du bist gut. Du findest es schrecklich, dass du nicht großartig bist.«
Sie lachte, aber es klang gekünstelt. Es regte sie auf, dass die Welt immer noch nicht wieder richtig stillstehen wollte und dass er sich ärgerte. »Warum braust du Zaubertränke, wenn du die Ausbildung eines Schwertkämpfers hast?«
Ravus lächelte. »Als ich das Reich meiner Mutter verließ, wollte ich das Schwert hinter mir lassen. Ich wollte etwas Eigenes machen.«
Sie nickte.
»Auch wenn manche Elfen empört wären, lernte ich das Brauen von Zaubertränken von einer Menschenfrau. Sie stellte Arzneien, Elixiere und Salben für andere Sterbliche her. Man sollte meinen, dass die Menschen so etwas gar nicht mehr machen, aber an bestimmten Orten tun sie es doch. Sie war immer höflich zu mir, distanziert höflich, als wollte sie einen unberechenbaren Geist friedlich stimmen. Ich glaube, sie wusste, dass ich kein Mensch war.«
»Und was ist mit dem Nimmer?«, fragte Val.
»Womit?«
Es war
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